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Fragen und Antworten zum Ebola-Ausbruch in Westafrika 2014
Was ist Ebola?
Ebola ist eine durch Viren verursachte Erkrankung. Bislang sind fünf verschiedene Stämme des Ebola-Virus bekannt. Je nach Stamm liegt die Sterblichkeitsrate bei 25 bis 90 Prozent der Erkrankten. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis 21 Tage. Infizierte sind nur ansteckend, wenn sie Symptome zeigen. Anders als beispielsweise Grippe-Viren wird das Ebola-Virus nicht über die Luft übertragen, sondern über Körperflüssigkeiten wie Blut, Speichel, Urin und Schweiß.
Welche Länder sind betroffen?
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist vom Ebola-Ausbruch in Westafrika momentan nur Guinea betroffen; in Liberia (3. September) und Sierra Leone (7. November) wurde die Epidemie für beendet erklärt. In allen drei Ländern wurden bislang mehr als 28.500 Ebola-Fälle registriert (Stand November 2015), 11.300 Menschen sind laut WHO bisher an dem Virus gestorben. Es ist der bisher schwerste bekannte Ebola-Ausbruch.
Die ersten Ebola-Fälle wurden im März 2014 in Guinea im Grenzgebiet zu Sierra Leone und Liberia registriert, nachdem seit Dezember 2013 eine Reihe von ungeklärten Todesfällen in der Region aufgetreten war. Die Hotspots des Ausbruchs liegen momentan in Sierra Leone und Guinea.
Auch in Nigeria, Mali und im Senegal sind im vergangenen Jahr Fälle von Ebola aufgetreten. Die Ebola-Ausbrüche in diesen Ländern wurden inzwischen offiziell für beendet erklärt, nachdem dort 42 Tage lang kein neuer Ebola-Fall mehr registriert wurde. In der Demokratischen Republik Kongo hat im vergangenen Jahr – unabhängig von dem in Westafrika – ein weiterer Ebola-Ausbruch stattgefunden. Dieser wurde am 21. November 2014 für beendet erklärt.
Was tut Ärzte ohne Grenzen, um Ebola einzudämmen?
Ärzte ohne Grenzen hilft seit März 2014 bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika und hat rund ein Viertel aller registrierten Fälle behandelt. In Guinea, Sierra Leone und Liberia sind mehr als 1.100 MitarbeiterInnen im Einsatz (Stand November 2015). Die Teams betreiben momentan mehrere Ebola-Hilfsprogramme in Westafrika, die von der Betreuung von Verdachtsfällen und bestätigten Fällen bis zu Aufklärungs- und Überwachungsaktivitäten sowie der Versorgung von Überlebenden reichen. Bis zum 2. November 2015 hat Ärzte ohne Grenzen mehr als 10.200 PatientInnen aufgenommen, von denen rund 5.200 positiv auf Ebola getestet wurden. 2.475 PatientInnen konnten gesund entlassen werden.
Zusätzlich zur Behandlung der PatientInnen kümmern sich die Teams von Ärzte ohne Grenzen um die Nachverfolgung von Kontaktpersonen, klären die Bevölkerung über Ebola auf und bilden MitarbeiterInnen lokaler Gesundheitseinrichtungen in Infektionskontrolle und -prävention aus. All dies sind entscheidende Elemente der Bekämpfung von Ebola, ohne die die Epidemie nicht unter Kontrolle gebracht werden kann.
Außerdem ist Ärzte ohne Grenzen an einer klinischen Studie zu Ebola-Medikamenten beteiligt: Das French National Institute of Health and Medical Research (INSERM) testet im von Ärzte ohne Grenzen betriebenen Behandlungszentrum in Guéckédou (Guinea) das Medikament Favipiravir. Eine zweite, vom Antwerp Institute of Tropical Medicine (ITM) geplante Studie startet demnächst in Conakry (Guinea). Eine weitere von der University of Oxford geleitete Studie im Behandlungszentrum Elwa3 in Monrovia (Liberia) mit dem Medikament Brincidofovir wurde abgebrochen (3. Februar 2015).
Wie kann man Ebola-Kranke behandeln?
