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Zur Lage im Gazastreifen
Über ein Jahr ist vergangen, seit der verheerende Krieg in Gaza nach den Angriffen der Hamas am 7. Oktober 2023 begonnen hat. Laut dem Gesundheitsministerium hat dieser Krieg über 41.500 Menschen in Gaza das Leben gekostet.
Viele Menschen haben dabei ihre Familien, ihre Häuser, ihre Lebensgrundlagen und ihre Hoffnung auf eine Zukunft verloren. Sie haben unvorstellbare Gewalt erlebt. 90 Prozent der Bevölkerung wurde mindestens einmal vertrieben.
Ohne einen dauerhaften Waffenstillstand hören die Gewalt und das Leid im Gazastreifen nicht auf.
26 Angriffe auf Krankenhäuser und medizinisches Personal
Seit Beginn des Krieges waren wir gezwungen, 14 Gesundheitseinrichtungen aufgrund der extremen Gewalt, der Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen und der wiederholten Verletzungen unserer humanitären Prinzipien zu verlassen.
Sechs unserer Mitarbeiter:innen wurden getötet. Es wurden 26 gewaltsame Vorfälle, darunter Luftangriffe auf Krankenhäuser, Bodenangriffe in medizinischen Einrichtungen oder Angriffe auf Konvois, gemeldet.
Unser Einsatz geht weiter
Trotz dieser Herausforderungen arbeiten unsere Teams unermüdlich daran, Patient:innen zu versorgen. Unter unseren Patient:innen sind:
- Kinder mit schweren Verbrennungen und Traumata
- Frauen, die auf Notfall-Geburtshilfe angewiesen sind
- Patient:innen mit Krankheiten und Infektionen, die auf die unhygienischen Bedingungen in den Geflüchtetenlagern zurückzuführen sind
Unsere Einsätze finden unter enormen logistischen Herausforderungen statt. Es mangelt an allem. Es fehlen Wasser, Lebensmittel, Medikamente und Treibstoff - auch zur Stromerzeugung. Nur ein kleiner Bruchteil der dringend benötigten Hilfslieferungen kommt im Gazastreifen an.
Wir fordern …
- ... ein Ende der Kampfhandlungen und einen langfristigen Waffenstillstand. Die Angriffe, die Tausende Zivilist:innen verletzen und töten, müssen aufhören.
- Alle Parteien müssen sich an das humanitäre Völkerrecht halten. Die Angriffe auf medizinische Einrichtungen und Personal müssen aufhören. Krankenhäuser dürfen nicht militärisch genutzt und nicht angegriffen werden.
- Unparteiische Hilfe muss bedingungslos möglich sein. Humanitäre Güter, Medikamente, Wasser und Nahrungsmittel müssen in den Gazastreifen geliefert werden können und die Menschen in Not erreichen.
Timeline: Aktuelles aus Gaza
Die aktuelle Situation im Nahostkonflikt ändert sich täglich und wir passen unsere Hilfe, soweit es uns möglich ist, an. Hier halten wir Sie auf dem Laufenden:
28. Oktober 2024: Wir trauern um unseren Kollegen Hasan Suboh
Wir verurteilen die Tötung unseres Kollegen Hasan Suboh während einer israelischen Militäroperation am 24. Oktober in Chan Junis aufs Schärfste. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden bei diesem Angriff mindestens 33 Menschen getötet, darunter 14 Kinder.
Hasan ist der achte Kollege, der seit dem 7. Oktober 2023 im Gazastreifen getötet wurde und der zweite innerhalb von zwei Wochen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und unseren Kolleg:innen in Gaza.
15. Oktober 2024: Al-Aksa-Krankenhaus bei Luftangriff getroffen
Gestern wurde das Gelände des von uns unterstützten Al-Aksa-Krankenhauses in Gaza bei einem israelischen Luftangriff getroffen. Dort hatten Vertriebene Zuflucht gefunden. Dabei wurden 65 Menschen verletzt und fünf getötet. Seit März 2024 ist dies bereits das siebte Mal, dass das Krankenhausgelände getroffen wurde.
Es ist ein Bild der Verwüstung. Zelte fingen Feuer, während die Menschen schliefen. Im Krankenhaus wurden 40 Patient:innen behandelt, darunter Kinder und Frauen, viele mit schweren Verbrennungen.
Zivilist:innen, medizinisches Personal und Gesundheitseinrichtungen müssen jederzeit geschützt werden und von allen Kriegsparteien respektiert werden. Die Menschen im Gazastreifen sind den anhaltenden Bombardierungen schutzlos ausgeliefert. Wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand!
9. Oktober 2024: Evakuierungsanordnungen müssen stoppen
Die jüngsten Evakuierungsanordnungen der israelischen Streitkräfte wegen weiterer Kampfhandlungen im Norden müssen gestoppt werden. Für die Zivilbevölkerung gibt es keinen sicheren Ort im Gazastreifen mehr.
Schon jetzt gibt es kaum noch Zugang zu Wasser, medizinischer Versorgung und Sicherheit. Es ist unvorstellbar, wie noch mehr Menschen auf diesen engen Raum im Süden passen sollen.
Die israelischen Streitkräfte haben außerdem die Evakuierung der drei wichtigsten Krankenhäuser im nördlichen Gazastreifen angeordnet – das Indonesische Krankenhaus, das Kamal-Adwan-Krankenhaus und das Al-Awda-Krankenhaus. In diesen Einrichtungen werden noch Patient:innen behandelt, viele von ihnen auf Intensivstationen.
