Kommentar von Lisa Finger
23.09.2022
Lisa Finger berichtet von ihrem Einsatz als Ärztin im Sudan.

Mein Name ist Lisa Finger, ich bin Ärztin für Allgemeinmedizin. Ursprünglich komme ich aus Tirol, lebe aber in Wien und bin zum mittlerweile zweiten Mal mit Ärzte ohne Grenzen in Afrika im Einsatz. 2020 führte mich meine Arbeit in die Demokratische Republik Kongo. Heute schreibe ich Ihnen aus Um Rakuba, einem kleinen Dorf im Sudan. Wie auch schon die DR Kongo erlebt der Sudan große Fluchtbewegungen. Gemeinsam mit 16 internationalen und mehr als 250 nationalen Kolleg:innen kümmere ich mich um die medizinische Versorgung der sudanesischen Bevölkerung und geflüchteter Menschen.  

Meningitis

In unserem Krankenhaus lernte ich den kleinen Buben Haben kennen. Seine Mutter Birkity ist von Äthiopien in den Sudan geflüchtet, als sie im dritten Monat schwanger war. Er erblickte in unserem Krankenhaus als kerngesundes Baby das Licht der Welt. Doch jetzt – mit knapp einem Jahr – wurde er plötzlich von einem Tag auf den anderen schwer krank. Seine Mutter brachte ihn zu uns. Haben litt unter hohem Fieber, einem steifen Nacken und trank nicht. Die Diagnose war für meine Kolleg:innen und mich schnell klar: Meningitis (Hirnhautentzündung). Unbehandelt führt diese gerade bei Babys und Kleinkindern innerhalb weniger Tage zum Tod. Umgehend begannen wir mit einer entsprechenden Therapie.  

Jetzt helfen!

Es war das erste Mal, dass ich mit meinem Kind zu Ärzte ohne Grenzen für eine Behandlung kam. Ich hatte Angst, weil mein Baby schwer krank war. Aber jetzt bin ich sehr glücklich. Alle Ärzt:innen und Pflegekräfte haben mich sehr unterstützt.

Birkity, 22 Jahre, 22.06.22

Wir blieben hartnäckig

Unser schnelles Handeln und die richtige Diagnose zeigten Erfolg. Habens Gesundheitszustand verbesserte sich. Dennoch schien es so, als würden neurologische Schäden zurückbleiben. Wir kämpften weiter für Haben. Gemeinsam mit seiner Mutter blieben wir hartnäckig. Und unsere Bemühungen zahlten sich aus.  

Lisa Finger Sudan
Lisa Finger
Habens Meningitis konnte durch eine entsprechende Therapie erfolgreich behandelt werden.

Haben darf wieder Nachhause

Nach dreieinhalb Wochen intensiver Therapie ist Haben vollkommen genesen. Er verlässt unser Krankenhaus als fröhliches, aktives und vor allem kerngesundes Kleinkind. Wie erleichtert und glücklich wir darüber alle sind, können Sie sich bestimmt vorstellen.  

Es sind diese Erlebnisse, die mich immer wieder aufs Neue bestärken, da hin zu gehen, wo meine Arbeit einen Unterschied für viele Menschen macht. Haben lebt, weil meine Kolleg:innen und ich hier im Sudan sind. Und wir sind vor Ort, weil Sie uns unterstützen. Danke! 

Alles Liebe, 

Lisa Finger