Zur Lage in Syrien

Seit dem Sturz der syrischen Regierung verändert sich die Lage im Land schnell. Jetzt eskaliert die Situation erneut. In den vergangenen Tagen wurden Hunderte Menschen getötet und verletzt. Wir fordern den Schutz der Zivilbevölkerung, der medizinischen Einrichtungen, der Patient:innen und des Gesundheitspersonals.

Die medizinische und humanitäre Versorgung steht vor enormen Herausforderungen. Seit Beginn des Krieges 2011 wurden über 14 Millionen Syrer:innen vertrieben, und allein im Jahr 2024 sind 16,7 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Wir sind seit Jahren im Nordwesten und Nordosten Syriens tätig und leisten dort medizinische Nothilfe. Zu den Gebieten unter Kontrolle der ehemaligen syrischen Regierung hatten wir bisher keinen Zugang. Wir sind aktuell in Kontakt mit den neuen Akteuren in Damaskus und evaluieren, wo wir Hilfe leisten können.

Sichern Sie unsere Hilfe.

Wir helfen in über 70 Ländern weltweit.

Ihre Spende sichert medizinische Hilfe

Timeline: Aktuelles aus Syrien

10.3.2025: Lage in Syrien erneut eskaliert

Nach der brutalen Gewalt in den vergangenen Tagen, bei der Hunderte von Menschen getötet und verletzt wurden, haben wir mit den Gesundheitsbehörden Trauma-Kits mit lebenswichtigen medizinischen Hilfsgütern an Krankenhäuser in Latakia, Baniyas, Tartous & Jisr al Shughur geliefert.

Unsere Teams in Syrien eröffnen außerdem ein neues Projekt zur Unterstützung der Notaufnahme des Krankenhauses in Tartous, um Medikamente und Schulungen für den Umgang mit einem Massenansturm von Verletzten bereitzustellen, da die Kämpfe in der Region weiter eskalieren.

Wir sind in ständigem Gespräch mit den Gesundheitsbehörden und Krankenhäusern in Nord- und Westsyrien, um bei Bedarf zusätzliche Unterstützung zu leisten.

Wir fordern den Schutz der Zivilbevölkerung, der medizinischen Einrichtungen, der Patient:innen & des Gesundheitspersonals.

11.12.2024: Hilfe für Zehntausende Vertriebene im Nordosten

Wir reagieren auf die aktuellen Entwicklungen in Syrien, wo die Lage weiterhin unsicher bleibt. Im Norden des Landes dauern die Kampfhandlungen an. Laut den lokalen Behörden wurden über 80.000 Menschen in den Regionen Tabka, Rakka und Hassakeh vertrieben. Unsere Teams bieten dringend benötigte Unterstützung für Zehntausende Vertriebene im Nordosten Syriens.

5.12.2024: Tausende Menschen müssen fliehen

Die jüngsten Kämpfe haben Tausende Menschen vertrieben und Dutzende getötet. Gleichzeitig wurden Krankenhäuser in Idlib und Aleppo beschädigt, wie Berichte der örtlichen Behörden zeigen. Wir prüfen derzeit den Bedarf für einen Einsatz in der Region Idlib.

Um die wachsende Gesundheitslücke durch die Eskalation zu schließen, spenden wir logistisches Material und medizinische Hilfsgüter für Krankenhäuser. Bisher konnten wir 240 Familien unterstützen, die aus Gebieten nahe der Frontlinie vertrieben wurden.

Tausende Menschen haben zudem den Nordosten Syriens erreicht. Auch dort prüfen unsere Teams den Bedarf. In Raqqa und Tabqa haben wir bereits Hilfsgüter an Menschen in Sammelunterkünften verteilt und stehen in Kontakt mit den örtlichen Behörden, um weitere Hilfe zu leisten.

Wir appellieren an alle Konfliktparteien, Gesundheitseinrichtungen, medizinisches Personal und Patient:innen ebenso zu respektieren wie Unterkünfte für Vertriebene.

MSF activities in Idlib governorate

Wie wir in Syrien helfen

Nach mehr als zehn Jahren des Bürgerkriegs befindet sich Syrien in einer der schwersten humanitären Krisen weltweitDas schwere Erdbeben Anfang Februar 2023 verschärfte die Situation noch weiter.