Mehr als eine Million Menschen leben bereits jetzt unter katastrophalen Bedingungen in einem kleinen Gebiet im südlichen Gazastreifen. Auch diese humanitäre Zone im Süden ist nicht sicher, da das Gebiet immer wieder unter Beschuss gerät. Die Zivilbevölkerung muss geschützt werden.
19. September 2024: Zweites provisorisches Krankenhaus in Deir Al Balah eröffnet
Am 18. September haben wir ein zweites provisorisches Krankenhaus in Deir al-Balah in Gaza eröffnet. Provisorische Krankenhäuser werden nur aufgrund der Zerstörung des Gesundheitssystems in Gaza benötigt und sind keine dauerhafte und nachhaltige Lösung.
Krankenhäuser müssen geschützt werden. Es brauch einen sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand.
Fotos vom provisorischen Krankenhaus in Deir Al Balah
2. September 2024: Polio-Impfkampagne gestartet
Im Gazastreifen haben das Gesundheitsministerium und die Vereinten Nationen eine groß angelegte Polio-Impfkampagne gestartet. Unsere Teams werden logistische und organisatorische Unterstützung in fünf Gesundheitseinrichtungen in Dair-al-Balah und in Chan Junis leisten.
Das Wiederauftreten von Polio in Gaza ist eine Folge der anhaltenden Zerstörung der Infrastruktur und des Gesundheitssystems. Die daraus resultierenden unhygienischen Lebensbedingungen sowie der fehlende Zugang zu Impfungen können zur Ausbreitung der Krankheit führen.
Die Kampagne, die auf rund 640.000 Kinder unter 10 Jahren angelegt ist, ist ein positiver Schritt. Doch angesichts des kritischen medizinischen und humanitären Bedarfs ist sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Die einzige Lösung ist ein sofortiger und dauerhafter Waffenstillstand, um den Menschen im Gazastreifen einen angemessenen Zugang zu Hilfe und medizinischer Versorgung zu gewährleisten.
27. August 2024: Keine Sicherheit in Gaza - Eindrücke aus dem Krisengebiet von Lisa Macheiner
Ich habe oft an die Kinder gedacht: Viele Kinder sagen, dass sie lieber sterben wollen als das alles mitzuerleben. Sie fragen, warum ihnen das passiert, was sie getan haben und wann der Krieg aufhört.
Die humanitäre Lage in Gaza verschärft sich täglich. In ihrem Blogbeitrag gibt Lisa Macheiner, Projektkoordinatorin bei Ärzte ohne Grenzen, bewegende Einblicke in die täglichen Herausforderungen vor Ort. Sie beschreibt, wie wir inmitten von Gewalt und Zerstörung unermüdlich medizinische Hilfe leisten.
6. August 2024: Blockierter Zugang zu medizinischer Hilfe für Palästinenser:innen in Hebron
Der Zugang zu medizinischer Versorgung hat sich für Palästinenser:innen in Hebron und dem Umland der Stadt rapide verschlechtert.
Ursächlich hierfür sind von den israelischen Streitkräften verhängte Restriktionen und von israelischen Soldat:innen und Siedler:innen ausgeübte Gewalt, berichtet Ärzte ohne Grenzen in dem heute veröffentlichten Report „Occupied lives: the risk of forcible transfer of Palestinians in Hebron“.
13. Juli 2024: "Noch nie so einen Massenansturm an Verletzten gesehen"
Am 13. Juli trafen israelische Angriffe ein Gebiet in Al-Mawasi, Khan Younis, wo Tausende von Vertriebenen Zuflucht gefunden hatten. Unsere Teams im Nasser-Krankenhaus, darunter auch jene in der Entbindungsstation, unterstützten die Versorgung von über hundert Patient:innen.
Ich habe noch nie so einen Massenansturm an Verletzten gesehen wie am 13. Juli. Jeder Platz im Krankenhaus war mit Verletzten oder Toten belegt.
Am 5. Juli warnten wir vor der Gefahr, dass das Nasser-Krankenhaus im Falle eines Massenansturms von Verletzten überfordert sein könnte.
Das zusammengebrochene Gesundheitssystem im Gazastreifen ist nicht in der Lage, den sprunghaft ansteigenden Bedarf zu decken, während die humanitäre Hilfe nach Gaza weiterhin behindert wird.
10. Juli 2024: Letzte Gesundheitseinrichtung im Norden vorläufig geschlossen
Wir mussten unsere letzte Gesundheitseinrichtung im Norden des Gazastreifens vorläufig schließen, nachdem die israelischen Streitkräfte einen Evakuierungsbefehl am 8. Juli für Teile von Gaza-Stadt erlassen hatten. Wir haben unsere Patient:innen bis zur letzten Minute versorgt.
Die meisten Gesundheitseinrichtungen im Norden des Gazastreifens sind nicht mehr funktionsfähig und haben mit kritischen Versorgungsengpässen zu kämpfen.
Wir sind bereit, die Arbeit in der Klinik in Gaza-Stadt wieder aufzunehmen, doch dazu müssen die Gesundheitseinrichtungen, ihre Umgebung und das Personal geschützt werden.
25. Juni 2024: Ermordung unseres Kollegen Fadi Al-Wadya
Wir sind empört und verurteilen die Ermordung unseres Kollegen Fadi Al-Wadiya bei einem Anschlag heute früh in Gaza-Stadt auf das Schärfste. Bei dem Anschlag wurden fünf weitere Menschen getötet, darunter drei Kinder. Er war gerade mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit.
