Japan: Ärzte ohne Grenzen leistet psychologische Hilfe

24.03.2011
Ärzte ohne Grenzen wird weiteres Psychologen-Team in den Nordosten Japans entsenden
Japan 2011
Jun Saito/MSF
Minami Sanriku, Japan, 20.03.2011: Die Ärztin von Ärzte ohne Grenzen bei einer Untersuchung und Beratung im Evakuierungszentrum.

Ein zwölfköpfiges Team von Ärzte ohne Grenzen hat bisher Patienten mit chronischen Krankheiten in einem der am stärksten betroffenen Gebiete behandelt. Anfang dieser Woche wurde zusätzlich ein Psychologe entsandt, der den Bedarf an psychologischer Betreuung evaluiert hat.

„Viele Menschen befinden sich nun in der Phase einer akuten Belastungsstörung, was angesichts dieser traumatischen Erfahrung eine völlig normale Reaktion ist“ erklärt Ritsuko Nishimae, ein klinischer Psychologe, der in dem Team von Ärzte ohne Grenzen in Minami Sanriku arbeitet. „Wenn die Menschen jetzt keine angemessene psychologische Unterstützung erhalten, dann besteht die erhöhte Gefahr, dass sie ein post-traumatisches Stress-Syndrom entwickeln“ erklärt der Psychologe. Ritsuko Nishimae ist seit zwei Tagen im Erdbebengebiet im Einsatz und arbeitet mit den Menschen, die die Katastrophe überlebt haben. „Ich spreche mit ihnen und höre mir an, was sie erlebt haben und was sie jetzt brauchen. Schritt für Schritt öffnen sie sich mir gegenüber und drücken ihre Gedanken und Gefühle aus. Dieser Prozess ist wesentlich für die Stressbewältigung“ erklärt Ritsuko.

Die weiteren Psychologen, mit denen Ärzte ohne Grenzen noch arbeiten will, kommen von der Japanischen Gesellschaft klinischer Psychologen, und Ärzte ohne Grenzen wird gemeinsam mit ihnen untersuchen, welche Menschen Hilfe brauchen und auch logistische Unterstützung leisten.

Unterstützung in Evakuierungszentren

Die medizinischen Teams arbeiten weiterhin in den Evakuierungszentren in Minami Sanriku in der nördlichen Provinz Miyagi. Sie unterstützen auch einen japanischen Arzt in der Stadt Taro in der Provinz Iwate. Die Hauptaktivitäten sind weiterhin Untersuchungen und Behandlungen von älteren Menschen, die an chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes leiden. Am Mittwoch hat Ärzte ohne Grenzen 10.000 Hygiene-Boxen mit Seife, Zahnbürsten, Zahnpasta und Handtüchern an die Menschen in den Evakuierungszentren in Minami Sanriku verteilt. Am Freitag und Samstag werden weitere Hilfsgüter-Boxen mit Batterien, Kerzen, Zündhölzern und Handtüchern an 4.000 Menschen verteilt werden. Die Teams beobachten täglich Verbesserungen in der Verteilung von Nahrungsmitteln und Wasser sowie in der Stromversorgung.

Weitere Schritte

Die Notfallphase in der nationalen Reaktion auf die Katastrophe geht langsam zu Ende: Die japanischen medizinischen Katastrophenteams haben sich zurückgezogen. Langsam übernehmen die lokalen Behörden wieder die Verantwortung für die medizinische Versorgung. Ärzte ohne Grenzen wird seine laufenden medizinischen Aktivitäten in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden fortsetzen und die Lage vor allem in den entfernten Gebieten überwachen, wo die Teams bei Bedarf zusätzliche Unterstützung leisten können.

Die nationalen Hilfsmaßnahmen der Regierung und von Nicht-Regierungsstellen sind nach wie vor enorm und weiten sich permanent aus. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen werden aber weiterhin vor Ort bleiben, um bei Bedarf Lücken zu füllen und Patienten zu behandeln.