Rückschlag beim Ebola-Einsatz: Epidemie breitet sich weiter aus

07.03.2019
Sieben Monate nach dem größten Ebola-Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo ist die Epidemie immer noch nicht unter Kontrolle. Das Misstrauen der Bevölkerung spielt dabei eine entscheidende Rolle.

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Ebola Press Conference in Geneva
/MSF
On Thursday March 7, Joanne Liu, MSF International President, gave an update on our reading of the current Ebola response and challenges faced during a press conference at the Swiss Press Club, in Geneva.

Sieben Monate nach dem größten Ebola-Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo ist die Epidemie immer noch nicht unter Kontrolle. Das Misstrauen der Bevölkerung spielt dabei eine entscheidende Rolle, so Ärzte ohne Grenzen bei einer Pressekonferenz in Genf. Große Sorge bereitet die Tatsache, dass seit Jahresbeginn mehr als 40 Prozent der neu bestätigten Ebola-Kranken zuhause in ihren Gemeinden starben. In Katwa und Butembo, dem Epizentrum der Epidemie, sind bei 43 Prozent der neu infizierten Patienten und Patientinnen der letzten drei Wochen keine Verbindungen zu anderen Fällen bekannt. Das unterstreicht, dass die Epidemie keineswegs unter Kontrolle ist.

„Es gibt einen großen Widerspruch: Auf der einen Seite stehen die Möglichkeiten für eine schnelle und umfassende Ebola-Bekämpfung mit neusten medizinischen Mitteln wie Impfungen und Behandlungsmethoden mit sehr guten Ergebnissen, wenn die Menschen genug früh behandelt werden. Auf der anderen Seite sterben die Menschen zuhause in ihren Gemeinden, weil sie den Ebola-Bekämpfungsstrategien misstrauen und deshalb nicht in die Behandlungszentren kommen“, erklärt Dr. Joanne Liu, internationale Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen. 

Angriffe auf Ebola-Behandlungszentren

Letzte Woche musste Ärzte ohne Grenzen die Aktivitäten in den Ebola-Behandlungszentren in Katwa und Butembo im Bezirk Nord-Kivu aufgrund von gewaltsamen Angriffen einstellen. Ärzte ohne Grenzen hat keine Angaben über Motive und Identität der Täter. Die Ereignisse stehen vermutlich im Zusammenhang mit den zunehmenden Spannungen rund um die Ebola-Bekämpfung im Land. Allein im Februar wurden Dutzende von Sicherheitsvorfällen im Rahmen der Ebola-Bekämpfung gemeldet. Die Ursachen dieser Vorfälle sind unterschiedlich, es zeigt sich jedoch, dass sich politische, soziale und wirtschaftliche Missstände an der Ebola-Bekämpfung entzünden. 

Die Spannungen haben unterschiedliche Hintergründe: Sie liegen zum einen an den großen finanziellen Mitteln, die in die Ebola-Bekämpfung fließen – und dies in einer vernachlässigten Region, die von Konflikten und Gewalt geprägt ist und seit langem an fehlender Gesundheitsversorgung leidet. Zum anderen wurden die Wahlen offiziell aufgrund der Ebola-Epidemie verschoben. Dies hat das Misstrauen, dass es sich bei Ebola um ein politisches Kalkül handelt, noch verstärkt.

Der Einsatz von Polizei und Streitkräften, um die Menschen zur Einhaltung der Gesundheitsmaßnahmen gegen Ebola zu zwingen, führt zu einer weiteren Abschreckung der Bevölkerung und ist kontraproduktiv für die Bekämpfung der Epidemie. Die Ausübung von Zwang bei Aktivitäten wie sicheren Bestattungen, bei der Nachverfolgung von Kontakten und bei der Aufnahme in Behandlungszentren hält die Menschen davon ab, sich zu melden. Sie werden stattdessen eher dazu gedrängt, sich zu verstecken.

Umgang mit Ebola muss patientenzentriert sein

Der Umgang mit dem aktuellen Ebola-Ausbruch muss eine neue Wendung nehmen: Betroffene und ihre Familien müssen in die Entscheidungen über die Behandlung der Krankheit eingebunden werden. Mehr Menschen müssen gegen Ebola geimpft werden, dafür werden mehr Impfstoffe benötigt. Außerdem müssen Lösungen für andere dringende Gesundheitsbedürfnisse der Bevölkerung gefunden werden. Es darf kein Zwang ausgeübt werden, um Patienten und Patientinnen aufzuspüren, sichere Bestattungen durchzuführen oder Häuser zu dekontaminieren. 

„Ebola ist eine schreckliche Krankheit, die Angst auslöst und zur Isolation von Patienten und Patientinnen, ihren Familien und Gesundheitspersonal führt“, sagt Joanne Liu. „Der Umgang mit Ebola muss patientenzentriert und auf die Gemeinschaften zugeschnitten sein. Kranke müssen als Menschen behandelt werden und nicht als eine Art biologische Gefährdung.“ 

Sieben Monate nach Beginn des aktuellen Ebola-Ausbruchs in den Provinzen Nord-Kivu und Ituri gab es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 907 Ebola-Fälle (841 bestätigte und 66 wahrscheinliche), 569 Menschen starben.  

Ärzte ohne Grenzen ist nach Einstellung der Aktivitäten in Katwa und Butembo weiterhin in den Städten Kayna und Lubero in Nord-Kivu im Ebola-Einsatz und leitet zwei Ebola-Transitzentren in Bwanasura und Bunia in der Provinz Ituri. In der Stadt Goma hat Ärzte ohne Grenzen das Überwachungssystem verstärkt und dafür gesorgt, dass ausreichend Kapazitäten für die Bewältigung von Verdachtsfällen vorhanden sind.

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