Fadi war ein 33-jähriger Physiotherapeut und Vater von drei Kindern. Er war seit 2018 bei Ärzte ohne Grenzen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Angehörigen.
Fadi ist der sechste Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen, der seit dem 7. Oktober 2023 im Gazastreifen getötet wurde.
Dieser Angriff ist ein weiteres brutales Beispiel für die sinnlose Tötung von palästinensischen Zivilist:innen und medizinischem Personal in Gaza. Wir arbeiten noch daran, die Einzelheiten dieses entsetzlichen Vorfalls zu prüfen.
UPDATE (28.6.2024): Stellungnahme zu den Anschuldigungen gegen unseren Mitarbeiter Fadi Al-Wadiya
5. Juni 2024: Enormer Zustrom von Patient:innen auf Al-Aqsa Krankenhaus
Mindestens 70 Tote und über 300 Verletzte, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, wurden seit Dienstag nach schweren israelischen Angriffen in der Middle Area des Gazastreifens in das Al-Aqsa Krankenhaus gebracht.
„Der Geruch von Blut in der Notaufnahme des Krankenhauses war heute früh unerträglich. Überall liegen Menschen, auf dem Boden, draußen... die Leichen wurden in Plastiksäcken gebracht. Die Situation ist entsetzlich", sagt Karin Huster, unsere medizinische Koordinatorin in Gaza.
Die medizinischen Teams im Al-Aqsa-Krankenhaus - eine der einzigen noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen in der Middle Area - versuchen derzeit, einen enormen Zustrom von Patient:innen zu bewältigen.
Viele der Patient:innen kommen mit schweren Verbrennungen, Schrapnellwunden, Knochenbrüchen und anderen traumatischen Verletzungen an.
„Aufgrund der irrsinnigen Eskalation der Gewalt an verschiedenen Orten des Gazastreifens in den letzten 48 Stunden und der Tatsache, dass der Grenzübergang Rafah seit einem Monat geschlossen ist, ist das Gesundheitssystem nun am Rand des Zusammenbruchs“, so Karin Huster.
1. Juni 2024: Einsatzleiterin Lisa Macheiner berichtet aus dem Gazastreifen
Die Österreicherin Lisa Macheiner ist für Ärzte ohne Grenzen als Einsatzleiterin im Gazastreifen. Hier berichtet sie, mit welchen unvorstellbaren Herausforderungen die vertriebene Bevölkerung konfrontiert ist:
„Wir sehen, wie Hunderttausende von Menschen auf einem winzigen Streifen Land in Al-Mawasi zusammengepfercht sind und ihre Zelte überall dort aufstellen, wo sie Platz finden. Selbst wenn dieser Platz so nah am Meer liegt, dass ihre Zelte von jeder Welle weggespült werden könnten. Wir sehen Menschen, die nach Chan Junis zurückkehren und ihre Zelte auf den zerstörten Gebäuden aufbauen, die nur noch aus Schutt bestehen.
Die Menschen berichten uns, dass sich unter den Trümmern ihrer Häuser noch Dutzende von Leichen und Familienangehörigen befinden, die sie noch nicht bergen oder begraben konnten. Nicht explodierte Sprengkörper stellen nach wie vor eine große Gefahr für die vertriebene Bevölkerung dar - insbesondere für Kinder, die versuchen, etwas zu essen, zu trinken oder zu spielen zu finden.
Wenn wir durch Chan Junis fahren, können wir sehen, wie öffentliche Infrastrukturen wie Schulen, Moscheen, Universitäten und Straßen systematisch und vorsätzlich zerstört werden.
Aufgrund der Blockade der humanitären Lieferungen sind wir immer noch nicht in der Lage, unsere Aktivitäten auszuweiten und auf alle Bedürfnisse zu reagieren. Zusätzlich zu den Bombardierungen sterben jeden Tag Menschen wegen der israelischen Blockade von humanitären Hilfsgütern.“
8. Mai 2024: Offensive auf Rafah
Die israelischen Streitkräfte haben mit ihrer Offensive auf Rafah begonnen und die Kontrolle über die Grenze übernommen, so dass lebensrettende Hilfslieferungen in den Gazastreifen nicht mehr möglich sind.
Die Schließung dieses wichtigen Zugangs zum Gazastreifen gefährdet die humanitäre Hilfe, da die Vorräte an Nahrungsmitteln, Medikamenten, Wasser und Treibstoff auf ein extrem geringes Maß zurückgegangen sind und die Menschen inmitten der erneuten Kämpfe festsitzen.
Anfang dieser Woche mussten Personal und Patient:innen aus dem Al-Najjar-Krankenhaus evakuiert werden. Auch das Europäische Gaza Krankenhaus ist nicht mehr zugänglich. Wir übergeben zudem unsere Aktivitäten im Al-Emirati-Krankenhaus an das Gesundheitsministerium.
Außerdem verlegen wir unser Personal ins Nasser-Krankenhaus, um die Entbindungsstation in einem sichereren Gebiet weiter zu unterstützen. Damit mussten wir innerhalb von nur sieben Monaten nun elf Gesundheitseinrichtungen in Gaza verlassen.
7. Mai 2024: Die großen Herausforderungen bei Hilfslieferungen
Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bekommen, ist eine komplizierte Angelegenheit. Eine Hilfslieferung per Lastwagen braucht oft mehrere Wochen bis sie in Gaza ankommt. Viele Anträge bestimmte medizinische Güter in den Gazastreifen zu bringen, werden abgelehnt. Dabei wären viele dieser Güter überlebenswichtig für unsere Patient:innen.
