Somalia: Die Krise ist nicht vorüber

13.02.2013
Patienten berichten von Gewalt, Vertreibung und Nahrungsmittelknappheit
Äthiopien 2012
Michael Tsegaye
Äthiopien, 24.01.2012: Eine junge somalische Mutter mit ihrem Baby in einem äthiopischen Flüchtlingslager.

Nairobi/Wien, 13. Februar 2013. In einem heute veröffentlichten Bericht hebt die medizinische Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) Gewalt, Vertreibungen und Nahrungsmittelknappheit als die wichtigsten Merkmale der humanitären Situation in Somalia hervor. Der Bericht mit dem Titel „Hear My Voice" stützt sich auf die Aussagen von mehr als 800 somalischen Patienten in medizinischen Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen in Somalia und den äthiopischen Flüchtlingslagern. Die Patienten beschreiben einheitlich die hohe Verletzlichkeit und die Bedürfnisse nach Nahrung, Gesundheit und Schutz vor Gewalt.

 

Lebenrettende Hilfe weiter nötig

 

„Während die somalische Regierung und die internationale Gemeinschaft auf eine bessere Zukunft mit einem Fokus auf Stabilität und Entwicklung in Somalia blicken, darf nicht vergessen werden, dass viele Tausende Menschen weiterhin extremer Gewalt ausgesetzt sind und dringend lebensrettende Hilfe benötigen", sagt Joe Belliveau, Leiter der zuständigen Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen in Amsterdam.

Mehr als die Hälfte der Befragten berichten, aus ihren Häusern vertrieben worden zu sein. Die Hälfte von ihnen wiederum hat Gewalt erlebt und gibt Angst vor Angriffen als wichtigsten Grund für die Vertreibung an. Ein weiteres Drittel der Menschen gibt Lebensmittelknappheit als Grund an.

 

Nicht genug zu essen

 

„Der Mangel an Sicherheit, Nahrung, Menschlichkeit und Freiheit sowie die Trennung der Familie sind die schwierigsten Dinge im Leben. Ich bin in meinem Leben bereits mehr als zehn Mal vertrieben worden. Mein Mann starb bei einem Angriff, und zwei meiner Kinder starben, weil ich ihnen nicht genug zu essen geben konnte“, berichtet eine 25-jährige Frau aus Lower Juba.

Der Bericht unterstreicht, dass die humanitäre Hilfe in weiten Teilen Süd- und Zentralsomalias weiterhin eine Priorität bleiben muss, und zwar unabhängig von jeglicher politischen Agenda.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1991 ununterbrochen in Somalia und erhält keinerlei Regierungsgelder oder institutionelle Zuwendungen für die Programme im Land. In den vergangenen zwei Jahren wurden die Aktivitäten aufgrund der Unsicherheit und aufgrund von Angriffen auf Mitarbeiter reduziert. Dennoch leistet die Organisation weiterhin lebensrettende medizinische Hilfe für Hunderttausende Somalis in zehn Regionen des Landes, sowie in Kenia und in Äthiopien.