  • In den Teilen Syriens, die wir betreten können, betreiben oder unterstützen wir Krankenhäuser und Gesundheitszentren.
  • Im Nordosten des Landes leiten wir Impfkampagnen zu Routineimpfungen, zum Beispiel gegen Masern.
  • Wir kümmern uns um die medizinische Grundversorgung von Vertriebenen. Wir verteilen bei Bedarf auch Hilfsgüter, zum Beispiel Hygiene-Kits, Matratzen und Decken.
  • Wir versorgen mangelernährte Kinder in der Stadt Raqqa.
  • In Hassakeh behandeln wir seit August 2021 minderjährige Häftlinge, die an Tuberkulose erkrankt sind.
  • Wir informieren die Bevölkerung in Syrien, wie sie die Übertragung von Krankheiten verhindern kann.

Unsere Hilfe in Zahlen (2023)

13.600

unterstütze Geburten

40.200

durchgeführte Impfungen

65.500

durch Hilfsgüter unterstützte Familien

5 Gründe warum wir in Syrien helfen

Northwest Syria: Displaced people prepare for another harsh winter
Abdul Majeed Al Qareh/MSF
Unsere Mitarbeiter:innen verteilen warme Kleidung, Planen, Matratzen und Decken an rund 14.500 Familien in Vertriebenenlagern im Nordwesten Syriens

Fehlende medizinische Versorgung

Die Menschen in den Lagern in Syrien haben begrenzten Zugang zur Gesundheitsversorgung, da die Lebensbedingungen schlecht sind und es an humanitärer Hilfe, psychosozialer Unterstützung und Impfungen mangelt. Wir unterstützen Krankenhäuser, medizinische Grundversorgungszentren und mobile Kliniken in den Vertriebenenlagern, um dieser Herausforderung zu begegnen. Aufgrund der prekären Lebensbedingungen treten auch häufig Verletzungen durch Unfälle in den eigenen vier Wänden auf. Wir haben eine Spezialabteilung für Verbrennungen im Nordwesten Syriens eingerichtet, um auf solche Verletzungen zu reagieren.

Syriens Gesundheitssystem ist zerstört

War das Gesundheitssystem im Syrien vor dem Krieg gut und stabil, ist davon heute nichts mehr übrig. Der Konflikt in Syrien hat das Gesundheitssystem stark zerstört. Viele medizinische Einrichtungen wurden bombardiert. Medizinisches Personal ist verstorben, inhaftiert oder geflohen, und es fehlt an medizinischem Equipment.

Das syrische Gesundheitspersonal musste unter extremen Bedingungen arbeiten, da es mit Notfällen überlastet war. In den letzten zehn Jahren haben wir nicht nur mit Katastrophen und akuten Notfällen zu kämpfen gehabt, sondern auch mit dem erneuten Auftreten von vermeidbaren Krankheiten, wie Cholera-Ausbrüchen.

Menschen auf der Flucht

Etwa 6,9 Millionen Menschen sind nach wie vor vertrieben in Syrien und leben in Lagern, improvisierten Unterkünften oder bei Gastfamilien. Der anhaltende Konflikt, die COVID-19-Pandemie und eine schwere Wirtschaftskrise haben ihre Verwundbarkeit weiter erhöht.

Die Menschen in Flüchtlingslagern haben oft wiederholte Vertreibungen erlebt und leiden unter schlechten Lebensbedingungen, psychischen Traumata und mangelndem Zugang zur medizinischen Versorgung. In einigen dieser Lager bieten wir medizinische und psychologische Unterstützung sowie Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste (WASH) durch mobile Kliniken an.

Deir Hassan Camp
Abdul Majeed Al Qareh
Gemeinsam mit mehr als 120.000 Vertriebenen leben Abdullah Mohammed Al Hassan und seine Familie im Camp Deir Hassan.

Zu wenig medizinisches Personal

Das medizinische Personal ist ebenfalls gefährdet. Mit der Eskalation des Konflikts in den ersten Jahren des Krieges wurde die medizinische Versorgung in Gebieten, die nicht unter der Kontrolle der syrischen Regierung stehen, immer stärker eingeschränkt. Wir haben versucht, ein System der Fernunterstützung für medizinische Einrichtungen und Netzwerke von Medizinern aufrechtzuerhalten. Im Laufe der Jahre haben wir medizinische Untergrundnetzwerke unterstützt.

