Wirbelstürme in Madagaskar

10.05.2022

Im Februar trafen die Wirbelstürme Batsirai und Emnati die Ostküste Madagaskars und zerstörten zahlreiche Gesundheitszentren.

Dies ist der jüngste in einer Reihe von Klimaschocks, den die Menschen in Madagaskar in den letzten Jahren erlebt haben. Das Land wird in regelmäßigen Abständen von Wirbelstürmen, Überschwemmungen und Dürre heimgesucht. Die Menschen im Süden des Landes erholen sich gerade erst von den Auswirkungen einer außergewöhnlich schweren Dürre, die ein alarmierendes Ausmaß an Unterernährung verursachte.

"Wir sind schwer getroffen worden, so viel wurde zerstört. Ich habe in meinem Leben schon viele verheerende Wirbelstürme erlebt. Aber Batsirai war noch intensiver."

Justin Tiamaro, Bewohner des Dorfes Ambodirian’i Sahafary in Madagaskar

Seit Anfang des Jahres wurde die Insel von fünf Zyklonen und tropischen Stürmen heimgesucht, die Hunderte von Menschen töteten und große Verwüstungen anrichteten. Der Wirbelsturm Batsirai im Februar hatte eine äußert zerstörerische Wirkung der Stufe 4.

Viele Bäume wurden entwurzelt und ein großer Teil der Ernte wurde beschädigt, was Anlass zur Sorge für die Zukunft gibt, da die Dürrezeit kurz vor den Wirbelstürmen ihren Höhepunkt erreicht hatte und die Menschen ihre Einkommensquellen weitgehend verloren haben.

Schäden durch den Wirbelsturm

Der Wirbelsturm richtete in der Region große Verwüstungen an, zerstörte Häuser, Schulen und Infrastrukturen und unterbrach die wichtigsten Gesundheitsdienste. Die meisten Menschen in Nosy Varika leben von der Fischerei und der Landwirtschaft. Ihre Ernten wurden vernichtet, und sie haben nun mit hohen Lebensmittelpreisen und fehlendem Einkommen zu kämpfen.

Batsirai hatte auch für die Fischerei schwerwiegende Folgen. Der Fisch immer knapper, was sich stark auf das tägliche Einkommen der Fischer auswirkt. Hatten sie vor Batsirai ein Einkommen von 30.000 bis 40.000 Ariary (ca. 9 Euro) pro Tag, so haben sie jetzt kaum noch ein Einkommen von 4.000 bis 5.000 Ariary (ca. 1 Euro).

So helfen wir

Wir trafen Ende Februar in Nosy Varika ein, um auf die Bedürfnisse der vom Zyklon Batsirai betroffenen Menschen zu reagieren. Als medizinische Notfallorganisation bestand unsere Priorität darin, auf die kritischen Gesundheitsbedürfnisse der Bevölkerung zu reagieren und das bestehende Gesundheitssystem dabei zu unterstützen, seine Kapazitäten für die Versorgung wiederherzustellen.

Nach den Wirbelstürmen begannen unsere Notfallteams mit der medizinischen Versorgung der Menschen in der abgelegenen Region Nosy Varika, wo das örtliche Krankenhaus und mehrere Gesundheitszentren schwer beschädigt worden waren. Aufgrund der anschließenden Überschwemmungen und der zerstörten Infrastruktur mussten unsere Notfallteams viele logistische Herausforderungen bewältigen, um den Menschen in den abgelegenen ländlichen Gebieten zu helfen.

Die Straßen waren fast unbenutzbar und wir mussten drei Flüsse überqueren, um nach Nosy Varika zu gelangen. Manchmal waren die Flüsse so voll, dass es gar nicht mehr ging.

Mathilde Guého, unsere Notfallkoordinatorin in Madagaskar

Wir arbeiten an der Wiederherstellung des beschädigten Krankenhauses in Nosy Varika und von fünf Gesundheitszentren. Außerdem haben die Teams mobile Kliniken per Boot an Orte wie das Dorf Ambodrian i'Sahafary gebracht, an denen die Menschen nach dem Wirbelsturm nur sehr eingeschränkt Zugang zur Gesundheitsversorgung hatten. Die medizinischen Teams behandeln rund 345 Patient:innen pro Woche, hauptsächlich wegen Krankheiten wie Malaria, Durchfall und Atemwegsinfektionen, aber auch immer mehr Kinder mit akuter Unterernährung.