Es gibt keine Therapie gegen Ebola, doch die MitarbeiterInnen der Ebola-Behandlungszentren können zumindest die Krankheitssymptome behandeln und die hohe Sterblichkeit auf diese Weise verringern. PatientInnen, die zum Beispiel infolge starken Durchfalls – ein Symptom von Ebola – dehydriert sind, bekommen eine spezielle Salzlösung oder Infusionen. Dies hat in allen Projekten von Ärzte ohne Grenzen in Westafrika dazu beigetragen, die Sterblichkeitsraten zu senken. Derzeit gibt es weder eine zugelassene Impfung, noch ein zugelassenes Heilmittel gegen Ebola.
Wie kann Ebola diagnostiziert werden?
Der Ebola-Erreger kann nur über eine Blutuntersuchung nachgewiesen werden. Vorbeugend auf Ebola zu testen ist dabei aber nicht sinnvoll. Solange ein Erkrankter keine Symptome zeigt, befinden sich zu wenig Viruspartikel in seinem Blut, sie lassen sich nicht erfassen. Anhand der Symptome ist eine eindeutige Diagnose im frühen Stadium der Infektion schwierig, da viele der frühen Symptome unspezifisch sind und beispielsweise denen einer Grippe oder von Malaria ähneln.
Wie könnte eine Impfung gegen Ebola helfen?
Neben mehr und besser ausgestatteten Behandlungszentren in den betroffenen Ländern wäre eine sichere und effektive Impfung ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung von Ebola. Eine Impfung ließe sich auch außerhalb von Gesundheitseinrichtungen anwenden, sie könnte die weitere Ausbreitung vermindern und zukünftigen Ausbrüchen vorbeugen. Momentan befinden sich zwei Impfstoffe in klinischen Testphasen. Diese könnten jedoch erst in größerem Umfang eingesetzt werden, wenn unter anderem deren Sicherheit und Effektivität gewährleistet sind, die Impfung an die örtlichen Gegebenheiten (wie zum Beispiel mangelhafte Kühlketten) angepasst und die Produktionsmenge deutlich erhöht wird.
Dass die derzeitigen Versuchsreihen nicht bereits in der Vergangenheit veranlasst wurden, liegt an den geringen wirtschaftlichen Anreizen für private Firmen zur Entwicklung eines Ebola-Impfstoffs. Bis zum derzeitigen Ausbruch betraf die Krankheit wenige Menschen in armen Ländern, so dass der „Markt“ für die Firmen nicht lukrativ war. Die bisherige Forschung wurde zu großen Teilen durch Regierungen gefördert, vor allem als Maßnahme gegen möglichen Bioterrorismus.
Welche Bedrohung geht von Ebola aus?
Eine Infektion mit Ebola verläuft ja nach Viren-Stamm in 25 bis 90 Prozent der Fälle tödlich, und derzeit gibt es weder ein Medikament noch eine Impfung gegen Ebola. Die Infektion erfolgt über den Kontakt mit infizierten Menschen oder Tieren. Aus diesem Grund erkranken vor allem Familienmitglieder von Infizierten und medizinisches Personal sowie Menschen, die Beerdigungen besucht haben. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) gibt auf seiner Internetseite Hinweise, wie sich Westafrika-Reisende vor einer möglichen Ansteckung schützen können.
Die MitarbeiterInnen von Ärzte ohne Grenzen schützen sich vor Ort mit spezieller Schutzbekleidung sowie strikten Abläufen und Protokollen zur Infektionskontrolle. Sie arbeiten im sogenannten „Buddy-System“, also im Zweierteam, um sicherzustellen, dass keine Fehler passieren. Trotz äußerst strikter Sicherheitsstandards bleibt aber auch für unser Gesundheitspersonal ein Restrisiko. Die Gefahr einer Ansteckung ist jedoch außerhalb der Projekte von Ärzte ohne Grenzen größer als in den Behandlungszentren. Der Großteil unserer MitarbeiterInnen in den Ebola-Behandlungszentren sind lokale KollegInnen, die in ihrem Privatleben mit Infizierten in Kontakt kommen können.