Humanitäre Hilfe in Syrien wird weniger

Obwohl die Zahl der hilfsbedürftigen Menschen steigt, gehen die Mittel für humanitäre Hilfe in Syrien weiter zurück.

Wir bekommen allerdings immer mehr Anfragen zur Unterstützung von Krankenhäusern und Gesundheitszentren. Ihnen mangelt es häufig an wichtigen Medikamenten und medizinischem Material.

Ländervergleich Österreich & Syrien: Lebenserwartung und Säuglingssterblichkeit

Ländervergleich Österreich & Syrien

AT
SY
83.80
78.10

Lebens­erwartung Frauen

in Jahren

Quelle: WHO, data.worldbank.org

AT
SY
79.40
67.90

Lebens­erwartung Männer

in Jahren

Quelle: WHO, data.worldbank.org

AT
SY
3.00
17.90

Säuglings­sterblichkeit

je 1000 Geburten

Quelle: WHO, data.worldbank.org

AT
SY
5.20
1.30

Ärzt:innen

je 1000 Einwohner­:innen

Quelle: WHO, data.worldbank.org

Zoom in Zoom out Afghanistan Angola Albanien Vereinigte Arabische Emirate Argentinien Armenien Australien Österreich Aserbaidschan Burundi Belgien Benin Burkina Faso Bangladesch Bulgarien Bosnien und Herzegowina Weißrussland Belize Bolivien Brasilien Brunei Bhutan Botsuana Zentralafrikanische Republik Kanada Schweiz Chile China Elfenbeinküste Kamerun Dem. Rep. Kongo Kongo Kolumbien Costa Rica Kuba Tschechien Deutschland Dschibuti Dänemark Dominikanische Rep. Algerien Ecuador Ägypten Eritrea Estland Äthiopien Finnland Fidschi Gabun Großbritannien Georgien Ghana Guinea Gambia Guinea-Bissau Äquatorialguinea Griechenland Grönland Guatemala Guyana Honduras Kroatien Haiti Ungarn Indonesien Indien Irland Iran Irak Island Israel Italien Jamaica Jordanien Japan Kasachstan Kenia Kirgisistan Kambodscha Südkorea Kuwait Laos Libanon Liberia Libyen Sri Lanka Lesotho Litauen Luxemburg Lettland Marokko Moldavien Madagaskar Mexico Nordmazedonien Mali Myanmar Montenegro Mongolei Mosambik Mauritanien Malawi Malaysia Namibia Niger Nigeria Nicaragua Niederlande Norwegen Nepal Neuseeland Oman Pakistan Panama Peru Philippinen Papua-Neuguinea Polen Nordkorea Portugal Paraguay Palästina Katar Rumänien Russland Ruanda Westsahara Saudi-Arabien Sudan Südsudan Senegal Sierra Leone El Salvador Serbien Suriname Slowakei Slovenien Schweden Swasiland (Eswatini) Syrien Tschad Togo Thailand Tadschikistan Turkmenistan Osttimor Tunesien Türkei Taiwan Tansania Uganda Ukraine Uruguay USA Usbekistan Venezuela Vietnam Vanuatu Jemen Südafrika Sambia Simbabwe Somalia Französisch-Guayana Frankreich Spanien Aruba Anguilla Andorra Antigua und Barbuda Bahamas Bermuda Barbados Komoren Kap Verde Kaimaninseln Dominica Falklandinseln Färöer-Inseln Grenada Hong Kong St. Kitts und Nevis St. Lucia Liechtenstein Malediven Malta Montserrat Mauritius Neukaledonien Nauru Pitcairn Puerto Rico Französisch-Polynesien Singapur Salomonen São Tomé und Príncipe Sint Maarten Seychellen Turks- und Caicosinseln Tonga Trinidad und Tobago St. Vincent und die Grenadinen Britische Jungferninseln Amerikanische Jungferninseln Zypern Réunion Mayotte Martinique Guadeloupe Curacao Kanarische Inseln

2009

Beginn der Arbeit

49,2

Mio. EUR

Ausgaben (Vorjahr)

849

Einsatz­kräfte

Jetzt spenden für Syrien und unsere anderen Einsatzländer

Epidemien, Konflikte, Naturkatastrophen

IHRE SPENDE SICHERT MEDIZINISCHE HILFE.

