Nach Angriffen im Südsudan: Ärzte ohne Grenzen fordert Schutz der Zivilbevölkerung und mehr humanitäre Hilfe in Malakal

02.03.2016
Ärzte ohne Grenzen verurteilt Angriff auf UN-Schutzzone in Malakal von neuem und ruft zu Schutz der Zivilbevölkerung auf.
Fighting in Malakal, South Sudan
Malakal: MSF teams in Malakal worked through the nights of Wednesday and Thursday to deal with injured patients after fighting erupted in the Protection of Civilians (PoC) site on Wednesday that resulted in 18 people dead, two of them MSF South Sudanese staff members. Seventy-three patients have been admitted so far to the hospital, 46 of them with gunshot wounds. One of MSF’s main concerns is the fate of 43,000 internally displaced people (IDPs) who took shelter in the UNMISS compound. They have been squeezed into a very tight area and access to water and sanitation is of real concern. MSF does not know how long they will be permitted to remain in the facility.

Nach Angriffen im Südsudan: Ärzte ohne Grenzen  fordert Aufstockung humanitärer Hilfe in Malakal

Juba/Wien, am 2. März 2016. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) verurteilt den schockierenden Angriff auf die UN-Schutzzone in Malakal vom 17. und 18. Februar von neuem und ruft zum Schutz der Zivilbevölkerung auf. Der Angriff ist ein weiteres erschreckendes Beispiel für die Brutalität des zweijährigen Konflikts, der von fehlendem Respekt vor dem Leben und der Würde der südsudanesischen Bevölkerung geprägt ist.

Zahlreichen Berichten zufolge, die Ärzte ohne Grenzen nach den Kämpfen in der Schutzzone von Malakal erhalten hat, wurde einer der beiden verstorbenen Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen getötet, während er versuchte, Verletzten Hilfe zu leisten. Ärzte ohne Grenzen hat auch Berichte erhalten, die darauf hinweisen, dass weitere Menschen, die versuchten, Flammen zu löschen oder den Verwundeten zu helfen, gezielt angegriffen oder beschossen wurden. Diese brutalen Gewaltakte ereigneten sich vor dem Hintergrund einer seit zwei Jahren anhaltenden Atmosphäre wahlloser Gewalt gegen die Zivilbevölkerung im Südsudan mit unwideruflichen Folgen.

„Diese unverschämte Gewalt und Terrorisierung von Zivilisten muss aufhören. Wir sind nach dem  sinnlosen Tod unserer zwei Kollegen am Boden zerstört und voller Trauer“, erklärt Raquel Ayora, Leiterin der Einsätze von Ärzte ohne Grenzen. „Die Gewalt in der UN-Schutzzone in Malakal zeigt klar auf, dass der Schutz der Zivilbevölkerung und die Leistung humanitärer Hilfe nur erfolgen kann, wenn alle Konfliktparteien zu einer geänderten Vorgangsweise übergehen. Der Überlebenskampf der Zivilbevölkerung in dieser humanitären Krise inmitten von völligem Chaos, wie wir das vor zwei Wochen erlebt haben, darf nicht einfach hingenommen werden. Alle Akteure, in deren Macht es liegt, diesem Chaos ein Ende zu setzen und menschliches Leben zu schützen, sollten handeln.“

Absichtlich humanitäre Einrichtungen zerstört

Während der Kamfphandlungen haben bewaffnete Täter absichtlich und flächendeckend humanitäre Einrichtungen und Unterkünfte von Vertriebenen in der Schutzzone zerstört. Die 47.000 Menschen im Lager haben bereits zwei Jahre voller Gewalt erlebt und mussten in einem überfüllten UNMISS-Lager unter unmenschlichen Bedingungen Zuflucht suchen. Als Folge dieses Angriffs haben viele Menschen nun nichts mehr. Ärzte ohne Grenzen hat mindestens 19 Todesfälle bestätigt, darunter zwei südsudanesische Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen. Insgesamt wurden 108 Verletzte im Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen aufgenommen, davon 46 mit Schußverletzungen. Die extrem gefährdete Bevökerung wird noch monatelang unter den Traumata leiden und vermehrt humanitäre Hilfe benötigen. 

„Die Menschen sind verängstigt und versammeln sich alle in jenen Teilen des Lagers, die als sicher empfunden werden“, sagt Ayora. „Die Notlage und die medizinischen Bedürfnisse werden  anwachsen, wenn die Sicherheit und die Lebensumstände im Lager nicht rasch verbessert werden.“

Zivilbevölkerung muss wirkungsvoll geschützt werden

Derzeit halten sich tausende Menschen in Teilen des Lagers auf, die dafür nicht geeignet sind. Die Bevölkerung hat nur etwa zehn Liter Wasser pro Tag und Person zur Verfügung, es gibt kaum Unterkünfte und nur wenige Sanitäranlagen. Im Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen behandeln die medizinischen Teams Krankheiten, die in Zusammenhang mit diesen schwierigen Lebensbedingungen stehen – etwa Atemwegserkrankungen, Durchfall und Malaria. Rund 4.500 Menschen, die ursprünglich in dem Lager untergebracht waren, leben jetzt in der Stadt, wo es kaum Zugang zu humanitärer Hilfe gibt.

Ärzte ohne Grenzen verurteilt die inakzeptable Gewalt und ruft die Konfliktparteien dazu auf, die Zivilbevölkerung wirkungsvoll zu schützen.

Im Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in Malakal ist derzeit ein Team aus zwölf internationalen sowie 100 südsudanesischen Mitarbeitern tätig, die dringend benötigte medizinische Hilfe bieten. Im Südsudan betreibt die Hilfsorganisation 17 Hilfsprogramme und leistet Nothilfe für alle Menschen in Not – unabhängig von politischer oder ethnischer Zugehörigkeit. 2015 behandelte Ärzte ohne Grenzen mehr als 800.000 Menschen im Südsudan.