18.07.2023
Die Klimakrise ist bereits Realität. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Und haben einen Aktionsplan, um unsere CO2-Emissionen zu reduzieren.

Themengebiet:

Die Klimakrise bedroht nicht nur die Zukunft. Sie wirkt sich bereits heute auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen auf der ganzen Welt aus.

Wenn nicht dringend Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden, werden sich die Folgen der Klimakrise zunehmend auf die Gesundheit der Menschen auswirken. Dazu gehören extreme Wetterereignisse und ein Anstieg tödlicher Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und Cholera. Dürren, Überschwemmungen und Insektenplagen können die Nahrungsmittelproduktion und die Überlebenschancen der Menschen gefährden.

Weltkarte mit Klima-Hotspots
MSF
Die Karte zeigt (auf Basis des ND-Gain Country Index) in Rottönen, wie anfällig die Länder für die Klimakrise sind, kombiniert damit, wie gut oder schlecht sie sich den Auswirkungen anpassen können (Stand: Sept. 2022)

Verpflichtung zur CO2-Reduktion

Als humanitäre Hilfsorganisation können wir die Klimakrise nicht ignorieren. Einerseits reagieren wir auf die gesundheitlichen Folgen, die durch Kohlenstoffemissionen entstehen oder verschlimmert werden. Andererseits sind wir uns aber auch bewusst, dass wir zu diesen Emissionen beitragen.

Wir sehen uns in der klaren Verantwortung, unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Aus diesem Grund haben wir im Dezember 2021 ein CO2-Reduktionsziel festgelegt. Wir haben uns verpflichtet, unsere Emissionen bis 2030 um mindestens 50 Prozent im Vergleich zum Niveau von 2019 zu reduzieren. Mit diesem Ziel schließen wir uns den Zielen des Pariser Klimaabkommens an, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Gemeinsam mit fast 200 humanitären Organisationen haben wir die Klima- und Umweltcharta für humanitäre Organisationen unterzeichnet.

Unser oberstes Ziel ist es, schnellstmöglich Hilfe zu Menschen auch in entlegenste Gebiete zu bringen. Aber wir müssen einen Weg finden, das zu erreichen und gleichzeitig unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

Unser Aktionsplan zum Klimaschutz

Wir haben uns mit The Climate Action Accelerator zusammengetan, um einen realistischen Aktionsplan zu erstellen. Dieser Aktionsplan besteht aus 32 Aktivitäten, wie wir unsere Kohlenstoffemissionen bis 2030 halbieren können.

Wir konzentrieren uns vor allem auf die Aktivitäten, die den größten Einfluss auf die CO2-Reduzierung haben.

Measles emergency response
Pacom Bagula/MSF
Wir bringen Medikamente oder - wie hier - Impfstoffe in abgelegene Regionen. Um das möglichst umweltschonend zu tun, braucht es einen (Aktions-)Plan.

Wie wir unsere Emissionen reduzieren

Reisen machen mit 28 % unsere größte Emissionsquelle aus: Dabei nimmt der Flugverkehr etwa 70 % dieser Kategorie ein. Wir werden immer Fachkräfte in unsere Einsätze entsenden müssen. Aber wir können unsere Emissionen erheblich reduzieren, indem wir unsere Reiserichtlinien überarbeiten. Wir überprüfen beispielsweise, wie und wo wir Schulungen für unsere Mitarbeiter:innen organisieren und wie wir zu Meetings und internationalen Kongressen reisen.

Das bedeutet, notwendige Flugreisen zu priorisieren und nicht notwendige Flugreisen zu reduzieren. Wir werden die Größe unserer Fahrzeugflotte, ihre Zusammensetzung und unsere Fahrzeugbewegungen verbessern, um den Kraftstoffverbrauch bis 2030 um 40 Prozent zu senken. Das bedeutet, dass wir möglichst Fahrzeuge verwenden, die weniger Emissionen ausstoßen. Und alle unsere Fahrer:innen darin schulen, so zu fahren, dass sie weniger Kraftstoff verbrauchen.

Um unsere medizinische Hilfe durchführen zu können, müssen große Mengen medizinisches und nicht-medizinisches Material an verschiedene Orte auf der ganzen Welt gebracht werden. Daher macht der Güterverkehr 8 % unseres gesamten ökologischen Fußabdrucks aus. Um diese Emissionen zu reduzieren, konzentrieren wir uns darauf, weniger und besser zu transportieren. Das bedeutet, den See- oder Straßentransport gegenüber dem umweltschädlicheren Lufttransport zu bevorzugen. Der Versand auf dem Seeweg dauert länger als mit dem Flugzeug: Aber durch eine bessere Planung unserer Bestellungen und unseres Verbrauchs können wir die Luftfracht auf wesentliche Bereiche und Notsituationen beschränken. Wir können Emissionen auch reduzieren, indem wir Material in strategischen Teilen der Welt lagern, also näher an den Ländern, in denen wir arbeiten.