29. April 2024: Die schwere psychische Last für medizinisches Personal in Gaza
Als Mediziner:in wurde dir dieses besondere Verantwortungsgefühl anderen Menschen gegenüber beigebracht. Sie versuchen Leben zu retten und fürchten gleichzeitig um ihre eigenes Leben.
Medizinische Mitarbeiter:innen im Gazastreifen leben in ständiger Angst und sind enormem Stress ausgesetzt. Viele habe Familienmitglieder, Freund:innen und Bekannte verloren. Trotzdem machen sie weiter, weil sie sich für ihre Patient:innen verantwortlich fühlen. Audrey McMahon, Psychiaterin in Palästina, beschreibt die Überlebensmechanismen, Emotionen, Herausforderungen und die Komplexität der Situation, mit der unsere Kolleg:innen in Gaza konfrontiert sind.
29. April 2024: Neuer Bericht beklagt "stilles Sterben"
Das Gesundheitssystem im Gazastreifen ist in großen Teilen zerstört und die Menschen vor Ort sind zunehmend von akuter Mangelernährung bedroht. Dies geht aus dem heute veröffentlichten Bericht „Gaza’s silent killings: The destruction of the healthcare system and the struggle for survival in Rafah“ von Ärzte ohne Grenzen hervor. Die physische und psychische Gesundheit der Menschen verschlechtere sich rapide, warnen unsere Expert:innen.
02. April: Das Al-Shifa Krankenhaus liegt in Trümmern
Nach einem 14-tägigen Einsatz der israelischen Armee in und um das Al-Schifa-Krankenhaus liegt die Einrichtung in Trümmern. Damit ist das größte Krankenhaus in Gaza außer Betrieb und die Menschen im Norden haben noch weniger Zugang zu medizinischer Versorgung.
Wir fordern die sichere Evakuierung der verbleibenden Patient:innen aus dem Al-Schifa-Krankenhaus. Und wir fordern einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand, um das Leben von Patient:innen und medizinischem Personal sowie Gesundheitseinrichtungen zu schützen.
01. April 2024: Unser Mitgefühl an World Central Kitchen
Unser tiefes Mitgefühl gilt World Central Kitchen und den Familien der sieben humanitären Helfer:innen, die bei einem israelischen Angriff am 1. April getötet wurden. Humanitäre Helfer:innen und Zivilist:innen dürfen kein Ziel sein.
27. März 2024: Einsatzleiter Franz Luef berichtet
Der Österreicher Franz Luef ist als Einsatzleiter aus dem Gazastreifen zurückgekehrt. Er berichtet über das Ausmaß an Lebensmittelknappheit und die daraus resultierenden Folgen:
Unsere Teams sehen im Rahmen ihrer medizinischen Versorgung immer mehr Kinder mit Mangelernährung. In einem unserer Programme haben wir mehr als 70 Kinder, die daran erkrankt sind.
15. März 2024: Projektkoordinatorin Lisa Macheiner berichtet
Unsere Projektkoordinatorin Lisa Macheiner ist gerade aus Rafah im südlichen Gaza zurückgekehrt. Es war ein Einsatz, der sie nicht so schnell loslässt:
Die Menschen haben Angst. Sie sind verzweifelt, haben ihre Häuser verloren, ihr gesamtes Hab und Gut. Ihre Familienmitglieder. Sie sind müde. Sie wollen einen Waffenstillstand. Sie wollen Frieden.
"Man kann sich gar nicht vorstellen, wie Menschen dort leben. Es gibt nicht genug Zelte. Manche versuchen mit Plastiksäcken Behausungen zu bauen. Es gibt keine sanitären Anlagen. Es gibt keine Toiletten. Keine Duschen. Und wir sehen auch, wie infektiöse Krankheiten sich immer mehr verbreiten.
Es fehlt an allem. Das Gesundheitssystem ist kollabiert. Es existiert nicht mehr. Wir versuchen zu helfen, wo es noch irgendwie geht. Wir leisten basismedizinische Versorgung und haben ein Feldkrankenhaus mit 80 Betten aufgemacht, damit wir Menschen stationär aufnehmen und nachversorgen können. Das sind hauptsächlich Menschen mit schweren Kriegsverletzungen, mit schweren Verbrennungen. Wir versuchen so gut wie möglich, mit den Mitteln, die wir haben, zu arbeiten."
22. Februar 2024: Rede vor dem UN-Sicherheitsrat
Wir fordern vom UN-Sicherheitsrat einen sofortigen Waffenstillstand in Gaza. "Es ist an der Zeit, Leben zu retten und das humanitäre Völkerrecht zu respektieren.", sagt Christopher Lockyear, Generalsekretär von Ärzte ohne Grenzen.
"Dieses Gremium hat es nicht geschafft, sich des Konfliktes effektiv anzunehmen, obwohl sich Sitzung an Sitzung und Resolution an Resolution reiht. Wir beobachten, wie die Mitglieder dieses Rates zaudern, während Zivilist:innen sterben.”, so Lockyear.
Die Folgen des Konflikts in Gaza sind verheerend. Wir brauchen einen dauerhaften Waffenstillstand, um lebensrettende Hilfe zu leisten und medizinische Einrichtungen zu schützen. Jeder Tag ohne Aktion bedeutet mehr unschuldige Opfer.
Die ganze Rede von Christopher Lockyear vor dem UN-Sicherheitsrat in deutscher Übersetzung, gibt es hier.
