Myanmar: Regierung stoppt medizinische Aktivitäten: Sorge um Patienten

28.02.2014
Regierung ordnete die Einstellung medizinischer Aktivitäten durch Ärzte ohne Grenzen an.

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Das Tuberkulose-Zentrum von Ärzte ohne Grenzen in Myitkyina im Bundesstaat Kachin in Myanmar (Burma).
Eddy McCall / MSF
Myitkyina, Myanmar (Burma), 31.10.2013: Das Tuberkulose-Zentrum von Ärzte ohne Grenzen in Myitkyina im Bundesstaat Kachin in Myanmar (Burma). Die Teams von Ärzte ohne Grenzen behandeln mehr als 3.000 Tuberkulose-PatientInnen im ganzen Land - auch jene mit der medikamentenresistenten Form der Krankheit - die nun keine medizinische Versorgung mehr erhalten.

Amsterdam/Wien, am 28. Februar 2014. Die Regierung von Myanmar hat der niederländischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) angeordnet, alle Aktivitäten im Land einzustellen. Ärzte ohne Grenzen ist über diese einseitige Entscheidung schockiert und äußerst besorgt um das Schicksal zehntausender Patienten, die derzeit von den medizinischen Teams der Organisation im ganzen Land behandelt werden.

Die Entscheidung der Unionsregierung wird verheerende Auswirkungen auf rund 30.000 HIV/Aids-Patienten und mehr als 3.000 Tuberkulose-Patienten haben, die Ärzte ohne Grenzen derzeit in Myanmar behandelt. Heute blieben die Kliniken zur Behandlung von HIV/Aids in den Bundesstaaten Rakhine, Shan und Kachin sowie in Yangon erstmals geschlossen. Die Patienten erhielten dadurch nicht die medizinische Versorgung, die sie benötigen. Patienten, die in Behandlung gegen Tuberkulose oder medikamentenresistente Tuberkulose sind, erhielten keine lebensrettenden Medikamente.

Zehntausende verlieren Zugang zu medizinischer Versorgung

Im Bundesstaat Rakhine haben aufgrund dieser Entscheidung zehntausende Menschen in abgelegenen Dörfern oder in den Vertriebenenlagern, in denen viele aufgrund der anhaltenden Krise leben, keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung mehr. Dazu gehören unter anderem lebenswichtige Überstellungen akut erkrankter Patienten in öffentliche Krankenhäuser, die Versorgung schwangerer Frauen und von Neugeborenen. Keine andere medizinische Nichtregierungsorganisation leistet in dem Bundesstaat in einem vergleichbaren Ausmaß lebensrettende medizinische Hilfe. Während der 22-jährigen Tätigkeit der Organisation in Myanmar hat Ärzte ohne Grenzen gezeigt, dass sie Hilfe ausschließlich an den medizinischen Bedürfnissen der Bevölkerung orientiert, unabhängig von der ethnischen oder politischen Zugehörigkeit, der Religion oder des Geschlechts der Patienten.

Seit 2004 hat Ärzte ohne Grenzen im Bundesstaat Rakhine mehr als 1,2 Millionen Patienten allein gegen Malaria behandelt. Die Krankheit tritt dort besonders häufig auf. Genauso wie Malaria verbreiten sich auch HIV/Aids und Tuberkulose unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit der Patienten.

Die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen beruht auf der medizinischen Ethik und auf den Prinzipien der Neutralität und Unparteilichkeit. Die Organisation führt Gespräche mit der Regierung von Myanmar, um den Mitarbeitern zu ermöglichen, die lebensrettende medizinische Hilfe im gesamten Land wieder aufzunehmen und auf bisher nicht ausreichend berücksichtigte Gesundheitsprobleme der Bewohner zu reagieren.