09.06.2023
Zyklone haben die Ernte in vielen Teilen Madagaskars zerstört. Immer mehr mangelernährte Kinder kommen in unsere Kliniken. Gleichzeitig steigen die Malaria-Fälle.
Joella
MSF/Kathryn Dalziel
Joella

"Das Leben hier ist wirklich schwierig geworden", sagt Joella, eine 19-jährige schwangere Frau, die zur Schwangerschaftsvorsorge in unsere Klinik in Ambodirian'i im Südosten Madagaskars kommt. "So viele Dinge wurden durch die letzten Zyklone zerstört, sogar das Krankenhaus. Dabei gibt es gerade viele Krankheiten.“

Zyklone zerstören die Ernte

Joella ist nicht die Einzige, die die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise und Extremwetterereignisse zu spüren bekommt. Viele Menschen, die in unseren Einrichtungen behandelt werden, berichten von den schwerwiegenden Folgen für den Reisanbau und die Ernte, der die Hauptnahrungsquelle in Madagaskar darstellt. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Sie sichert etwa 41% des Haushaltseinkommens im ganzen Land. 

Genecia, eine junge Mutter, berichtet, wie die Zyklone ihre Reisernte ruiniert haben: "Unsere Reisplantage wurde überflutet, sie war voller Sand. Der Wasserstand ist stark angestiegen." Sie ist mit ihren Zwillingen, die wegen Mangelernährung behandelt werden, in die Klinik gekommen.
 

Genecia: Mother with twins
MSF/Kathryn Dalziel
Genecia

Im Jahr 2022 wurden 80% der Ernten in den südöstlichen Bezirken Madagaskars durch Zyklone zerstört. 148.000 Menschen sind jetzt von  humanitärer Hilfe abhängig.

Abgeschnitten von Hilfe

Zyklone und andere extreme Wetterereignisse haben Auswirkungen, die über die Zerstörung von Ernten hinausgehen. Wenn Straßen und Brücken durch Wind und Regen beschädigt werden, sind betroffene Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Auch der Weg ins nächste Krankenhaus ist oft unmöglich. 

Um die Menschen in diesen Gegenden trotzdem medizinisch versorgen zu können, haben wir mobile Kliniken mit Booten, Autos und Motorrädern eingerichtet. 
 

Die Nahrungsmittelvorräte schwinden

Wegen der vielen Ernteausfälle werden die Nahrungsmittelvorräte knapp. Im südöstlichen Bezirk Ikongo bringen immer mehr Eltern mangelernährte Kinder in die Klinik. 

Die Leute wissen, dass wir hier sind, um uns um mangelernährte Kinder unter fünf Jahren zu kümmern

Krankenpflegerin Olga

Von den fast 2.200 Kindern, die in den ersten beiden Aprilwochen in Ikongo auf Mangelernährung untersucht wurden, litten 5%  an schwerer akuter Mangelernährung.

In Nosy-Varika, einer der Küstenregionen, die von Zyklon Freddy am schlimmsten betroffen waren, haben unsere Teams zusammen mit den lokalen Gesundheitsbehörden die Screening-Maßnahmen für Mangelernährung verstärkt. Zwischen Februar und März hat sich die Zahl der Aufnahmen von Kindern unter fünf Jahren mit schwerer akuter Mangelernährung mehr als verdoppelt.

Malaria-Fälle steigen

Die Zyklonsaison und die "magere" Jahreszeit (der Zeitraum zwischen den Ernten, wenn die Nahrungsmittelvorräte niedrig sind) fallen auch mit der Malaria-Saison zusammen. Malaria ist ein großes Gesundheitsproblem in Madagaskar und eine der fünf Hauptursachen für die Sterblichkeit in der madagassischen Bevölkerung.

"Malaria ist heute nicht mehr wie früher", sagte Masy, eine ältere Frau im Wartebereich der Klinik in Sahavato. " Malaria wird immer ernster. Früher hat die Krankheit vor allem Kinder betroffen, jetzt betrifft sie alle.“ 
 

In vielen Teilen Madagaskars nimmt die Malaria während der Regenzeit zu. Stehendes Wasser ist ein Brutplatz für Moskitos. In einigen Gegenden werden 90% der Kinder, die von unseren Teams auf akute Mangelernährung behandelt werden, auch positiv auf Malaria getestet.

Klimakrise bringt Extremwetterereignisse

Schwere Regenfälle und Überschwemmungen in Madagaskar sollen laut Klimaexpert:innen zunehmen. Das wird das Leben vieler Menschen gefährden, insbesondere der 80% der Bevölkerung, die unter der Armutsgrenze leben. 

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