D.R. Kongo: Tausende Erwachsene und Kinder Opfer sexueller Gewalt in Kasai

02.11.2018
Die Teams von Ärzte ohne Grenzen haben von Mai 2017 bis September dieses Jahres 2.600 Opfer sexueller Gewalt in Kananga in der Provinz Kasai behandelt. Achtzig Prozent der Opfer gaben an, von bewaffneten Männern vergewaltigt worden zu sein.

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Ghislain Massotte
"I was at home with my husband that day. It was during the violence and fighting. We heard screams outside and neighbours crying. “I think they’ve killed someone,” my husband said. So we shut ourselves inside. We didn’t want to open the door. Armed men threw tear gas through the window to force us out. Eight people came into our home. They threatened to kill my husband and tried to force him to rape our daughter. She was 17. He refused and they murdered him. Then they raped our daughter, and me. When they left, I hid in the forest next to the village with my children. I didn’t sleep or eat. For a year, before coming to the clinic, I was terrified by the thought that I could have HIV. When I went back to Kananga – my father was very sick so I decided to return with my children – I went to see MSF at the hospital where they looked after victims of sexual violence. They examined me and told me that I didn’t have HIV." // "J’étais à la maison avec mon mari ce jour-là. C’était pendant le conflit et les affrontements. Nous avons entendu des cris de dehors et les voisins qui pleuraient. Mon mari m’a dit : « je crois qu’ils ont tué quelqu’un ». Nous nous sommes alors enfermés dans la maison et n’avons pas voulu ouvrir la porte. Des hommes armés ont lancé du gaz lacrymogène par la fenêtre pour nous obliger à ouvrir. Huit personnes sont entrées dans la maison. Ils ont menacé de mort mon mari et l’ont obligé à violer notre fille de 17 ans. Il a refusé et ils l’ont tué. Ensuite, ils ont violé notre fille, et moi aussi. Quand ils sont partis, je suis partie dans la forêt, à côté du village, avec mes enfants. Je ne dormais pas et ne mangeais pas. Pendant un an, avant que je ne vienne à la clinique, j’étais très angoissée à la pensée d’avoir peut être contracté le VIH. Mais quand j’ai dû rentrer à Kananga – mon père était très malade et j’ai donc décidé de m’y rendre avec mes enfants. Je me su

Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) hat von Mai 2017 bis September dieses Jahres 2.600 Opfer sexueller Gewalt in der Stadt Kananga in der kongolesischen Provinz Kasai behandelt. Achtzig Prozent der Opfer gaben an, von bewaffneten Männern vergewaltigt worden zu sein. „Diese Zahlen sind ein Indiz für das hohe Gewaltniveau auch in diesem Jahr", sagt Karel Janssens, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in der Demokratischen Republik Kongo. „Wir hören täglich die schockierenden Zeugnisse von Überlebenden und wie ihre Gemeinschaften auseinandergerissen wurden. Diese Erfahrungen machen es den Menschen schwer, ihr Leben wieder aufzubauen."

Teams von Ärzte ohne Grenzen bieten eine psychologische Betreuung in Gruppen- und Einzelsitzungen für die am meisten traumatisierten Patienten an. Von März bis September dieses Jahres nahmen 835 Menschen an den individuellen Konsultationen teil. Die Hälfte von ihnen berichtete, dass mindestens ein Mitglied ihrer Familie getötet worden war und/oder ihre Häuser und Besitztümer geplündert oder zerstört wurden. Jeder Zehnte sprach davon, einen Mord oder eine andere Gewalttat mit angesehen zu haben. Von den 2.600 Menschen, die seit Mai 2017 von Ärzte ohne Grenzen behandelt wurden, waren 162 Kinder unter 15 Jahren, darunter 22 unter fünf Jahren. 32 der Opfer waren Männer. Einige von ihnen berichteten, sie seien mit Waffen gezwungen worden, Mitglieder ihrer eigenen Gemeinschaft zu vergewaltigen.

„Der Schutz von Opfern, ob Kindern oder Erwachsenen, und die sozioökonomische Hilfe bleiben für uns die zentralen Herausforderungen", sagt Fransisca Baptista de Silva, Projektkoordinatorin in Kananga. Teams von Ärzte ohne Grenzen begannen im Mai 2017 mit der Versorgung von Opfern sexueller Gewalt. Dabei konzentrierten sie sich zunächst auf chirurgische Hilfe für Trauma-Patienten. Im September 2017 hat die Organisation die Behandlung von Opfern sexueller Gewalt ausgeweitet. Ärzte ohne Grenzen versorgt im Monat durchschnittlich mehr als 200 Patienten.

Drei von vier Opfern kommen erst einen Monat oder noch später nach dem Übergriff zur Behandlung. Die meisten erklären, dass sie die kostenlose medizinische Versorgung nicht kannten oder kein Geld hatten, um zu den Einrichtungen zu reisen. Die sofortige Versorgung von Opfern sexueller Gewalt, innerhalb von 72 Stunden nach der Vergewaltigung, ist jedoch eine medizinische Notwendigkeit, insbesondere um einen wirksamen Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen wie HIV zu gewährleisten.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1977 in der D.R. Kongo und betreut Opfer von Konflikten, Vertriebene und Menschen, die von Epidemien oder Pandemien wie Ebola, Cholera, Masern und HIV/ Aids betroffen sind. Seit 2017 bietet Ärzte ohne Grenzen in der Provinz Kasai Opfern der anhaltenden Gewalt eine kostenlose Notfallversorgung. Im vergangenen Jahr haben Teams der Organisation an 17 Orten im ganzen Land mehr als 6.300 Konsultationen für Opfer sexueller Gewalt ausgeführt.