Pakistan: Ärzte ohne Grenzen behandelt Opfer eines Selbstmordanschlags

27.05.2011
36 Todesopfer und über 60 Verwundete in Hangu
Pakistan 2010
Vali
Hangu, Pakistan, 10.10.2010: Seit über einem Jahr arbeiten MitarbeiterInnen von Ärzte ohne Grenzen in der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses.

Bei einem Selbstmordattentat am Donnerstag, den 26. Mai 2011, sind im Nordwesten Pakistans 36 Menschen in den Tod gerissen und etwa 60 weitere verwundet worden. Der Anschlag ereignete sich nahe einer Polizeistation in der Stadt Hangu, nur ein paar Häuserblocks von einem Krankenhaus entfernt, in dem Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen bereits seit einem Jahr in der chirurgischen Abteilung arbeiten. Zusammen mit dem Krankenhausteam behandelte das Team 58 Verletzte.

„Bereits zwei Minuten nach der Detonation strömten Verwundete in die Notaufnahme. Wir mussten schnell entscheiden, wer am dringendsten eine Operation benötigt. Die Verwundeten hatten schwere Kopfverletzungen, mehrfache Knochenbrüche, schwere Verletzungen am Oberkörper und viele Splitter in Armen und Beinen“, schildert Brian Moller, Projektleiter von Ärzte ohne Grenzen in Hangu. „Sieben Notfälle wurden sofort operiert, vier wurden ins Krankenhaus der Stadt Peschawar überwiesen und 21 sind noch im Krankenhaus, drei von ihnen in kritischer Verfassung. Trotz der zahlreichen Verletzten konnten wir in all dem Chaos, das auf die Explosion folgte, einige Menschenleben retten.“

Zusätzliche Mitarbeiter aus Islamabad

Am nächsten Morgen schickte Ärzte ohne Grenzen Verstärkung aus der Hauptstadt Islamabad. Auch der Chirurg aus dem Projekt in Peschawar unterstützt das Team in Hangu. Sowohl die internationalen Mitarbeiter als auch die pakistanischen Kollegen, die die schweren Verletzungen behandelt haben, werden psychologisch betreut. Sie hatten das Bedürfnis nach Unterstützung geäußert.

Auch Thomas Conan, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Pakistan, ist in Hangu. „Die Krankenhausfenster wurden von der Druckwelle größtenteils zerstört. Das Labor und der Kreißsaal brauchen eine Grundreinigung, aber glücklicherweise ist kein zusätzlicher Schaden entstanden und kein Krankenhausmitarbeiter ist verletzt worden“, erklärt er. „In dem Jahr, in dem wir in Hangu arbeiten, haben wir bereits mehr als 20 solcher Vorfälle erlebt, die alle eine große Zahl von Opfern gefordert haben.“

Vorbereitung für Notfälle

Um angemessen auf diese Art von Notfällen reagieren zu können, müssen die Teams von Ärzte ohne Grenzen gut vorbereitet sein. Das Krankenhausteam ist daher darin trainiert worden, mit einem massenhaften Zustrom von Verletzten umzugehen und Behandlungsabläufe für solche Notfälle umzusetzen.

Um die Sicherheit von Patienten und medizinischem Personal zu gewährleisten, verbietet Ärzte ohne Grenzen jegliche Waffen auf dem Krankenhausgelände und fordert alle Bürger, politische Parteien, Militär und oppositionelle Gruppen dazu auf, die Neutralität von Gesundheitseinrichtungen zu respektieren.

Ärzte ohne Grenzen war die erste nichtstaatliche Organisation, die die Klinik in Hangu unterstützt hat. Innerhalb eines Jahres haben die Teams mehr als 15.500 Patienten behandelt und 700 Operationen durchgeführt.

Seit 1986 leistet Ärzte ohne Grenzen in Pakistan der lokalen Bevölkerung und afghanischen Flüchtlingen Hilfe, die Opfer von bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen wurden oder keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Die Teams leisten kostenlose medizinische Versorgung in den Provinzen Belutschistan und Sindh, in der nordwestlichen Grenzprovinz sowie in den Stammesgebieten. Die Programme von Ärzte ohne Grenzen in Pakistan werden ausschließlich durch private Spenden finanziert.

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