31.08.2021
Der Preis für Medikamente hat sich teilweise verzehnfacht. Zwei österreichische Logistiker:innen erzählen von den Herausforderungen, sie dennoch zu den Menschen zu bringen.

Medikamente sind im Libanon zum Luxusgut geworden. Wie diese Hilfsgüter trotzdem zu den Menschen kommen, erzählen die beiden österreichischen Logistiker:innen Karin Puchegger und Daniel Ebner. 

Medikamente bis zu zehnmal teurer

„Für die Menschen ist es kaum möglich, Medikamente zu kaufen. Diese sind wegen der Wirtschaftskrise und des Währungsverfalls bis zu zehnmal teurer geworden“, berichtet Daniel Ebner. Der Steirer steht im Warenlager von Ärzte ohne Grenzen in Beirut.

In der riesigen Halle stapeln sich Kartons mit verschiedensten Medikamenten und Impfstoffen, Hygieneartikeln und Bandagen. Sie lagern hier, bevor die Teams sie in die Krankenhäuser in Bar Elias, Arsal oder Hermel im Libanon transportieren – und dann kostenlos an die Patient:innen weitergeben. Was so einfach klingt, ist es nicht. Denn zuerst müssen die Arzneimittel eingekauft werden.

Libanon im Logistik Lager
Tariq Keblaoui
Vom Lager in Beirut werden die Medikamente verteilt.

Das Geld fehlt

Doch dem Libanon geht das Geld für Importe aus. Logistikerin Karin Puchegger erzählt: „Erst vor kurzem hatten wir den Fall, dass Narkotika, die für die Anästhesie verwendet werden, nicht im Libanon verfügbar waren. Das hat direkte Auswirkungen auf unsere Patient:innen. Wir versuchen dem entgegenzuwirken: Zum einen kaufen wir, wenn möglich, am lokalen Markt ein, aber die wichtigsten Medikamente importieren wir als Organisation selbst.“ 

Die Oberösterreicherin übernimmt damit die Aufgaben von Daniel Ebner. Mehr als zweieinhalb Jahre war er für den Libanon zuständig – und kümmert sich jetzt um überregionale Agenden. 

Das Problem mit den Stromausfällen

Die Wirtschaftskrise trifft nicht nur den Warenimport, sondern sorgt auch für tägliche Stromausfälle im Libanon. „Mittlerweile geht alle ein bis zwei Stunden der Strom weg. Wir haben Generatoren im Lager, die sich automatisch einschalten, damit wir Elektrizität haben“, so Karin Puchegger. Denn die Medikamente, vor allem auch die Impfstoffe im Lager, müssen durchgehend gekühlt werden. 

Libanon im Logistik Lager
Tariq Keblaoui
Im Kühlraum werden temperaturempfindliche Medikamente gelagert.

Daniel Ebner erinnert sich, als er die Logistik einer MasernImpfkampagne im Flüchtlingscamp Shatila vorbereitete: „Die Kühlkette den ganzen Weg von der Lagerhalle bis zur Impfstraße sicherzustellen ist eine Herausforderung. Aber dann ist es unglaublich schön, zu sehen, wie froh die Eltern sind, dass ihre Kinder gratis geimpft werden. Diesen Schutz könnten sie sich sonst nicht leisten.“

Aktion #NothilfeLibanon

Treibstoffengpass erschwert Transport

Eine weitere Herausforderung sind die anhaltenden Treibstoffengpässe. Das Land kann sich den Import von Erdöl nur noch bedingt leisten. Kilometerlange Schlangen an den Tankstellen sind die Folgen, wobei viele Tankstellen gar nicht mehr in Betreib sind. Oft wartet man allerdings vergeblich darauf, den Wagen vollzutanken. 

Da die Medikamente und medizinischen Güter von unserem Lager in Beirut an die Kliniken im ganzen Land verteilt werden müssen, braucht es Treibstoff für den Transport. Intensiv arbeiten Karin Puchegger und ihr Team auch an Lösungen für dieses logistische Problem. 
 

Libanon im Logistik Lager
Tariq Keblaoui
Je nach Lieferumfang, verteilen PKWs oder LKWs das medizinische Material.

Libanon in der Dauerkrise

Die Wirtschaftskrise und Hyperinflation im Libanon haben dazu geführt, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung verarmt ist. Viele können sich kaum das Notwendigste leisten: Medikamente oder ein Besuch bei Ärzt:innen sind zu teuer. Wir sind vor Ort und bieten kostenlose medizinische Versorgung an.

Nothilfe Libanon

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