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Situation in der Demokratischen Republik Kongo
Seit Dezember 2024 verschärfen sich die Kämpfe zwischen der bewaffneten Gruppe M23/AFC und der kongolesischen Armee in Nord- und Süd-Kivu, im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Die Gewalt zwingt eine Rekordzahl an Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Unsere Teams sehen besorgniserregend viele Zilivist:innen unter den Verletzten der Kämpfe.
Die humanitären Folgen für die Bevölkerung sind gravierend. Zehntausende Vertriebene haben sich auf den Weg in die Lager rund um die Stadt Goma gemacht. In den Lagern leben bereits mehr als 650.000 Menschen unter unhygienischen Bedingungen. Es mangelt an Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung.
Wie wir aktuell helfen
- Medizinische Versorgung: Wir behandeln Verwundete, richten Cholera-Behandlungseinheiten ein und unterstützen Überlebende von sexualisierter Gewalt.
- Hilfsgüter & Hygiene: Unsere Teams stellen Blutspenden, Lebensmittel, Wasser und Treibstoff bereit und sorgen für eine Verbesserung der sanitären Bedingungen.
- Laufende Evaluierung: Wir bewerten die Lage täglich neu und passen unsere Hilfe an.
Wir bleiben trotz der unsicheren Lage vor Ort, um lebensrettende Hilfe zu leisten.
Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo: Eine Timeline
20. Februar 2025: Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Lebensgefahr
Ein Kollege wurde gestern schwer verletzt, nachdem Schüsse eine Einrichtung von uns in der Stadt Masisi in Nord-Kivu getroffen haben. Er schwebt in Lebensgefahr. Ein Kind, das dort mit seiner Familie Zuflucht gesucht hatte, wurde ebenfalls durch Schüsse verletzt.
Wir verurteilen die Vorfälle auf das Schärfste. Sie untergraben den Grundsatz des Schutzes von humanitären Helfer:innen und Einrichtungen in Konfliktgebieten.
18. Februar 2025: Dutzende Verwundete Zivilpersonen
Die Kämpfe zwischen der M23-Miliz und den kongolesischen Streitkräften haben sich auf die Provinz Süd-Kivu ausgeweitet. In der Hauptstadt Bukavu und weiteren betroffenen Gebieten versorgen wir Verwundete und bauen die medizinische Nothilfe aus. Besonders Zivilist:innen, darunter viele Frauen und Kinder, sind betroffen.
14. Februar 2025: Gewalt und Flucht - die Notlage der Vertriebenen in Goma
Die humanitäre Lage in den Vertriebenenlagern rund um Goma ist äußerst kritisch. Aufgrund der anhaltenden Gewalt sehen sich viele Menschen gezwungen, die Camps zu verlassen. Um eine medizinische Grundversorgung sicherzustellen, setzen wir mobile Kliniken entlang der Fluchtrouten ein.
Viele Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört oder geplündert, sodass besonders Überlebende von Gewalt dringend medizinische und psychosoziale Hilfe benötigen. Trotz der prekären Sicherheitslage setzen unsere Teams ihre Arbeit fort und leisten lebenswichtige Hilfe in den Lagern und Krankenhäusern in Goma.
10. Februar 2025: Lage im Osten weiterhin kritisch
In Goma, im Osten der Demokratischen Republik Kongo, ist der Bedarf an humanitärer Hilfe für die Tausenden von Menschen, die durch die schweren Kämpfe vertrieben wurden, weiterhin kritisch. Wir verstärken unsere Teams, um Nothilfe zu leisten.
In den letzten Tagen haben unsere Teams ihre medizinische Arbeit an mehreren Orten für Vertriebene wieder aufgenommen. Wir behandeln Fälle von sexualisierter Gewalt, verteilen Lebensmittel sowie Wasser und richten sanitäre Anlagen ein.
In Goma holen viele Menschen weiterhin Wasser aus dem See. Unsere Teams haben Stationen eingerichtet, um das Wasser mit Chlor zu desinfizieren. Zudem haben wir weiteres Chlor gespendet, um die Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera einzudämmen.
5. Februar 2025: Wir weiten Hilfe in Goma und Umgebung aus
In den vergangenen Tagen konnten wir die medizinische und humanitäre Unterstützung für die Bevölkerung in Goma, Nord-Kivu und in mehreren Vertriebenenlagern ausweiten. Der Bedarf in der Region ist enorm.