Seit Beginn des Ebola-Einsatzes in Westafrika im März 2014 haben sich 27 MitarbeiterInnen von Ärzte ohne Grenzen – 24 einheimische und drei internationale – mit Ebola infiziert. Eine französische und eine norwegische Mitarbeiterin, ein US-amerikanischer Arzt sowie elf nationale MitarbeiterInnen konnten das Krankenhaus gesund verlassen. Unsere Gedanken sind bei den Familien und Freunden unserer einheimischen MitarbeiterInnen, die an Ebola gestorben sind. Alle Fälle wurden umfassend untersucht, um nachzuvollziehen, wie es zu der Infektion kommen konnte. Im Fall der nationalen MitarbeiterInnen haben diese Untersuchungen ergeben, dass sie sich im privaten Umfeld angesteckt haben.
Warum konnte sich Ebola in Westafrika immer weiter ausbreiten?
Die Menschen in Westafrika sind sehr mobil. Viele haben zum Beispiel Familie auf beiden Seiten einer Landesgrenze oder fahren häufig zu Märkten oder Bestattungen. Gerade Beerdigungen haben in Westafrika zur Ausbreitung der Epidemie stark beigetragen, denn dort ist es üblich, die Toten zu waschen und zu berühren. Da die Körper der Verstorbenen hochansteckend sind, hat sich das Virus auf diese Weise immer weiter verbreitet. Hinzu kommt, dass Ebola bislang in Westafrika nicht vorkam und sich zudem zum ersten Mal in dicht bevölkerten Hauptstädten ausbreiten konnte. Trotz der Aufklärungsarbeit, die Ärzte ohne Grenzen und andere Akteure in den vergangenen Monaten geleistet haben, wird Ebola in vielen Gegenden in Westafrika nach wie mit Angst und Stigma begegnet. Das Personal der Ebola-Behandlungszentren, aber auch Ebola-Überlebende werden stigmatisiert und ausgegrenzt, Ebola-Behandlungszentren mit Angst und Argwohn betrachtet, und Familien verstecken ihre kranken Angehörigen, anstatt sie frühzeitig behandeln zu lassen. Die Kapazitäten der nationalen Gesundheitsbehörden, Kontaktpersonen von Infizierten ausfindig zu machen und zu beobachten, sind immer noch zu gering, was für die Ausbreitung der Epidemie in den vergangenen Monaten ebenfalls eine Rolle gespielt hat.
Doch auch die verspätete, unkoordinierte internationale Hilfe hat dazu beigetragen, dass die Epidemie noch immer nicht unter Kontrolle ist. Nach wie vor mangelt es in den betroffenen Ländern vor allem an der Nachverfolgung von Fällen, funktionierenden Ambulanzen sowie an Aufklärungsarbeit.
Tut die internationale Gemeinschaft genug, um Ebola einzudämmen?
Die internationale Hilfe zur Bekämpfung von Ebola ist viel zu spät angelaufen, war lange Zeit unkoordiniert und bruchstückhaft und ist nach wie vor nicht am tatsächlichen Bedarf orientiert. Nach dem öffentlichen Appell von Ärzte ohne Grenzen im September 2014 an die internationale Gemeinschaft, ExpertInnen und Ausrüstung nach Westafrika zu entsenden, haben einige Staaten zwar finanzielle Mittel und Ebola-Behandlungszentren zur Verfügung gestellt. Doch noch immer mangelt es vor allem an qualifiziertem Personal sowie Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung. Auch wenn die Fallzahlen in den betroffenen Ländern derzeit stark sinken, müssen nach wie vor Kontaktpersonen von Infizierten nachverfolgt werden, um die bislang erzielten Erfolge nicht aufs Spiel zu setzen.
Geben die rückläufigen Fallzahlen Grund zur Hoffnung, dass der Ausbruch bald vorüber ist?
Der aktuelle Ebola-Ausbruch ist geprägt von seinem unvorhersehbaren Verlauf und seiner großen geografischen Ausbreitung. Mehrmals sanken die Patientzahlen in einer Region, nur um kurze Zeit später wieder sprunghaft anzusteigen. Es ist darum schwierig, zuverlässige Prognosen über die Dauer der Epidemie abzugeben. Derzeit steigt die Zahl der Ebola-Fälle wieder leicht an, nachdem sie Anfang 2015 zunächst deutlich gesunken war. Dies zeigt, dass der Ausbruch nach wie vor nicht unter Kontrolle ist. Ein Ebola-Ausbruch wird erst für beendet erklärt, wenn 42 Tage lang kein neuer Fall registriert wird.
