Somalia: Zivilbevölkerung trägt weiterhin Hauptlast der Kämpfe in Mogadischu

04.08.2010
Ein alarmierend hoher Anteil der Zivilbevölkerung – darunter besonders viele Frauen und Kinder - leidet unter den andauernden Kämpfe in der somalischen Hauptstadt Mogadischu.
Somalia 2008
Oscar Sanchez-Rey
Mogadischu, Somalia, 01.02.2008: Archivbild: Klinik von Ärzte ohne Grenzen im Stadtteil Yaqshid

Ein alarmierend hoher Anteil der Zivilbevölkerung – darunter besonders viele Frauen und Kinder - leidet unter den andauernden Kämpfe in der somalischen Hauptstadt Mogadischu.

Ärzte ohne Grenzen hat die in den vergangenen sieben Monaten im Dayniile-Krankenhaus in einem Außenbezirk der somalischen Hauptstadt Mogadischu gesammelten Patientendaten ausgewertet und kommt zu einem alarmierenden Ergebnis. Von den 2.854 Patienten, die von Ärzte ohne Grenzen im Dayniile-Krankenhaus behandelt wurden, erlitten 48 Prozent Verletzungen, die im Zusammenhang mit Kampfhandlungen stehen. 64 Prozent der Patienten in dem 84-Betten-Spital erlitten schwerwiegende durch Explosionen bedingte Verletzungen. Dies ist eine Folge des kontinuierlichen, intensiven Granatbeschusses der Wohngebiete von Mogadischu. Besonders beachtenswert ist, dass 38 Prozent der behandelten Opfer Frauen und Kinder unter 14 Jahren waren.

„Da die Kämpfe weiterhin anhalten, werden immer mehr Patienten mit schrecklichen Verletzungen in das Spital eingewiesen“, sagt Dr. Naidu Uday Raj, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Somalia. „Die Menschen kommen mit schwerwiegenden Verletzungen durch Explosionen und Schnellfeuerwaffen in das Spital, mit teils komplizierten Knochenbrüchen. Viele Menschen müssen operiert werden. Frauen und Kinder tragen die Hauptlast der schlimmen Gewalt.“

Wie sehr die Gewalt in der Stadt das tägliche Leben der Zivilisten in Mogadischu beeinträchtigt, zeigt ein Vorfall vom 27. Juli des Jahres. 45 Menschen wurden in das Dayniile-Spital gebracht, nachdem sich zuvor bewaffnete Oppositionsgruppen, die somalische Übergangsregierung (Transitional Federal Government) und die African Union Peacekeeping Force (AMISOM) schwere Gefechte mit Schießereien geliefert hatten. Mehr als die Hälfte der Patienten waren Frauen und Kinder unter 14 Jahren.

Appell zu Schutz von Zivilisten

Die neuesten von Ärzte ohne Grenzen ausgewerteten Daten fügen sich in das Bild der Zahlen, die die Organisation seit Beginn des chirurgischen Programms in Dayniile im September 2007 gesammelt hat. Sie unterstreichen die enorm große Zahl an Menschenleben, die der andauernde Konflikt in Somalia fordert. Bis heute wurden 11.888 Menschen im Dayniile-Spital behandelt. Mehr als die Hälfte der Behandelten litten an kriegsbedingten Verletzungen.

Ärzte ohne Grenzen ruft alle Konfliktparteien dazu auf, alle Maßnahmen zu setzen um die Zahl der zivilen Opfer zu mindern und auch dazu, den geschützten Staus medizinischer Einrichtungen zu respektieren.

Ärzte ohne Grenzen betreibt derzeit in acht Regionen in Süd- und Zentralsomalia Hilfsprogramme. Mehr als 1.300 somalische Mitarbeiter, die von etwa 100 Mitarbeitern in Nairobi, Kenia unterstützt werden, leisten Basisgesundheitsversorgung, behandeln Tuberkulose und Unterernährung, führen chirurgische Maßnahmen durch und kümmern sich um Wasser- und Hilfsgüterverteilung an Vertrieben. Ärzte ohne Grenzen akzeptiert für die Arbeit in Somalia keine institutionellen Gelder. Alle Projekte werden ausschließlich mit privaten Spenden finanziert.