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Übersicht der Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen im Einsatz gegen Ebola
Ärzte ohne Grenzen hilft seit März 2014 bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika. Es handelt sich um den größten bekannten Ebola-Ausbruch. Mehr als 11.300 Menschen sind bisher in Westafrika an Ebola gestorben, mehr als 28.500 Menschen haben sich mit dem Virus infiziert (Stand: 2. November 2015).
Von den drei am stärksten betroffenen Ländern ist derzeit nur noch Guinea vom Ebola-Ausbruch betroffen, wo drei neue Fälle gemeldet wurden. In Liberia konnte die Ebola-Epidemie am 3. September 2015 und in Sierra Leone am 7. November für beendet erklärt werden. Ärzte ohne Grenzen ruft jedoch weiterhin zur Wachsamkeit auf. Nur ein nachhaltig angewendetes und gut funktionierendes Beobachtungsystem sowie schnelle Mechanismen, mit denen ggf. auf neu auftretende Fälle reagiert werden kann, können zu einem Ende des Ebola-Ausbruchs in Westafrika führen.
Seit Beginn des Ausbruchs hat Ärzte ohne Grenzen mehr als 10.200 Menschen in Ebola-Behandlungszentren aufgenommen, von denen rund 5.200 an Ebola erkrankt waren. 2.475 Patienten und Patientinnen konnten gesund entlassen werden (Stand: 2. November 2015). In den drei am stärksten von Ebola betroffenen Ländern sind derzeit über 1.100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Ärzte ohne Grenzen im Einsatz (Stand: 1. November 2015).
Der Ebola-Ausbruch ist noch nicht vorbei – so wurden in Guinea Ende Oktober drei neue Fälle registriert. Auch wenn die Epidemie aus den Schlagzeilen verschwunden ist, kostet das Virus in Westafrika immer noch Leben. Die größte Herausforderung besteht daher momentan darin, das schwache Überwachungssystem in der Region zu verbessern.
Die ohnehin schwachen Gesundheitssysteme der betroffenen Länder wurden durch die Epidemie empfindlich getroffen. Gemeinsam mit dem Behörden muss daher am Wiederaufbau des Gesundheitssektors gearbeitet werden, damit möglichst rasch qualitativ hochwertige, kostenlose Gesundheitsversorgung zugänglich ist - vor allem für verletzliche Gruppen wie Kinder im Alter von unter fünf Jahren, Schwangere, Stillende und Ebola-Überlebende.
Ein weiterer Aspekt ist die Versorgung der rund 15.000 Ebola-Überlebenden in Westafrika – denn viele von ihnen leiden unter physischen und psychischen Problemen. Auch sind sie immer noch mit sozialer Ausgrenzung und Stigmatisierung in ihren Gemeinden konfrontiert. Daher muss die Unterstützung für Überlebende verstärkt werden, darunter auch ihre medizinische und psychosoziale Betreuung sowie der Schutz vor Stigmatisierung.
Ärzte ohne Grenzen hat überdies immer wieder auf die unzureichende internationale Reaktion auf die Krise hingewiesen – zum Beispiel ein Jahr nach Beginn der Ebola-Bekämpfung mit dem Report "Pushed to the limit and beyond" (1.68 MB / PDF).
Guinea: Drei neue Fälle Ende Oktober
Ende Oktober wurden in Guinea drei neue Ebola-Fälle registriert: Sie alle stammen aus demselben Haushalt im Verwaltungsunterbezirk Kaliah, Forecariah. Sie waren bereits als Hochrisiko-Kontakte identifiziert worden, die in Zusammenhang mit einem Fall aus derselben Region in der Vorwoche stehen, wo wiederum drei Fälle bekannt geworden waren.
Momentan stehen in Guinea im Rahmen der epidemiologischen Überwachungsmaßnahmen 364 Menschen unter Beobachtung, davon 141 Hochrisiko-Kontakte. Weitere 233 Kontakte, die in den vergangenen 42 Tagen identifiziert worden waren, konnten nicht nachverfolgt werden. Dementsprechend besteht in der näheren Zukunft das Risiko weiterer Neuerkrankungen, sowohl unter registrierten als auch unbeobachteten Kontakten.
In Nongo betreibt Ärzte ohne Grenzen ein Ebola-Behandlungszentrum – das einzige, wo auch schwangere Frauen behandelt werden können. Momentan werden dort ein dreimonatiges Baby und eine Schwangere versorgt.
