EU-Indien-Freihandelsabkommen gefährdet Leben von Millionen

08.04.2013
Aktivisten aus Europa demonstrieren heute vor Europäischem Parlament
AktivistInnen beim Flashmob vor dem Europäischem Parlament.
Bruno De Cock/MSF
Brüssel, Belgien, 09.04.2013: AktivistInnen beim Flashmob vor dem Europäischem Parlament.

Wien/Delhi, 9. April 2013. Während die Europäische Kommission weiterhin Druck auf Indien ausübt, das EU-Indien-Freihandelsabkommen zu unterzeichnen, versammelten sich heute Aktivisten aus ganz Europa in Brüssel. Sie forderten die Kommission auf, nicht weiter auf Bestimmungen im Abkommen zu drängen, die den Zugang zu Medikamenten in Indien und anderen ärmeren Ländern erschweren.

„Ärzte ohne Grenzen/Médecins sans Frontières (MSF) ist als medizinische Hilfsorganisation über die diskutierten Bestimmungen, die den Zugang zu leistbaren und hochwertigen Medikamenten erschweren würden, äußerst besorgt. Ärzte ohne Grenzen könnte sogar selbst belangt werden, nur weil wir in unseren Projekten generische Medikamente verwenden. Wir fordern daher die Europäische Kommission auf, alle Forderungen, die die öffentliche Gesundheit gefährden, in den Verhandlungen fallen zu lassen“, sagt Dr. Florian Breitenecker, Arzt und Vorstandsmitglied von Ärzte ohne Grenzen Österreich.

Die Aktivisten von Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, Oxfam Belgien, der Stop Aids Campaign, Health Action International (HAI) Europa und Act-Up Paris kamen heute verkleidet als Zombies zusammen und versammelten sich gemeinsam mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments zu einem Flashmob vor dem Europäischem Parlament. Mit dieser Aktion wollen sie darauf aufmerksam machen, dass die schädlichen Bestimmungen nach wie vor nicht vom Tisch sind und Millionen Menschen in Gefahr bringen.

80 Prozent der HIV-Medikamente Kommen aus Indien

„Im Zuge verschiedener kürzlich getroffener Entscheidungen in Indien, die positiv für die Versorgung mit Medikamenten sind, versucht die EU jetzt umso eifriger, Indien als ‚Apotheke der Armen‘  zu verhindern und sicherzustellen, dass die Profite von Pharmaunternehmen erhalten bleiben", sagte Leila Bodeux von Oxfam Belgien. „80 Prozent der Medikamente zur Behandlung von HIV/Aids in ärmeren Ländern kommen aus Indien. Wenn es der EU gelingt, die nachteiligen Bestimmungen im Abkommen durchzusetzen, wären Millionen Menschen von dieser Lebensader abgeschnitten."

Der erwartete Abschluss der Verhandlungen des EU-Indien-Freihandelsabkommens im April hat weltweit Proteste ausgelöst: In Asien, Europa und Afrika – dem Kontinent, der durch das Abkommen vielleicht am meisten zu verlieren hat.