In Goma, wo die meisten Krankenhäuser überlastet sind, helfen wir bei der Versorgung von Verwundeten in den Krankenhäusern Kyeshero und Virunga. Seit Samstag organisieren wir Blutspenden, um auch andere Krankenhäuser zu versorgen.
Im Virunga-Krankenhaus haben wir einen Zubau mit 49 Betten errichtet und die medizinische Hilfe in den Bereichen Chirurgie, Hygiene und Sterilisation verstärkt. Drei Operationssäle sind jetzt rund um die Uhr in Betrieb. Zusätzlich stellen wir Lebensmittel, Brennstoff und Wasser bereit.
Da die bewaffneten Zusammenstöße in der Umgebung von Goma weniger geworden sind, konnten wir die Unterstützung in mehreren Vertriebenenlagern wieder aufnehmen. Spezielle Kliniken für die Versorgung von Überlebenden sexueller Gewalt wurden wiedereröffnet. Die Vorräte der Gesundheitseinrichtungen wurden wieder aufgefüllt. Wasser, Lebensmittel, Gesundheitsversorgung und Treibstoff für die Wasserpumpen stehen bereit.
In der Stadt Goma und an anderen Einsatzorten steigt die Zahl der Cholera-Fälle. Der Zugang zu Wasser war tagelang unterbrochen, Leichen liegen auf den Straßen und durch Wasser übertragbare Krankheiten wie Cholera stellen eine echte Bedrohung dar. Einige Cholera-Behandlungszentren von uns sind voll und mussten bereits erweitert werden.
Unsere Aktivitäten in Goma:
31. Jänner 2025: Lage in Goma stabilisiert sich
Natalia Torrent, Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen in Nord-Kivu berichtet aus Goma, dass sich die Sicherheitslage stabilisiert, obwohl sie immer noch von Schießereien in einigen Stadtteilen hört. Tragischerweise wurde ein Mann, der mit einem Team von Ärzte ohne Grenzen zusammenarbeitete von einer verirrten Kugel getötet. Der Sohn eines Kollegen wurde ebenfalls von einer Kugel getroffen.
Wir arbeiten nach wie vor im Kyeshero-Krankenhaus. Dort wurden in den vergangenen Tagen 142 Verwundete aufgenommen. Zusätzlich unterstützen wir das Internationale Rote Kreuz, das im Ndosho-Krankenhaus tätig ist.
Langsam können wir zu unseren Standorten in der Stadt zurückkehren, die teilweise geplündert wurden, um den Materialbedarf der Gesundheitseinrichtungen erheben.
Aktuell befürchten wir, dass es zu einem Cholera-Ausbruch kommt, da die Wasserverteilung in den vergangenen Tagen nicht ordnungsgemäß funktioniert hat.
Goma ist enorm wichtig für die Versorgung unserer Projekte in Nord-Kivu. Im Moment können wir die Stadt nicht verlassen und keine medizinischen Hilfsgüter oder Treibstoff dorthin bringen. Unsere Teams stellen Notfallpläne auf, um den Verbrauch zu reduzieren.
29. Jänner 2025: Wir bereiten uns darauf vor, neue Teams nach Goma zu schicken
Obwohl die Kampfhandlungen und die unsichere Lage in Goma die humanitäre Hilfe deutlich erschweren, behandelt Ärzte ohne Grenzen weiterhin Verwundete, die in großer Anzahl ins Krankenhaus von Kyeshero kommen. In den vergangenen Tagen gab es mehrere Angriffe auf humanitäre und medizinische Einrichtungen. Am Mittwochmorgen haben die Kämpfe offenbar nachgelassen und Ärzte ohne Grenzen bereitet sich darauf vor, neue Teams in die Stadt zu schicken.
27. Jänner 2025: Überfüllte Krankenhäuser durch anhaltende Kämpfe
Während in Goma bewaffnete Auseinandersetzungen anhalten, nehmen unsere Teams im Kyeshero Krankenhaus Verletzte auf, die aus dem überfüllten Krankenhaus von Ndosho überwiesen wurden. Unsere Teams berichten von Beschuss, Schusswechseln und Plünderungen, auch im Stadtzentrum, die zu Panik und Vertreibung führen.