Mehr dazu

Syrien: Krankenhaus in Aleppo nach Angriffen…

Ärzte Ohne Grenzen Österreich Logo
MSF
Nach jüngsten Angriffen auf die Stadt hat eines der wenigen verbliebenen Krankenhäuser in Aleppo die medizinische Hilfe nun einstellen müssen. Die Al-Sakhour-Klinik war wiederholt bombardiert worden.
Mehr lesen

Syrien: Medizinische Hilfe zwischen drei Frontlinien

Ärzte Ohne Grenzen Österreich Logo
MSF
Die syrische Stadt Anadan liegt nahe Aleppo und befindet sich zwischen drei Frontlinien. Krankenhausdirektor Dr. Hassan Hamsho erklärt, wie im von Rebellen kontrollierten Gebiet die medizinische Versorgung aufrechterhalten wird.
Mehr lesen

Arbeiten im Untergrund: Unterstützung für syrische…

Ärzte Ohne Grenzen Österreich Logo
MSF
Nach vier Jahren ist der Krieg in Syrien weiterhin so heftig wie eh und je. Der Bedarf an medizinischer Nothilfe wird von Tag zu Tag dringlicher.
Mehr lesen

Ein Chirurg in Syrien: “Schlaf und Erholung waren…

Ein junger syrischer Chirurg berichtet von seiner Arbeit in einem Behelfskrankenhaus im Osten von Damaskus. Das Spital ist eine von über 100 medizinischen Einrichtungen, die wir in Syrien unterstützen.
MSF
Ein junger syrischer Chirurg berichtet von seiner Arbeit in einem Behelfskrankenhaus im Osten von Damaskus. Das Spital ist eine von über 100 medizinischen Einrichtungen, die wir in Syrien unterstützen.
Mehr lesen

Syrien: Gezielte Angriffe auf medizinische…

Street scenes in Aleppo
Monique Doux/MSF
Es gibt Versorgungsengpässe, Personalmangel und gezielte Angriffe auf medizinische Einrichtungen. Die Menschen haben praktisch keinen Zugang mehr zu ärztlicher Versorgung.
Mehr lesen

Vier Jahre Syrien-Konflikt: Medizinische Hilfe…

Atme Camp
Chris Huby
„Dieser Krieg ist durch brutale Gewalt geprägt, die weder zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheidet, noch den Schutz von Gesundheitspersonal und medizinischen Einrichtungen respektiert“, sagt Joanne Liu, die internationale Präsidentin von <i>Ärzte ohne Grenzen.</i>
Mehr lesen

Syrien: Ärzte ohne Grenzen fordert Evakuierung von…

Ärzte Ohne Grenzen Österreich Logo
MSF
Die Konfliktparteien müssen humanitäre Hilfe zulassen.
Mehr lesen

Syrische Flüchtlinge im Libanon: „Diese Krise darf…

Im Jänner 2015 brachte ein Wintersturm in der Bekaa-Ebene, wo viele Flüchtlinge hausen, Schnee, Hagel und eisigen Nebel mit sich.
Ghazal Sotoudeh/MSF
Winter erschwert harsche Lebensbedinungen von rund 40.000 Flüchtlingen in der Bekaa-Ebene
Mehr lesen

Syrien: Unsere Aktivitäten im Überblick 2015

Libanon MSB16997 Ghazal Sotoudeh web
Ghazal Sotoudeh/MSF
Unsere Nothilfe für Betroffene des blutigen Konflikts
Mehr lesen

Leben mit Diabetes: Tausende syrische Flüchtlinge…

Die 19-jährige Amina musste mit ihrer Familie aus dem syrischen Raqqa in den Libanon flüchten
MSF/Ghazal Sotoudeh
Prekäre Lebensbedingungen mit gefährlichen Folgen für chronisch Kranke
Mehr lesen