30.09.2021
Vor drei Monaten mussten unsere Teams die Arbeit in Internierungslagern abbrechen. Nun sind unsere Teams zurück. Lisa Marcheiner war selbst vor Ort und berichtet hier.

Vor drei Monaten mussten sich unsere Teams aus Internierungslagern in der libyschen Hauptstadt Tripolis zurückziehen. Grund dafür war die massive Gewalt in den Lagern. Die Österreicherin Lisa Macheiner teilt ihre Erfahrungen.

Lisa Macheiner war als Projektkoordinatorin über 10 Monate in Libyen (bis Juli 2021). Sie hat das Leben innerhalb und außerhalb der Lager live miterlebt. In diesem Video berichtet sie von ihren Erlebnissen:

Nun haben wir die Arbeit wieder aufgenommen. 

Damit soll die lebenswichtige medizinische Grundversorgung der dort festgehaltenen Migrant:innen und Geflüchteten wieder sichergestellt werden. Zusätzlich zu den zwei Lagern, in denen unsere Teams vorher schon tätig waren, sind wir jetzt auch in einem dritten Lager vor Ort.

Wieso sind wir zurück?

Die Entwicklung geht auf jüngste Gespräche zwischen Ärzte ohne Grenzen und der libyschen Direktion zur Bekämpfung illegaler Migration (DCIM) zurück. In diesen wurde uns zugesichert, dass bestimmte Grundvoraussetzungen in den Haftanstalten erfüllt werden, sodass unsere Teams die Hilfe in Einklang mit der medizinischen Ethik und den humanitären Grundsätzen wiederaufnehmen können.

Detention Centres - Tripoli, Libya
Guillaume Binet/Myop
Die Menschen wissen nicht, wann sie das Internierungslager wieder verlassen dürfen.

Gewalt soll aufhören

Unter anderem wurde besprochen, dass die Gewalt gegen inhaftierte Menschen verhindert werden soll und die Sicherheit unserer Teams gewährleistet wird. Zudem wurde der ungehinderte Zugang der internierten Menschen zur medizinischen Hilfe, die unsere Teams vor Ort anbieten, in zugesagt.

Start des Einsatzes in Libyen

In den vergangenen zwei Wochen haben mobile Teams den Einsatz in den Internierungslagern Al-Mabani, Abu Salim und Shara Zawiya in Tripolis neu gestartet. Die Teams stellten dringend benötigte medizinische Versorgung, einschließlich psychologischer Hilfe, für die inhaftierten Männer, Frauen und Kinder bereit, die andernfalls nur minimalen Zugang zu Gesundheitsversorgung hätten.

In der ersten Woche …

  • wurden mehr als 400 Patient:innen behandelt,
  • 30 davon waren Kinder unter 15 Jahren.
  • Der Großteil litt unter Hautkrankheiten, Magen-Darm-Erkrankungen und Infektionen der oberen Atemwege.
  • 28 Patient:innen mussten zur dringenden medizinischen Versorgung in eine, von uns unterstütze, Klinik überwiesen werden.
Detention Centres - Tripoli, Libya
Guillaume Binet/Myop
Frauen werden in eigenen Bereichen festgehalten.

Wir fordern Schließung der Internierungslager

Wir sind dankbar für die Zusicherungen der libyschen Behörden, die Bedenken auszuräumen, die im Juni eine Aussetzung der Aktivitäten notwendig gemacht hatten. So können wir die Menschen in den Internierungslagern wieder medizinisch zu versorgen.

Trotzdem fordern wir weiter die Schließung der Internierungslager, die Freilassung aller dort festgehaltenen Menschen und die Bereitstellung von angemessener humanitärer Hilfe und Schutz nach ihrer Freilassung.
 

Unser Einsatz in Internierungslagern in Libyen

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 2016 in Internierungslagern in Libyen und versorgt die Menschen mit einer medizinischen Grundversorgung und psychosozialer Unterstützung. Unsere Teams identifizieren auch besonders gefährdete Menschen und überweisen Patient:innen, die eine Spezialbehandlung benötigen, an Krankenhäuser in ganz Libyen.

Unsere Teams unterstützen