Wie wirkt sich die Ebola-Epidemie für die betroffenen Länder aus?
Die ohnehin schwachen Gesundheitssysteme der betroffenen Länder sind von der Ebola-Epidemie stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Viele Gesundheitseinrichtungen wurden geschlossen, viele MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens haben sich mit Ebola infiziert und sind gestorben. In Liberia, Sierra Leone und Guinea hat die Bevölkerung kaum noch Zugang zu regulärer Gesundheitsversorgung, viele Menschen sterben an vermeidbaren Krankheiten oder behandelbaren Komplikationen anderer Erkrankungen wie zum Beispiel Malaria oder komplizierten Geburten. Auch wenn einige Gesundheitseinrichtungen ihren Betrieb inzwischen wieder aufnehmen, muss die Infektionskontrolle oberste Priorität bleiben, um das Risiko eines erneuten Ausbruchs zu reduzieren und das Vertrauen der Öffentlichkeit ins Gesundheitssystem wiederherzustellen. Ärzte ohne Grenzen unterstützt in Liberia mehrere Gesundheitseinrichtungen im Bereich Infektionskontrolle und –prävention und ist derzeit dabei, in Monrovia ein Kinderkrankenhaus mit 100 Betten einzurichten. In den Hauptstädten Liberias und Sierra Leones, Monrovia und Freetown, haben die Teams zudem in großem Umfang Malaria-Medikamente an die Bevölkerung verteilt, um Malaria-Epidemien zu verhindern.
Der Wiederaufbau der Gesundheitssysteme in den von Ebola betroffenen Ländern stellt eine große Herausforderung dar, wird viele Monate dauern und muss umgehend beginnen. Auch hierauf muss der Fokus der internationalen Hilfe gerichtet sein.
Welche Protokolle gelten für heimkehrende MitarbeiterInnen?
Seit Beginn des Ebola-Einsatzes in Westafrika im März 2014 hat Ärzte ohne Grenzen strenge Protokolle etabliert, die dazu dienen, die MitarbeiterInnen vor einem Kontakt mit dem Ebola-Virus zu schützen und den Gesundheitszustand der zurückkehrenden MitarbeiterInnen zu überwachen.
Für diejenigen, die von einem Ebola-Einsatz zurückkehren, gelten spezielle Richtlinien, die das Verhalten während der 21-tägigen Inkubationszeit des Virus regeln. Bei den 21 Tagen handelt es sich um die maximale Inkubationszeit von Ebola, also dem längstmöglichen Zeitraum zwischen Ansteckung und dem Auftreten von Symptomen. Dabei ist zu beachten, dass erst ab dem Moment eine Ansteckungsgefahr besteht, in dem die Betroffenen Symptome von Ebola zeigen.
Für den Fall, dass mögliche Ebola-Symptome auftreten, stellt Ärzte ohne Grenzen sicher, dass jeder Mitarbeiter innerhalb kurzer Zeit in ein speziell ausgerüstetes Krankenhaus gebracht werden kann, um dort isoliert und getestet zu werden. Ein während der Inkubationszeit auftretendes Fieber bedeutet aber nicht automatisch eine Infektion mit Ebola. Auch eine normale Grippe kann in dieser Zeit der Auslöser für ein Fieber sein. Wenn nach Ablauf der 21 Tage Fieber auftritt, ist ein Zusammenhang mit Ebola auszuschließen.
Bis zum heutigen Tag hat von den mehr als 700 internationalen MitarbeiterInnen, die in die Ebola-Projekte in Westafrika entsendet wurden, nur ein Mitarbeiter entsprechende Symptome entwickelt, nachdem er in sein Heimatland USA zurückgekehrt ist. Der Mitarbeiter wurde dort umgehend isoliert behandelt. Er ist mittlerweile gesund entlassen worden. Er hat sich jederzeit korrekt und im Einklang mit den Richtlinien verhalten.