Das Krankenhaus in Kyeshero versucht die Behandlung mangelernährter Kinder fortzusetzen und hat seit Donnerstag mehr als 61 Verletzte aufgenommen.
Die anhaltenden Kämpfe schränken die Bewegungsfreiheit von Ärzte ohne Grenzen in der Stadt und in den Vertriebenenlagern stark ein. Wir fordern den Schutz der Zivilbevölkerung sowie einen sicheren Zugang für humanitäre Hilfe, um den am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu helfen.
26. Jänner 2025: Die Kämpfe nehmen an Intensität zu
Die Kämpfe zwischen der bewaffneten Gruppe M23/AFC und der Armee des Landes nehmen weiter an Intensität zu. Seit Dezember 2024 wurden mehrere Fronten in Nord-Kivu eröffnet. Nun weiten sich die Auseinandersetzungen in Richtung Süd-Kivu aus.
Zehntausende Vertriebene machten sich auf den Weg in die Lager rund um Goma, wo bereits mehr als 650.000 Menschen unter extrem unhygienischen Bedingungen leben – ohne geeignete Unterkünfte und ohne ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser sowie medizinischer Hilfe.
18. Jänner 2025: Zwei Mitarbeitende nach Raketenangriff leicht verletzt
Bei einem Raketenangriff wurde unsere Garage neben dem Krankenhaus in Masisi, Nord-Kivu, getroffen. Zwei Mitarbeitende wurden dabei leicht verletzt. Eine 2. Rakete traf eine nahegelegene Latrine, Schüsse das Krankenhaus selbst sowie eine Unterkunft von uns.
Ärzte ohne Grenzen verurteilt diesen Beschuss, der wieder einmal ein Areal getroffen hat, das nach dem humanitären Völkerrecht geschützt werden sollte.
Dies ist der zweite Vorfall auf dem Krankenhausgelände innerhalb von vier Tagen. Tausende Menschen suchen dort Schutz, während die bewaffnete Gruppe M23/AFC und die kongolesische Armee mit ihren Verbündeten um die Kontrolle der Stadt Masisi kämpfen.
16. Jänner 2025: Heftiger Beschuss in unmittelbarer Krankenhaus-Umgebung
Seit heute Morgen wird in der unmittelbaren Umgebung des Krankenhauses von Masisi, Nord-Kivu, heftig geschossen. Tausende Vertriebene suchen dort Schutz. Zwei Zivilist:innen, die sich vor dem Krankenhaus aufhielten, wurden getroffen, einer von ihnen tödlich verwundet.
Im Gebiet Lubero, ebenfalls in Nord-Kivu, sind durch die Kämpfe zwischen der bewaffneten Gruppe M23/AFC und der kongolesischen Armee weitere Tausende Zivilist:innen auf der Flucht. Unsere Teams unterstützen die medizinische Versorgung.
Wir rufen alle Parteien auf, die Sicherheit von Zivilist:innen, Patient*innen, medizinischen Einrichtungen und den wenigen humanitären Organisationen vor Ort zu gewährleisten.
8. Jänner 2025: Viele Verletzte nach schweren Kämpfen
In den vergangenen Tagen kam es im Masisi-Gebiet in der Provinz Nord-Kivu zu schweren Kämpfen zwischen der Gruppe M23/AFC & der kongolesischen Armee. Nach UN-Angaben wurden dadurch in weniger als einer Woche rund 102.000 Menschen vertrieben.
Teams von Ärzte ohne Grenzen haben gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium 75 Verwundete im Masisi Hospital und im Nyabiondo Health Centre behandelt. In diesen Gesundheitseinrichtungen waren mehrere Tage lang Hunderte Zivilist:innen untergebracht, die dort Schutz suchten.
Die Kämpfe haben sich inzwischen weiter nach Süden in das Grenzgebiet zu Süd-Kivu verlagert. Unsere Teams unterstützen im Minova General Reference Hospital und im Numbi Hospital (beide in Süd-Kivu) bei der Behandlung der Verwundeten.