13. Februar 2024: Der Gazastreifen braucht dringend sauberes Wasser
Mehr als die Hälfte der Wasserinfrastruktur ist im Krieg zerstört oder beschädigt worden. Der Mangel an sauberem Wasser und sanitären Anlagen wirkt sich erheblich auf die Gesundheit der Menschen aus: 70 % der Menschen in Gaza trinken verunreinigtes Wasser.
Wir beobachten eine hohe Rate an Durchfallerkrankungen, insbesondere bei Kindern unter fünf Jahren. Zudem breiten sich Hauterkrankungen aus.
Wir reagieren auf den dringenden Bedarf und verteilen 110.000 Liter sauberes Wasser pro Tag an neun Orten in Rafah. Bei 1,5 Millionen Menschen, die sich derzeit in Rafah aufhalten, ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Der Zugang zu lebenswichtigen Gütern wie Nahrung und Wasser muss wiederhergestellt werden.
29. Jänner 2024: Länder setzen Zahlungen an Palästinenserhilfswerk der UNO aus
Wir sind zutiefst beunruhigt über die Entscheidung einiger Länder, die Finanzierung des Palästinenserhilfswerk der UNO auszusetzen. Im Gazastreifen hat die humanitäre Krise ein katastrophales Ausmaß erreicht und jede weitere Einschränkung der Hilfe wird zu noch mehr Toten und Leid führen.
Humanitäre Organisationen haben bereits jetzt Mühe, auch nur einen Bruchteil des dringenden Bedarfs in Gaza zu decken. Um diesen Bedarf zu decken, ist wesentlich mehr Hilfe erforderlich – nicht weniger. 2/4
Die Folgen, die diese Mittelkürzungen haben werden, stehen im Widerspruch zu den vorläufigen Maßnahmen, die der Internationale Gerichtshof am 26. Jänner erlassen hat und die Sofortmaßnahmen zur Sicherstellung ausreichender humanitärer Hilfe für den Gazastreifen beinhalten.
Wir fordern weiterhin einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand, damit mehr und kontinuierliche humanitäre Hilfsgüter für die fast 2,2 Millionen Menschen nach Gaza gelangen können.
24. Jänner 2024: Kämpfe und Bomben immer näher an Nasser-Krankenhaus
Gestern haben die israelischen Streitkräfte bekanntgegeben, dass mehrere Häuserblocks in Chan Junis, darunter auch das Nasser-Krankenhaus, bis 17.30 Uhr Jerusalemer Zeit evakuiert werden sollen.
Unsere Mitarbeiter:innen können Bomben und schweres Geschützfeuer in der Nähe von Nasser hören. Im Krankenhaus sind Tausende Menschen untergebracht – darunter auch 850 Patient:innen. Sie alle können nicht weg, da die Straßen zum und vom Gebäude entweder unzugänglich oder zu gefährlich sind.
Die andauernden schweren Bombardierungen und Kämpfe rücken immer näher an die Gebiete rund um das Nasser-Krankenhaus, dadurch können verletzte Zivilist:innen nicht sofort behandelt werden.
Das Nasser-Krankenhaus ist eines der beiden verbliebenen Krankenhäuser im südlichen Gazastreifen, die noch in der Lage sind, schwer verletzte Patient:innen zu behandeln.
Wir sind zutiefst besorgt über die Sicherheit der Menschen im Nasser-Krankenhaus. Sie müssen alle geschützt werden und die Möglichkeit haben, das Land zu verlassen, wenn sie das möchten.
9. Jänner 2024: Unterkunft von Ärzte ohne Grenzen angegriffen
Gestern hat eine Granate die Wand einer Unterkunft von Ärzte ohne Grenzen in Chan Junis durchschlagen. Über 100 Mitarbeiter:innen und ihre Familien waren dort untergebracht. Vier Menschen wurden verletzt, darunter die 5-jährige Tochter eines Mitarbeiters.
Unsere Mitarbeiter:innen und ihre Familien sind mittlerweile umgezogen. Wir versuchen zu verstehen, was passiert ist. Wir hatten die israelischen Streitkräfte darüber informiert, dass es sich um eine Unterkunft von Ärzte ohne Grenzen handelt.
Wir haben keine Evakuierungsanweisungen erhalten. Dieser Angriff zeigt einmal mehr, dass niemand in Gaza sicher ist.
18. Dezember 2023: Letztes Krankenhaus im Norden Gazas von israelischen Streitkräften übernommen
Gestern haben die israelischen Streitkräfte die Kontrolle über das Al-Awda-Krankenhaus übernommen, nachdem sie es zwölf Tage lang belagert hatten. Männer über 16 Jahre wurden aus dem Krankenhaus geholt, entkleidet, gefesselt und verhört, darunter sechs unserer Mitarbeiter.
Nach den Verhören wurden die meisten von ihnen ins Krankenhaus zurückgeschickt und angewiesen, sich nicht zu bewegen.
Im Al-Awda-Krankenhaus befinden sich immer noch Dutzende von Patient:innen, darunter 14 Kinder. Dem Krankenhaus fehlt es jetzt an lebenswichtigen Dingen wie Narkosemittel und Sauerstoff.
In den vergangenen zehn Wochen wurde Al-Awda belagert, bei Angriffen beschädigt und medizinisches Personal bei Explosionen getötet. Es ist das letzte funktionierende Krankenhaus im Norden des Gazastreifens, von dem wir wissen.