Die Hälfte unserer Emissionen hängt mit dem Einkauf unserer Materialien und Geräte zusammen. Um diese Emissionen zu reduzieren, möchten wir Materialien mit dem geringsten CO2-Fußabdruck kaufen - und Lieferant:innen beauftragen, die ihren ökologischen Fußabdruck ebenfalls reduzieren. Dabei analysieren wir den Kohlenstoffwert und Lebenszyklus unserer benötigten Produkte. Und achten darauf, dass bestimmte Umweltstandards erfüllt werden.

Medizinische oder nicht-medizinische Materialien und Geräte machen einen großen Teil unserer Einkäufe aus und tragen daher zu unseren Emissionen bei. Diese Materialien sind für unsere Einsätze enorm wichtig. Daher arbeiten wir an Lösungen, die sich weniger auf die Umwelt auswirken und dennoch ihre Wirksamkeit und Wirkung beibehalten. Wir prüfen, ob wir auf alternative Materialien umsteigen können, beispielsweise auf recycelte Kunststoffartikel oder Anästhesiegas und Inhalatoren mit geringerem Erwärmungspotenzial.

Wir sind in Gebieten im Einsatz, wo Strom oft unzuverlässig oder gar nicht verfügbar ist. Deswegen müssen wir Dieselgeneratoren verwenden, um unsere Krankenhäuser und Gesundheitszentren mit Strom zu versorgen. Um unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, arbeiten wir daran, unseren Energieverbrauch besser zu kontrollieren und zu reduzieren. Wir arbeiten auch daran, mehr erneuerbare Energien zu nutzen. Beispielsweise isolieren wir unsere Apotheken, stellen auf energieeffizientere Kühlsysteme um und installieren bei unseren Einsätzen Solarpaneelen.

Der wichtigste Schritt zu einer besseren Abfallbewirtschaftung besteht darin, keinen Abfall zu erzeugen. Wir arbeiten daran, weniger oder keinen Abfall zu produzieren, indem weniger medizinische und nicht-medizinische Einwegartikel verwenden. Wir bevorzugen stattdessen wiederverwendbares, biologisch abbaubares Material. Darüber hinaus führen wir in unseren Einsatzländern maßgeschneiderte Abfallbewirtschaftungspläne ein, um das Recycling von Materialien oder eine sichere Abfallbehandlung zu begünstigen.

Unsere Klima-Ziele in aller Kürze

Bis 2030 möchten wir unsere Emissionen um mindestens 50 Prozent im Vergleich zum Niveau von 2019  reduzieren.

Um dieses Ziel zu erreichen, gehen wir folgende Verpflichtungen ein:

  • Einsätze: Bis 2025 berücksichtigen wir bei der Analyse und Planung aller Einsätze die Folgen für Klima und Umwelt.
     
  • Emissionen: Wir reduzieren unsere Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent des Niveaus von 2019, ohne CO2-Kompensationen zu erwerben.
     
  • Energie: Die energiebedingten CO2-Emissionen reduzieren wir bis 2025 um etwa 45 Prozent und bis 2030 um 70 Prozent. Dabei begrenzen wir unseren Verbrauch und nutzen mehr erneuerbare Energiequellen.
     
  • Lieferkette: Bis 2025 wird Nachhaltigkeit in unserer gesamten Lieferkette zum Standard: Von täglichen Planungs-, Beschaffungs- und Frachtentscheidungen bis hin zu Strategien. Emissionen der Lieferkette werden bis 2030 um 55 Prozent reduziert.
     
  • Abfall: Ab 2025 verfügen alle unsere Projekte über wirksame Abfallmanagementpläne, um Abfälle zu reduzieren, zu recyceln und verantwortungsvoll zu entsorgen. Unser Abfall wird bis 2030 um 50 Prozent reduziert, vor allem weil wir weniger Einwegartikeln aus Kunststoff kaufen werden.
     
  • Mitarbeiter:innen: Wir stellen sicher, dass alle unsere Mitarbeiter:innen die Umweltauswirkungen unserer Einsätze verstehen und zu den Veränderungen beitragen. Dafür investieren wir in die Schulung unserer Mitarbeiter:innen.