Zentralafrikanische Republik: Ärzte ohne Grenzen fordert dringenden und radikalen Wandel in der humanitären Reaktion der UNO

12.12.2013
Katastrophale humanitäre Lage in Zentralafrika - Tätigkeiten der UN-Organisationen bis jetzt unzureichend

Brüssel/Wien, 12. Dezember 2013. Die UN-Organisationen haben beschlossen, als Reaktion auf die humanitäre Krise in der Zentralafrikanischen Republik mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) wird heute einen offenen Brief an die stellvertretende UN-Generalsekretärin für humanitäre Angelegenheiten, Valerie Amos, richten. Die Organisation fordert angesichts der bisherigen Schwierigkeiten der UNO, entsprechend auf den enormen Bedarf vor Ort zu reagieren, dass diese Entscheidung nun auch konkrete Auswirkungen im Feld mit sich bringt.

Der IASC-Ausschuss, ein Entscheidungsgremium, dem die größten humanitären UN-Organisationen angehören, hat eine Verstärkung der humanitären Anstrengungen der Vereinten Nationen in der Zentralafrikanischen Republik beschlossen. Dies bedeutet konkret, dass die Organisationen der Vereinten Nationen mehr Ressourcen und Mittel zur Verfügung gestellt bekommen, um in angemessener Weise auf die humanitäre Krise in der Zentralafrikanischen Republik zu reagieren. Diese Entscheidung kommt allerdings zu einem späten Zeitpunkt.

Angesichts der Verschlechterung der humanitären Lage in der Zentralafrikanischen Republik hätte bereits seit Monaten viel mehr getan werden müssen. „Diese verspätete Entscheidung muss nun auch Wirkung zeigen und einen radikalen und sofortigen Wandel der humanitären Hilfe der Uno-Organisationen in dieser Krise bewirken“ erklärt Bart Janssens, Leiter der Einsätze von Ärzte ohne Grenzen .

Derzeit versuchen etwa 30.000 Menschen auf dem Flughafengelände von Bangui zu überleben. Ärzte ohne Grenzen hat vor Ort mehrmals die UN-Organisationen darauf hingewiesen und gefordert, dass sofort Nahrungsmittel, Zelte und Hygienematerial zur Verfügung gestellt werden, bisher allerdings vergeblich.

In Yaloké und Bouca, wo die Lage kritisch ist, haben die UN-Organisationen trotz der wiederholten Forderungen von Ärzte ohne Grenzen noch nicht eingegriffen.

Die Tätigkeiten der UN-Organisationen waren bis jetzt unzureichend. Mehrmals wurden sie unterbrochen und die Teams abgezogen – manchmal für längere Zeit, was sich negativ auf die Hilfeleistungen für die zentralafrikanische Bevölkerung auswirkte. „Trotz der großen Bemühungen gelingt es Ärzte ohne Grenzen – und den wenigen NGOs vor Ort – nicht, sämtliche Bedürfnisse abzudecken. Die Organisationen der Vereinten Nationen müssen nun dafür sorgen, dass die geleistete Hilfe dauerhaft ist und den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht“, fordert Janssens.

Seit Monaten macht Ärzte ohne Grenzen nun schon auf die katastrophale humanitäre Lage in Zentralafrika aufmerksam und hat bewiesen, dass es möglich ist, dort zu arbeiten und trotz der unsicheren Lage die humanitären Aktivitäten im Land sogar auszuweiten.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1997 in der Zentralafrikanischen Republik präsent und betreibt dort derzeit sieben reguläre Programme (in Bangui, Bossangoa, Bouca und Bria). Außerdem kümmert sich ein mobiles Nothilfeteam von MSF um die Gebiete Bouar, Yaloké und die Vertriebenenlager in Bangui. Bis zum Ende des Jahres möchte Ärzte ohne Grenzen Hilfsprogramme in den Krankenhäusern von Bangassou und Ouango starten. Insgesamt bietet Ärzte ohne Grenzen derzeit etwa 40.000 Menschen eine kostenlose medizinische Versorgung, betreibt etwa 800 Spitalsbetten, zwei Gesundheitszentren und 40 Gesundheitsposten. Die Teams umfassen über 100 internationale Mitarbeiter und etwa 1.100 zentralafrikanische Mitarbeiter.