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Würde trotz Leid: Fotoreportage aus Domiz
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Martin Zinggl ist im Juni von seinem 5-monatigen Einsatz mit Ärzte ohne Grenzen im Flüchtlingslager Domiz im Norden des Irak zurückgekehrt. Dort war er als „IEC“-Verantwortlicher für die Gesundheitsaufklärung der Bevölkerung zuständig. In einer Fotoreportage zeigt er seine Eindrücke und den Alltag der Menschen vor Ort.
Seit Ausbruch des blutigen Konflikts in Syrien sind Millionen Menschen innerhalb ihres Landes vertrieben worden oder aus ihrer Heimat geflohen. Sie leben in Flüchtlingslagern in den Nachbarländern, bei Verwandten oder in Massenunterkünften. Ärzte ohne Grenzen betreut sie im Irak, der Türkei und in Jordanien medizinisch und psychologisch.
Der Anthropologe, Filmemacher, Journalist und Buchautor Martin Zinggl war im Flüchtlingslager Domiz im kurdischen Teil des Irak für den Bereich IEC verantwortlich, kurz für „Information, Education, Communication“ – die Information und Aufklärung der Bevölkerung über Gesundheitsthemen. In Zusammenarbeit mit den medizinischen Teams im Flüchtlingslager werden wichtige Themen definiert, die von einem Team an so genannten „Health Promoters“ im direkten Kontakt mit der Bevölkerung weitergegeben werden – von Aufklärungsarbeit über Hygienemaßnahmen über die Vermeidung der Übertragung von ansteckenden Krankheiten wie Cholera bis zu psychologischer Betreuung (Impressionen dazu auch im Nachbericht der österreichischen Psychologin Margaretha Maleh von ihrem Einsatz in Domiz).
Ich vor dem Dohuk-Stausee im Norden des Irak. Mein Einsatz startete im Jänner 2014 und dauerte bis Juni 2014. © Martin Zinggl 2014
Das Übergangslager Kandala: Wenn syrische Kurden die Grenze zum Irak überqueren, ist ihre erste Station dieses Lager. Dort bleiben sie zwischen einem Tag und mehreren Wochen, um danach im Rest des Landes auf andere Flüchtlingslager verteilt zu werden, bzw. um bei Verwandten oder Freunden unterzukommen. Ärzte ohne Grenzen leitet in Kandala ein kleines Gesundheitszentrum und bietet dort primäre Gesundheitsversorgung an. © Martin Zinggl 2014
Abendstimmung im Flüchtlingslager Domiz. Immerhin: Es gibt Straßenbeleuchtung, zwei gepflasterte bzw. geteerte Straßen und in einem Abschnitt des Lagers auch teilweise Kanalisation. Domiz ist mit seinen rund 60.000 Bewohnern zu einer Kleinstadt herangewachsen. © Martin Zinggl 2014
Aufgrund der gewaltigen Größe des Flüchtlingslagers haben Straßen Namen bzw. Nummern bekommen, um die Logistik zu vereinfachen. © Martin Zinggl 2014
Nach starken Regengüssen verwandelt sich das Flüchtlingslager Domiz in ein Schlammfeld. Da es keine ordentliche Kanalisation gibt, sammelt sich der Regen in Pfützen überall und die sandigen Pfade werden zu rutschigen Pisten. © Martin Zinggl 2014
Die „Uniformen“ meiner Mitarbeiter, die ich zum Waschen mit nach Hause genommen hatte. Insgesamt bestand mein Team aus 45 MitarbeiterInnen, die als so genannte „Health Promoter“ die Bevölkerung über Gesundheitsthemen informieren. © Martin Zinggl 2014
Ein Teil meines Teams! © Martin Zinggl 2014
IEC „in action“! © Martin Zinggl 2014
Mein großartiger Assistent Adel Mohammed, wie alle nationalen Mitarbeiter auch er ein syrischer Kurde. Ohne ihn lief dort gar nichts und ohne ihn hätten wir als „IEC-Department“, der Abteilung für Gesundheitsaufklärung, auch keine Erfolge gehabt. Ein unglaublich beeindruckender Mensch! © Martin Zinggl 2014
Sonja Schleser, Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen Österreich, bei einem Besuch im Projekt - mittlerweile ist sie selbst auf Einsatz im Südsudan. Mit ihr am Bild ist ein Flüchtling, der kurz davor einen Luftröhrenschnitt bekommen hat. Um das Foto hat er uns gebeten, nachdem er uns zu einer Tasse Tee eingeladen hat. Sein Wunsch ist, eines Tages nach Europa zu kommen. © Martin Zinggl 2014
Zeitvertreib der Kinder ist ein Riesenproblem. Sie spielen mit allem, was sie finden können und versuchen so gut es geht Zeit totzuschlagen. Es gibt Schulen, aber keine Schulpflicht. Untertags wandern sie durch das Lager oder spielen mit Murmeln – ein beliebte Freizeitbeschäftigung unter syrischen Kindern. © Martin Zinggl 2014
Hochzeit im Flüchtlingslager – das Leben geht weiter. Immer mehr junge Menschen heiraten und gründen eine Familie. Viele haben begriffen, dass es so bald keine Möglichkeit gibt, heimzukehren – und vor allem junge Menschen wissen, dass die Chance auf eine heile Familienwelt in Syrien aussichtslos scheint. Hier haben sich Ahmed (Logistiker) und Ghazala (Health Promoter) gefunden – sozusagen eine interne Hochzeit. Es wurde sehr viel getanzt und gesungen, vor allem aber getanzt. Und gegen 23h gab es einen Softdrink und einen Schokoriegel. Viel wichtiger waren die Band und der Trubel. Ein einmaliges Erlebnis... © Martin Zinggl 2014
Obwohl die syrischen Kurden in diesem Flüchtlingscamp im Irak fast nichts besitzen, haben sie für ihre Kinder eine Schaukel gebaut. Der Kleine hat einen Moment der Freude, einen Moment sorglose Kindheit – trotz vielen Entbehrungen und täglichem Leid. © Martin Zinggl 2014
Das abschließende Bild mit dem Titel "Eine Schaukel, um zu vergessen" ist unter den Top 10 des internationalen Foto-Wettbewerbs "Würde trotz Leid" - auch andere Fotos der Hilfsprojekte von Ärzte ohne Grenzen in verschiedenen Teilen der Welt wurden nominiert. Noch bis Ende Juli kann man im Online-Voting für das Siegerfoto abstimmen auf www.migrosmagazin.ch
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