11. Dezember 2023: Kinder von fehlender medizinischer Hilfe an stärksten betroffen
Vor zehn Tagen mussten wir unsere Unterstützung für die Kliniken „Martyrs“ und „Beni Shueila“ einstellen, nachdem die Menschen aufgefordert wurden die Gebiete zu evakuieren. Wir erleben den völligen Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung in der Region.
Am stärksten betroffen sind Kinder: Fast die Hälfte der Behandlungen, die wir in den Kliniken durchführten, betrafen Kinder unter 5 Jahren.
Viele Menschen werden nun von Chan Junis und anderen Gebieten weiter Richtung Süden vertrieben. Am 9. Dezember hat unser Team begonnen, in Rafah die Al-Shaboura-Klinik zu unterstützen. Allein am ersten Tag haben wir hier über 130 Patient:innen behandelt.
Jede:r zweite Patient:in in der Klinik hat eine Atemwegsinfektion, weil er/sie über längere Zeit Kälte und Regen ausgesetzt war.
„Die Menschen leben unter äußerst schlechten hygienischen Bedingungen. In manchen Unterkünften teilen sich 600 Menschen eine einzige Toilette. Wir sehen bereits viele Fälle von Durchfall. Oftmals sind Kinder am schlimmsten betroffen“, berichtet Nicholas Papachrysostomou weiter.
Nur ein sofortiger und dauerhafter Waffenstillstand und die uneingeschränkte Öffnung für humanitäre Hilfe können weiteres Leid im Gazastreifen verhindern.
7. Dezember 2023: Erstmals mehr Tote als Verletzte
Gestern überstieg die Zahl der Toten, die im von uns unterstützen Al-Aqska-Krankenhaus ankamen, erstmals die Zahl der Verletzten. 115 Tote in 24 Stunden. Das Krankenhaus ist überfüllt, die Leichenhalle ist voll.
22. November 2023: Zwei Ärzte von Ärzte ohne Grenzen in Al-Awda Krankenhaus getötet
Bei einem Angriff auf das Al-Awda-Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen sind zwei Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen getötet worden. Ein dritter Arzt, der auch in dem Krankenhaus tätig war, ist ebenfalls ums Leben gekommen.
Wir haben die Konfliktparteien regelmäßig darüber informiert, dass das Al-Awda-Krankenhaus in Betrieb ist und sich dort Mitarbeiter:innen von Ärzte ohne Grenzen aufhalten. Am Montag wurden auch die GPS-Koordinaten an die israelischen Behörden weitergegeben.
Ärzte ohne Grenzen verurteilt den Angriff auf das Schärfste und fordert erneut die Achtung und den Schutz von medizinischen Einrichtungen, Personal und Patient:innen. Angriffe auf medizinische Einrichtungen stellen einen schweren Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht dar.
Wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand, um weitere Todesopfer in Gaza zu verhindern.
Unsere Gedanken sind bei den Familien der Getöteten und allen Kolleg:innen, die ihren Tod betrauern.
19. November 2023: Angriff auf Konvoi von Ärzte ohne Grenzen
Bei einem Angriff auf einen Konvoi von Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen ist am Samstag ein Familienmitglied einer unserer Mitarbeiter:innen getötet worden. Eine weitere Person wurde verletzt.
Mit dem Konvoi sollten 137 Menschen – Mitarbeiter:innen von Ärzte ohne Grenzen und deren Angehörige, darunter auch 65 Kinder – evakuiert werden. Sie waren zuvor eine Woche in der Nähe des Al-Shifa-Krankenhauses in Gaza eingeschlossen. Wir verurteilen den Angriff auf das Schärfste.
15. November 2023: Neues Team von Ärzte ohne Grenzen in Gaza eingetroffen
Ein Team aus 15 unserer Mitarbeiter:innen hat gestern den Grenzübergang Rafah nach Gaza überquert. Ihr Ziel ist die Unterstützung der medizinischen und chirurgischen Kapazitäten im Gazastreifen, wo die Gesundheitsinfrastruktur zusammengebrochen ist und das medizinische Personal völlig erschöpft ist.
Das neue Team wird zunächst im südlichen Teil des Gazastreifens stationiert sein. Solange es keine Feuerpause gibt, wird es für unsere Kolleg:innen eine große Herausforderung bleiben, die Menschen zu erreichen, die Hilfe brauchen.
14. November 2023: Ärztin Diyani Dewasurendra über ihren Einsatz in Gaza
"Es passiert hier eine ganz gravierende humanitäre und medizinische Katastrophe und wir können uns es nicht erlauben, unsere Augen davor zu verschließen."
Die österreichische Ärztin Diyani Dewasurendra wurde am 1. November aus Gaza evakuiert. Im Video erzählt sie von ihren Erfahrungen in den 26 Tagen seit dem 7. Oktober und von ihren Kolleg:innen, die immer noch vor Ort sind.
13.November 2023: Gaza: Kein Wasser, kein Strom. Gesundheitssystem vor Zusammenbruch
Einer unserer Chirurgen aus dem Al-Shifa Krankenhaus in Gaza hat uns heute um 08:10 Uhr eine Nachricht geschickt:
"Wir haben keinen Strom. Im Krankenhaus gibt es kein Wasser. Es gibt kein Essen. Ohne funktionierende Beatmungsgeräte werden Menschen in ein paar Stunden sterben. Vor den Toren liegen Tote und Verletzte."