So helfen wir in der Demokratischen Republik Kongo
2.578.300
ambulante Behandlungen
1.495.400
Masernimpfungen
779.800
Malaria-Behandlungen
Nothilfe nach Konflikten
Die Demokratische Republik Kongo liegt im zentralen Afrika. Mit einer Fläche von 2.345.000 Millionen Quadratkilometern ist es fast 28 Mal so groß wie Österreich. In dem Land leben an die 100 Millionen Einwohner:innen.
In Nord-Kivu eskaliert der Konflikt zwischen der bewaffneten Gruppe M23 und der kongolesischen Armee. Millionen Menschen mussten fliehen, um der Gewalt zu entkommen. Eine große Anzahl an Geflüchteten aus Rutshuru, Masisi und Nyiragongo sucht Schutz in den überfüllten Lagern rund um Goma. Die Situation dort ist katastrophal und verschärft sich zunehmend.
Unsere Teams weiten die Nothilfe aus und verstärken die medizinische Versorgung. Wir bekämpfen Krankheiten und Cholera-Epidemien. Und versorgen Patient:innen mit Mangelernährung, Masern und kriegsbedingte Verletzungen. Zudem behandeln wir vermehrt Überlebende von sexualisierter Gewalt.
Unsere mobilen Kliniken versorgen die Vertriebenen trotz der schwierigen Sicherheitslage. In Süd-Kivu fliehen Zehntausende nach Littoral und Hauts-Plateaux. Wir starten einen Noteinsatz, um Kranke und Verletzte medizinisch zu versorgen. Und behandeln Cholera- und Masern-Patient:innen.
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Die vergessene Krise in Ituri
In Ituri zwingen anhaltende Angriffe auf die Zivilbevölkerung Menschen zur Flucht. Wir bleiben weiterhin im Geflüchtetenlager Rho und verstärken unsere Hilfe für die Vertriebenen: Wir stellen sauberes Wasser bereit, installieren Sanitäranlagen, verteilen Hygienekits und bauen die medizinische Hilfe aus.
In Angumu unterstützen wir das Krankenhaus und helfen in 13 Standorten den Vertriebenen. Unsere Teams bekämpfen Malaria, behandeln Atemwegsinfektionen und versorgen Mütter und Kinder. Auch in Bunia unterstützen wir das Krankenhaus. Wir starten ein Projekt zur chirurgischen Versorgung im Salama-Krankenhaus, um Patient:innen mit Unfalltraumata und Verletzungen zu versorgen.
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Noteinsätze
Die westlichen Provinzen Tshopo und Mai-Ndombe sind von Konflikten betroffen. Wir starten Noteinsätze, sind mit mobilen Kliniken unterwegs und behandeln die Menschen.
In Kalehe, Süd-Kivu, zerstören im Mai 2023 Überschwemmungen und Erdrutsche ganze Dörfer. Hunderte Menschen sterben, zahlreiche werden verletzt. Unsere Teams versorgen rasch die Verwundeten und stellen Hilfsgüter bereit.
Einsatz gegen Epidemien
Masern sind eine der häufigsten Todesursachen im Land. Unsere mobilen Teams behandeln tausende Patient:innen. Gleichzeitig starten wir Impfkampagnen im ganzen Land, um die Ausbreitung von Krankheiten wie Diphtherie, Keuchhusten, Hepatitis, Lungenentzündung und Polio zu stoppen.
Unsere Teams reagieren auf Typhus-Ausbrüche in Kwango sowie auf einen Mpox-Ausbruch in Équateur: Wir versorgen Patient:innen und unterstützen die Gesundheitsbehörden in der Epidemie-Bekämpfung.
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Medizinische Grundversorgung
Neben unserer Nothilfe gehen unsere regulären Hilfsaktivitäten im ganzen Land weiter. Wir schulen Gesundheitshelfer:innen, die in entlegenen Regionen arbeiten, und unterstützen regionale Gesundheitseinrichtungen. Wir bieten psychologische und medizinische Betreuung für Überlebende von sexualisierter Gewalt. In der Hauptstadt Kinshasa starten wir ein Projekt für Menschen mit Behinderungen. Wir übergeben zwei Projekte zur HIV-Versorgung und gegen sexualisierte Gewalt an die Gesundheitsbehörden.
1977
Beginn der Arbeit
139,3
Mio. EUR
Ausgaben (Vorjahr)
2890
Einsatzkräfte