Hospital Nosy Varika — Verlegung von Patient:innen und Betten in unser provisorisches Zelt, um das Krankenhaus zu sanieren und zu reinigen.

Mobile Clinic in Ambodrian i’Sahafary — Wartebereich bei unserer mobilen Klinik in Ambodrian i'Sahafary.

Ambodrian i’Sahafary — Unsere Teams kommen in Ambodrian i'Sahafary an - das Dorf ist nur mir dem Boot erreichbar.

Mehr zu unserer Hilfe in Madagaskar

Stimmen unserer Patient:innen

Juliette - Ambodrian i’Sahafary — Juliette ist 23, schwanger und Mutter zweier Kinder. Sie ist Reis-, Kaffee- und Paprikabäuerin. Ihr Haus wurde durch den Zyklon Batsirai verwüstet. "Während des Zyklons sind wir in ein kleineres Haus geflüchtet, weil die größeren weggeblasen wurden. Der Wind blies sehr heftig, und wir waren nicht in der Lage, uns vorzubereiten, indem wir die Häuser verstärkten oder Lebensmittel einlagerten.   Ohne Geld können wir nichts tun. Wenn die Gesundheitsversorgung nicht kostenlos wäre, würden wir nicht zum Arzt gehen. Man macht den Arzt selbst."

Justin Tiamaro - Ambodrian i’Sahafary — Justin Tiamaro, 53, ist 8 km zu unserer mobilen Klinik in Ambodirian'i Sahafary gelaufen, um eine Behandlung für seinen kranken Sohn zu erhalten. "Im Moment verliere ich die Hoffnung, denn es ist wirklich unsere Lebensgrundlage, die hart getroffen wurde. Nach meiner Prognose wird diese Verwüstung erst in fünf Jahren überwunden sein, weil wir wieder bei Null anfangen müssen. Sogar das Familienleben wurde gestört, vor allem was die Mittel angeht, um die Kinder zur Schule zu schicken. Und wenn wir über die Zukunft sprechen, habe ich bisher nur sehr wenig Hoffnung. Vorläufig werden wir von der kleinen Reisernte leben, die wir kürzlich gesät haben. "

Philippe Randria - testimony — Philippe Randria ist ein 60-jähriger Patient, der von unseren mobilen Teams in Namorona behandelt wird. Er kam wegen Rückenschmerzen. "Ich bin Bauer. Ich baue Gewürznelken, Kaffee und Reis an. Alle meine Ernten wurden durch den Zyklon Batsirai zerstört. Also musste ich meinen Beruf wechseln. Viele von uns haben nach den Wirbelstürmen die Landwirtschaft aufgegeben, wir mussten eine andere Möglichkeit finden, Geld zu verdienen, um zu überleben. Jetzt backe ich Brot. Ich hatte noch nie einen so starken Wirbelsturm wie den Zyklon Batsirai erlebt. Ich wusste nicht, dass ein Wirbelsturm kommen und alles zerstören würde. Ich hätte Radio hören sollen, aber ich habe keins. Es kostet 30.000 Ariarys, was für mich zu teuer ist. Während des Wirbelsturms bin ich mit meiner Frau geflohen, weil mein Haus einzustürzen drohte. Wir sind in ein stärkeres Gebäude geflüchtet. Unser Haus ist zerstört. Wir leben vom Verkauf von Brot, aber das ist sehr schwierig. Was wir essen, hängt davon ab, was wir verkaufen können.

Klima und Gesundheit

Expert:innen haben wiederholt davor gewarnt, dass extreme Wetterereignisse wie Wirbelstürme aufgrund des Klimawandels häufiger und intensiver werden. Anfällige Gemeinschaften wie die in Madagaskar werden auch in Zukunft von wiederholten Klimaschocks hart getroffen werden und jedes Mal Mühe haben, sich wieder aufzubauen. An vielen unserer Projektstandorte reagieren unsere Teams auf Situationen, die mit den sich verändernden Umweltbedingungen zusammenhängen.

Wie hängen Klima und Gesundheit zusammen?