Update am 28.12.2015
Axelle Ronsse, Ärzte ohne Grenzen, Leiterin der Noteinsätze in der Einsatzzentrale Brüssel:
„Wir freuen uns darüber, dass in Guinea seit 42 Tagen keine neuen Fälle von Ebola gemeldet wurden und gratulieren den guineischen Behörden und ihren Partnern zur Eindämmung der Epidemie. Es ist jedoch wichtig, wachsam zu bleiben und weiterhin in der Lage zu sein, rasch auf mögliche neue Fälle in der Region zu reagieren. Es gibt heute fast 15.000 Ebola-Überlebende in Westafrika, und viele von ihnen leiden immer noch unter physischen und psychischen Beschwerden. Trotz ihrer Bedürfnisse haben diese Menschen häufig Schwierigkeiten beim Zugang zu medizinischer Hilfe. Unter dem Gesundheitspersonal herrscht oft noch Angst vor der Behandlung von Ebola-Überlebenden, für die Betroffenen selbst – die oft ihre Arbeit verloren haben – kann es finanziell herausfordernd sein, medizinische Hilfe aufzusuchen. Es ist wichtig, dass die Gesundheitsbehörden und alle Involvierten ihre Anstrengungen koordinieren, damit Überlebenden und ihren Familien rascher Zugang zu kostenloser, hochwertiger Betreuung geboten wird.“
Liberia: Ebola-Epidemie bereits zwei Mal für beendet erklärt
In Liberia wurde am 9. Mai die Ebola-Epidemie für beendet erklärt, doch Ende Juni traten sechs neue Fälle auf – ein 17-jähriger Betroffener verstarb. Erst am 3. September konnte die Weltgesundheitsorganisation WHO in Liberia die Epidemie erneut für beendet erklären. Weiterhin sind eine erhöhte Wachsamkeit und eine genaue Überwachung nötig.
Das liberianische Gesundheitssystem wurde durch die Epidemie massiv geschwächt – knapp 200 Gesundheitsfachkräfte starben laut offiziellen Angaben am Virus. Daher konzentriert Ärzte ohne Grenzen die Aktivitäten darauf, den Wiederaufbau von Gesundheitseinrichtungen zu unterstützen. So soll auch das Vertrauen der liberianischen Bevölkerung gestärkt werden, wieder ein Krankenhaus aufzusuchen und sich behandeln zu lassen.
In der Hauptstadt Monrovia betreibt Ärzte ohne Grenzen ein Kinderkrankenhaus mit 74 Betten inklusive einer Neugeborenen-Station. Alleine im Monat September wurden im Spital 374 Kinder betreut. 25 Prozent der Fälle, die in der Notaufnahme behandelt wurden, litten unter Malaria.
Ärzte ohne Grenzen betreibt auch eine Klinik für Überlebende, wo sowohl generelle gesundheitliche Probleme behandelt als auch psychosoziale Unterstützung angeboten werden. Derzeit wird eine Gruppe von mehr als 500 Ebola-Überlebenden betreut, die schätzungsgemäß ein Drittel aller Überlebende des Landes ausmacht. Die häufigsten Symptome sind Gelenksschmerzen und Augenerkrankungen, wobei in letzterem Fall Betroffene an spezialisierte Einrichtungen überwiesen werden.
Sierra Leone: Ebola-Epidemie für beendet erklärt - Wachsamkeit nötig
In Sierra Leone wurde die Epidemie am 7. November als beendet erklärt, da bis zu diesem Zeitpunkt 42 Tage lang keine neuen Fälle mehr registriert wurden.
Wir konzentrieren uns bei den Aktivitäten in Sierra Leone vor allem auf die Versorgung von Ebola-Überlebenden sowie Überwachungsaktivitäten in Western Area (Freetown) und Tonkolili (Magburaka). Auch ist geplant, demnächst medizinische Aktivitäten, die nicht mit Ebola in Verbindung stehen, in mehreren Bezirken durchzuführen.
Das Ebola-Behandlungszentrum in Bo wurde am 15. Oktober geschlossen, nachdem mehrere Monate lang im gesamten südlichen Teil des Landes keine neuen Fälle mehr aufgetreten waren. In Magburaka betreiben wir ein Gesundheitszentrum für Überlebende und sind mit mobilen Kliniken in Dörfern in den Bezirken Tonkolili und Bombali aktiv. Mit Stand Ende September unterstützte unser Team 171 Überlebende mit medizinischer und psychosozialer Hilfe.
In Hastings in der Hauptstadt Freetown besteht noch das Ebola-Behandlungszentrum für Schwangere. Dies wird voraussichtlich geschlossen werden, da die Epidemie als beendet erklärt wurde. In Freetown arbeiten wir außerdem in Zusammenarbeit mit dem lokalen Ebola-Komitee (DERC) an der Identifikation und Nachverfolgung von Ebola-Verdachtsfällen. Auch wenn viele Wochen lang keine Fälle mehr registriert wurden, ist es für die Eindämmung der Epidemie weiterhin enorm wichtig, alle Personen zu isolieren und zu testen, die den Beobachtungskriterien entsprechen.
So funktioniert ein Ebola-Behandlungszentrum
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