10.01.2025
Die humanitäre Lage in Nord-Kivu ist weiterhin sehr angespannt. Am Donnerstagmorgen flammten die Kämpfe in und um die Stadt Masisi erneut auf. Die bewaffnete Gruppe M23/AFC und die kongolesische Armee sowie deren Verbündete lieferten sich schwere Gefechte. Tausende Menschen – Anwohner:innen, Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen und des Gesundheitsministeriums sowie deren Familien – strömten in das Allgemeine Krankenhaus von Masisi und auf das Gelände von Ärzte ohne Grenzen, um dort Zuflucht zu suchen.

„Es ist schwierig, ihre genaue Zahl zu schätzen, aber ich würde sagen, dass mehr als 10.000 Menschen dort Zuflucht suchen, die große Mehrheit von ihnen sind Frauen und Kinder“, sagt Romain Briey, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Masisi.

„Wir machen uns Sorgen, weil die sanitären Einrichtungen nicht mehr ausreichen, die Grundbedürfnisse der Menschen zu decken“, so Briey weiter. „Die Latrinen beginnen überzulaufen. Wir tun unser Bestes, um auf diese Situation zu reagieren, aber der eklatante Mangel an humanitären Organisationen in diesem Gebiet macht die Sache schwierig.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Gesundheitseinrichtungen einen derartigen Zustrom von Vertriebenen erleben. Solche Bewegungen waren im Konfliktgebiet in den vergangenen Jahren an der Tagesordnung. In der Vorwoche hatten die Menschen bereits im Allgemeinen Krankenhaus von Masisi und im Gesundheitszentrum von Nyabiondo Zuflucht gesucht. Seither wurden Teams von Ärzte ohne Grenzen und des Gesundheitsministeriums mobilisiert, um die Verwundeten zu behandeln. Zwischen 2. Jänner und Donnerstagmorgen wurden 77 Verletzte versorgt.

„Heute versuchen die Teams neben der Behandlung der Verletzten und der regulären Versorgung, schutzsuchende Familien in den Einrichtungen zu unterstützen, indem sie den Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung sicherstellen“, erklärt Romain Briey. „Wenn die Situation anhält, werden wir bald auch Nahrungsmittel benötigen.“

Die Sicherheitslage in der Region macht es für Ärzte ohne Grenzen schwierig, Patient:innen in kritischem Zustand nach Goma zu überweisen und Teams in anderen Teilen des Gebiets einzusetzen. Aktuell ist es daher unmöglich, den Bedarf in der Region einzuschätzen.

Angesichts der instabilen Lage und des Ausmaßes der Kämpfe ruft Ärzte ohne Grenzen alle Konfliktparteien dazu auf, für die Sicherheit von Patient:innen, Teams und Geflüchteten in den medizinischen und humanitären Einrichtungen zu sorgen.

„Die Sicherheit der Bevölkerung im Krankenhaus kann nicht gewährleistet werden, wenn die Kriegsparteien ihre Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht nicht einhalten“, sagt Dr. Lucien Kandundao, leitender Beamter des Gesundheitsministeriums in Masisi. „Bislang wurden diese Sicherheitsverpflichtungen respektiert. Wir arbeiten auf unserer Ebene daran, sicherzustellen, dass die Neutralität des Krankenhauses in vollem Umfangeingehalten wird und dass sich keine bewaffneten oder uniformierten Personen im Krankenhaus aufhalten.“

Teams von Ärzte ohne Grenzen unterstützen das Gesundheitsministerium in Masisi bereits seit 2007. Derzeit ist die medizinische Hilfsorganisation im General Referral Hospital, dem Nyabiondo Health Center und mehreren Gesundheitszentren in der Umgebung tätig.

Werner Reiter | Ärzte ohne Grenzen

Werner Reiter

Press Officer