25.10.2022
Immer wieder hören wir von Angriffen auf Menschen, die auf Lesbos oder Samos Schutz suchen. Lesen Sie hier über einen Vorfall vom 20. Oktober 2022.

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Am Donnerstag erhielt eines unserer Notfallteams einen offiziellen Alarm über eine Gruppe von Menschen, die gerade auf der griechischen Insel Lesbos angekommen waren und dringend medizinische Hilfe benötigten. Als unser Team dort eintraf, fand es drei Personen in Fesseln und vier Verletzte vor, die angaben, geschlagen worden zu sein.

Jetzt helfen!

Unser Projektkoordinator berichtet

„An diesem Tag wurden wir zu einem Noteinsatz gerufen", sagt Teo di Piazza, unser Projektkoordinator auf Lesbos. „Als wir uns dem Ort, der sich auf einem Berg befand, näherten, hörten wir Menschen sehr laut schreien. Wir waren besorgt und liefen in ihre Richtung. Als wir ankamen, fanden wir 22 Menschen vor. Alle weinten, Frauen, Kinder und Männer. Drei Personen waren mit Kabelbindern fest gefesselt. Vier weitere waren verletzt. Ihren Berichten zufolge sind die Verletzungen auf die Gewalt einer Gruppe von Personen zurückzuführen, die bei unserer Ankunft die Flucht ergriffen. “

Alle in der Gruppe standen unter Schock. „Wir konnten sehen, dass die Menschen in einem kritischen Zustand waren", sagt Teo di Piazza. „Wir mussten einen unserer Psycholog:innen rufen, um der Gruppe psychologisch erstzuversorgen. Die vier Verletzten wurden zur Abklärung ihres Zustands und zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Laut Zeugenaussagen kamen kurz vor unserem Eintreffen sieben oder acht Personen auf die Gruppe zu und behaupteten, sie seien Ärzt:innen und hätten Lebensmittel", so Di Piazza weiter. " Dann begannen sie angeblich, die Angekommenen zu schlagen und ihnen die Hände mit Kabelbindern zu fesseln."

Wiederholende Gewalt gegen Ankommende

Unsere Teams haben ähnliche Berichte über die Anwendung von Gewalt gegen auf Lesbos und Samos ankommende Menschen gehört, die nach einer traumatisierenden Reise Sicherheit suchten. Wir halten diese Berichte für äußerst besorgniserregend und fordern die zuständigen staatlichen Behörden auf, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um solche Vorfälle zu verhindern und zu unterbinden. Es muss sichergestellt werden, dass die Menschen Zugang zu sicherer Aufnahme, Schutz und Asylverfahren haben.

Unser Team informierte die Polizeibehörden über den Vorfall und unterstützte die Einweisung der Verletzten in ein Krankenhaus. Es sorgte auch für die Nachversorgung der Gruppe am nächsten Tag. 

Unsere Hilfe auf Lesbos und Samos

Auf Lesbos und Samos arbeiten unsere Teams mit anderen humanitären Organisationen und Schutzorganisationen wie dem UNHCR sowie mit den örtlichen Behörden zusammen, um auf offizielle Warnungen zu reagieren und den Menschen, die auf den beiden Inseln ankommen, medizinische Soforthilfe zu leisten. Wir leisten medizinische und psychologische Erste Hilfe, verteilen Nahrungsmittel, Wasser und trockene Kleidung und koordinieren uns mit den örtlichen Gesundheitsdiensten, um die Menschen bei Bedarf in ein Krankenhaus zu überweisen. Nach einer fünftägigen Quarantäne werden die Menschen von der örtlichen Polizei in das Lager gebracht, wo sie registriert werden. Seit August 2021 haben unsere Teams auf Lesbos und Samos 2.225 Menschen medizinische Soforthilfe geboten.