8. November 2023: Hilfsgüter teilweise in Gaza angekommen
Ende Oktober konnten wir 26 Tonnen medizinische Hilfsgüter nach Ägypten schicken, die von dort aus weiter in den Gazastreifen transportiert werden sollen. Aufgrund der Beschränkungen an der Grenze ist nur ein Teil der Hilfslieferung an unserem Standpunkt im Süden Gazas angekommen. Die Lage vor Ort ist chaotisch. Die Straßen sind nicht sicher und jederzeit kann es zu Luftangriffen kommen. Wir setzen dennoch alles daran, die Güter weiter in Kliniken und Spitäler zu transportieren.
2. November 2023: Internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen fordert Feuerpause
„So viele Menschen benötigen Hilfe. Was das medizinische Personal aktuell tun kann, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, im Vergleich zu dem immensen Hilfsbedarf. Unsere lokalen Mitarbeiter:innen in Gaza sind erschöpft und verängstigt. Sie erzählen uns von schwangeren Frauen, die nicht in ein Krankenhaus kommen können, um zu gebären. Die Menschen stecken unter den Trümmern von zerstörten Gebäuden fest. Kindern werden Gliedmaßen amputiert, während sie im Flur auf dem Boden liegen müssen. Die Bombardierungen, die unaufhörlichen Angriffe müssen enden. JETZT!“,
sagt Christos Christou, der internationale Präsident von Ärzte ohne Grenzen, im Video.
„Als Präsident einer medizinischen Hilfsorganisation fordere ich eine sofortige Feuerpause, um humanitäre Hilfe im Gazastreifen zu ermöglichen. Als Arzt und Chirurg flehe ich darum: Gebt den Menschen in Gaza die Feuerpause, die sie brauchen, damit Medikamente geliefert werden können und die Menschen medizinische Versorgung erhalten können! Ich bitte euch als Mensch, stoppt die Bombardierungen und ermöglicht den Menschen in Gaza zu leben!“
29. Oktober 2023: Zusätzliche medizinische Hilfsgüter in Ägypten eingetroffen
Ärzte ohne Grenzen hat 26 Tonnen medizinische Hilfsgüter nach Ägypten geschickt. Das Ziel ist die Unterstützung der medizinischen Versorgung im Gazastreifen. Die medizinischen Hilfsgüter können den Bedarf für 800 chirurgische Eingriffe decken und sind für Gesundheitseinrichtungen im Gazastreifen bestimmt.
Wir haben eine Partnerschaft mit Krankenhäusern im Gaza-Streifen und arbeiten mit Gesundheitsbehörden vor Ort zusammen.
Die Lieferung muss schnell erfolgen, da die Krankenhäuser im Gazastreifen überfüllt sind und kaum noch medizinische Hilfsgüter haben. Die Bevölkerung im Gazastreifen braucht dringend humanitäre Hilfe.
27. Oktober 2023: Bericht der Ärztin Diyani Dewasurendra zur Lage im Süden von Gaza
In Gaza ist Wasser mittlerweile Mangelware. Die Bevölkerung im Gazastreifen leidet - viele sind auf der Flucht. Ein Augenzeuginnenbericht:
"Wir schlafen unter freiem Himmel oder im Auto." Kurz bevor die Mobilfunk- und Internetverbindungen in Gaza abgebrochen sind, beschreibt die österreichische Ärztin Diyani Dewasurendra die Lage im Süden von Gaza.
In dem Community Center, in dem sie zuvor Zuflucht gesucht haben, sind mittlerweile 45,000 Menschen untergebracht.
"Alles ist am Platzen. Die Trinkwasserversorgung ist nicht mehr gewährleistet - man kann Menschen dort nur alle 12 Stunden für 2 Stunden mit Trinkwasser versorgen."
19. Oktober 2023: Krankenhäuser im Gazastreifen kaum mehr funktionsfähig
Die Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Medizinischen Einrichtungen geht der Treibstoff – und damit auch der Strom – aus. In den Krankenhäusern in Gaza fehlt es an Medikamenten und medizinischem Material.
Im Shifa-Krankenhaus, dem wichtigsten chirurgischen Krankenhaus des Gazastreifens, berichteten die verbliebenen Mitglieder unseres Teams von einem Mangel an Schmerzmitteln.
Selbst in den privaten Apotheken gehen die Vorräte an Medikamenten zur Neige.
Dass die medizinische Grundversorgung nicht mehr funktioniert, ist nicht nur für die vielen Verletzten verheerend. Auch für beispielsweise chronisch Kranke und schwangere Frauen ist das lebensbedrohlich.
Außerdem geht den Menschen in Gaza das Wasser aus. Trinkwasser gibt es vielerorts nur noch sehr eingeschränkt.
13. Oktober 2023: Sorge über Schicksal der Bevölkerung im Gazastreifen
Das Ultimatum der israelischen Armee an die 1,1 Millionen Menschen im Norden des Gazastreifens ist verantwortungslos. Die Umsiedlung einer so großen Zahl von Menschen auf nur wenigen Quadratkilometern wird die bereits bestehende humanitäre Krise nur noch verschlimmern.
Wir sind äußerst besorgt über das Schicksal der vielen Zivilist:innen, die den nördlichen Gazastreifen nicht verlassen können. Wir fordern die Ausweisung von sicheren Zonen, die vom Konflikt nicht betroffen sind, für Bevölkerungsgruppen, die nicht fliehen können, und für Krankenhäuser.
Die Situation unserer rund 300 palästinensischen Mitarbeitenden ist derzeit schwierig nachzuverfolgen. Wir wissen, dass einige von ihnen versuchen, mit ihren Familien in den Süden zu fliehen.
