Südsudan: Ärzte ohne Grenzen warnt vor landesweitem Medikamentenmangel

07.04.2016
Offener Brief von Präsidentin Dr. Joanne Liu warnt vor den Folgen ausbleibender Finanzierung lebenswichtiger Medikamente.
Dr. Joanne Liu visit South Sudan
Jacob Kuehn/MSF
Dr. Joanne Liu examines a child suffering with severe malaria inside the 170+ bed MSF hospital serving the population of 108,000 seeking shelter inside the Bentiu Protection of Civilians Camp. The hospital was expanded by 60 beds since June as the population of the camp doubled in the period from June until September.
Genf/Juba, 7. April 2016. Internationale Geber und humanitäre Organisationen müssen umgehend handeln und gegen den Mangel an lebenswichtigen Medikamenten in weiten Teilen des Südsudans vorgehen. Das fordert heute die internationale Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF), Dr. Joanne Liu, in einem offenen Brief.   „Der Konflikt im Südsudan dauert seit mehr als zwei Jahren an und bringt großes Leid über die Bevölkerung", schreibt Liu, und bezeichnet den Medikamentenmangel als eine „zusätzliche, vermeidbare Krise“: „Die unmittelbar bevorstehende Regenzeit verheißt neue Krankheitsausbrüche und eine weitere Verschlechterung der Versorgungslage“, so Liu weiter. „Ein einzelner Akteur kann diese Situation nicht bewältigen; doch es mangelt offenbar am Willen, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen. Wir fordern daher alle Geber, alle beteiligten Akteure und Entscheidungsträger auf, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen. Nur gemeinsam können wir verhindern, dass die ohnehin schon prekäre humanitäre Lage im Südsudan nicht noch ernster wird."

Wichtiger Finanzierungsfond geschlossen

Bis Juni 2015 gewährleisteten internationale Geber die Finanzierung, Beschaffung und Verteilung von Medikamenten im Südsudan. Dazu nutzten sie den Hilfsfonds EMF (Emergency Medicines Fund). Ungeachtet der Warnung von Ärzte ohne Grenzen, dass die Einstellung dieser Hilfe eine Verschlechterung der Gesundheitsversorgung zur Folge haben werde, beschlossen die Geber, den EMF zu beenden, ohne eine angemessene Alternative zu schaffen.    Ärzte ohne Grenzen registriert nun Medikamentenengpässe bei der allgemeinmedizinischen Gesundheitsversorgung an fast allen Einsatzorten im Südsudan. Betroffen sind auch Regionen, die nicht unmittelbar unter dem Konflikt leiden. Die medizinischen Folgen seien im vergangenen Jahr sichtbar geworden, als Ärzte ohne Grenzen mehr Patienten mit schwerer Malaria als je zuvor behandelte, schreibt Liu. Viele Menschen, die wegen fehlender Medikamente schwer erkrankten, suchten die Hilfe von Ärzte ohne Grenzen

Durch Kämpfe Vertriebene besonders betroffen 

Der Medikamentenmangel verschlechtert auch die Situation von hunderttausenden Menschen, die aufgrund des Konflikts als Vertriebene im Südsudan leben. In den vergangenen Jahren gab es eine Reihe schwerer Krankheitsausbrüche, die das Leben Tausender gefährdeten – besonders durch Malaria und Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser übertragen werden. Bereits vor Ausbruch der Kämpfe im Dezember 2013 stellten vor allem Hilfsorganisationen die Gesundheitsversorgung im Südsudan sicher.    Ärzte ohne Grenzen betreibt 17 medizinische Hilfsprogramme im Südsudan und hilft Menschen in Not ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, ihrer religiösen oder politischen Überzeugung. Die Organisation behandelte im Südsudan im Jahr 2015 mehr als 800.000 Menschen. Ärzte ohne Grenzen bezieht keine Medikamente vom Hilfsfonds EMF.