Ärzte ohne Grenzen versucht, ihnen bei der Suche nach einer Unterkunft zu helfen. Andere, insbesondere medizinisches Personal, werden im Norden bleiben, um zu versuchen, Kranke und Verwundete zu behandeln. Zwanzig internationale Mitarbeitende wurden gestern Nacht aus dem Norden des Gazastreifens in den Süden gebracht.
12. Oktober 2023: Angriffe auf Krankenhäuser
Zwei der von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Krankenhäuser, Al Awda und das indonesische Krankenhaus, wurden bei Luftangriffen beschädigt. Auch unsere eigene Klinik erlitt am 9. Oktober einige Schäden durch eine Explosion.
Wir fordern alle Konfliktparteien dazu auf, die Sicherheit von Zivilist:innen, Rettungskräften und medizinischen Einrichtungen zu gewährleisten.
9. Oktober 2023: Notoperationen und Hilfsgüter
Die Spitäler sind mit Verletzten überfüllt, es mangelt an Medikamenten, Verbrauchsmaterial sowie an Treibstoff für Generatoren.
Derzeit können Patient:innen nicht auf sicherem Weg in Gesundheitseinrichtungen gebracht werden: Krankenwagen können im Moment nicht eingesetzt werden, weil die Gefahr besteht, dass sie bei Luftangriffen getroffen werden. Wir rufen daher alle Parteien, die Unversehrtheit von medizinischen Einrichtungen, Fahrzeugen und Personal zu respektieren.
Seit Samstag leisten unsere Teams chirurgische und stationäre Hilfe im Al-Awda-Spital im Norden der Enklave. Die Bettenkapazität wurde auf das Maximum von 26 Betten aufgestockt.
«Stabile Patient:innen werden an uns überwiesen, und wir kümmern uns um sie», sagte Jean Pierre, Leiter der medizinischen Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen in Gaza. «Bei den Verletzungen handelt es sich um Schusswunden und solche durch Schrapnell, die sowohl die oberen wie auch die unteren Gliedmassen betreffen.»
Die Behörden melden derzeit über 2200 Verletzte und über 300 Tote, darunter 20 Kinder in Gaza. In Israel sind über 600 Tote und über 2000 Verletzte zu beklagen.
Grundsätzliches zur Lage in den palästinensischen Gebieten
Sowohl das Westjordanland als auch der Gazastreifen stehen seit Jahren im Zentrum des Konflikts in den Palästinensischen Gebieten und Israel. Die Wirtschaftsblockade führt für die Bevölkerung der Autonomiegebiete zu sozialen und ökonomischen Unsicherheiten. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen kosten Menschenleben, führen zu schwerwiegenden Verletzungen und Beeinträchtigungen sowie zu psychischen Problemen. Vielen Menschen leben in Flüchtlingslagern in Gaza oder dem Westjordanland.
Das Gesundheitssystem ist aufgrund der Situation ebenfalls stark beeinträchtigt. Die Versorgung mit Medikamenten und medizinischen Gütern ist beispielsweise eingeschränkt. Wenn es zur Eskalation von Gewalt kommt und Verletzte versorgt werden müssen, wird in den Palästinensischen Gebieten noch dringender medizinische Unterstützung benötigt.
Karte und Ländervergleich
1989
Beginn der Arbeit
20,1
Mio. EUR
Ausgaben (Vorjahr)
367
Einsatzkräfte
Ländervergleich Österreich & Gaza Streifen
Ärzte ohne Grenzen in Gaza: Unsere Nothilfe
Seit fast 15 Jahren leisten wir in Gaza chirurgische Hilfe für Patient:innen mit Verletzungen und Verbrennungen und betreuen ihre Nachsorge. So unterstützen wir im Norden des Gazastreifens im al-Awda-Krankenhaus mit ambulanten orthopädischen Angeboten in der nachoperativen Phase für Kinder und Erwachsene.
Dazu gehören auch Physiotherapie und psychologische Angebote, um die Patient:innen in den langen und schmerzhaften Therapieprozessen zu begleiten. Wir haben auch zahlreiche Programme, in denen wir Knochenentzündungen behandeln. Im Süden des Gazastreifens haben wir 2020 im Nasser-Krankenhaus ein neues solches Projekt eröffnet.
Im Mai 2021 haben wir unsere Angebote im Al-Awda-Krankenhaus ausgeweitet, wo wir vor allem die chirurgische Station unterstützen. Unsere Teams arbeiten im Al-Awas-Krankenhaus (Region Dschabalia) in 24 Stunden-Schichten auf unserer Chirurgie-Station, um das Personal in der Notaufnahme und in den Operationssälen zu unterstützen. Wegen vieler Verletzter haben wir Personal geschickt, Medizin geliefert und bei der Triage in Krankenhäusern geholfen.
Der Einsatz unserer Mitarbeiter:innen erfolgt unter extrem unsicheren Bedingungen. Unsere Arbeit in Krankenhäusern und Kliniken für Unfall- und Brandopfer ging trotz zunehmender Gewalt weiter.
Während eines ganzen Jahres kam niemand zu uns und wir mussten den ganzen Weg nach Jatta [mindestens eine Autostunde entfernt] gehen, wenn wir eine medizinisch Behandlung brauchten. Das war eine sehr schwierige Situation, vor allem für schwangere Frauen. Für Familien ohne Auto ist das wirklich ein riesiges Problem.
Westjordanland: Psychologische Angebote
In Hebron, Westjordanland, geben wir Kurse in Erster Hilfe und spenden Medikamente an medizinische Einrichtungen. Unsere psychologischen Angebote für Menschen in Nablus, Hebron und Kalkilia setzen wir fort.