Im kongolesischen Dschungel

Kommentar von Ralf Ohnmacht
08.04.2014
Im kongolesischen Dschungel

In Doruma ist Anfang des Jahres die Trockenzeit angebrochen. Für uns bedeutet das die einzige Gelegenheit im Jahr, die entlegenen Gebiete zu erreichen, in denen wir die Schlafkrankheit vermuten.

Ralf Ohnmacht/MSF

Ein Fußballfeld im Sonnenuntergang (c) Ralf Ohnmacht/MSF

Die meisten Menschen hier bewegen sich zu Fuß oder per Fahrrad. Nur wenige besitzen ein Moped, Autos gibt es so gut wie keine, sogar das Militär geht hier zu Fuß. In der Regenzeit ist ein Fortkommen mit Fahrzeugen nur begrenzt möglich, die sogenannten Straßen sind überflutet, es bilden sich tiefe Regenwasserpfützen, teilweise gibt es überhaupt nur einspurige Wege.

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Mit dem Einsatzfahrzeug durch den kongolesischen Dschungel (c) Ralf Ohnmacht/MSF

Als ich in Doruma angekommen bin, hatte das Team bereits eine Basisstation („Base“)eingerichtet und lokale Mitarbeiter angestellt. Sie waren dabei, die lokale Bevölkerung im Umkreis der Ortschaft zu „screenen“, also zu untersuchen. Zur Behandlung der Patienten wurde uns ein kleines Gebäude des lokalen Krankenhauses zur Verfügung gestellt, das sehr schnell voll war. Mein Vorgänger musste das Gebäude notdürftig mit Plastikfolien erweitern und ein zusätzliches Zelt installieren, um genügend Platz zu schaffen.

Ralf Ohnmacht/MSF

Unser Team untersucht im mobilen Labor die Untersuchungsproben auf die Schlafkrankheit (c) Ralf Ohnmacht/MSF

Es war also offensichtlich: Wir sind hier richtig, und wir würden so schnell nicht weiterziehen. Um eine Ausbreitung der Schlafkrankheit zu verhindern bzw. um einen nachhaltigen Rückgang der Infektionsrate zu erzielen, ist es notwendig, einen möglichst großen Teil der Bevölkerung zu erreichen. Daher errichten wir unser Labor an den verschiedensten Orten ein, und bleiben – je nach Bedarf – einen Tag oder mehrere Wochen. Als Lokalitäten dienen meist Kirchen, denn sie bieten Schatten und genügend Platz. Teilweise müssen wir uns mit Baracken oder Mangobäumen abfinden.

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Ein so genanntes „Tukul“, eine traditionelle Hütte aus Stroh und Zweigen (c) Ralf Ohnmacht/MSF

Mittlerweile haben wir unsere Tätigkeiten auf eine 60km entfernte Ortschaft namens Naparka ausgeweitet. Wir haben dort eine zusätzliche Station, eine „Sub-Base“, eingerichtet und sind seit 3 Wochen mit einem 14-köpfigen Team vor Ort. Bisher konnten wir dort 1.700 Menschen untersuchen. Die 60 Kilometer lange Strecke zwischen Doruma und Naparka ist in der Regenzeit unpassierbar, doch auch in der Trockenzeit benötigen wir 4 Stunden für eine Richtung. Wir transportieren 3 Mal pro Woche Patienten im 2. Stadium der Krankheit (wenn der Parasit das zentrale Nervensystem angreift) nach Doruma, und bringen diejenigen, die eine Behandlung bereits hinter sich haben, wieder zurück.

Ärzte ohne Grenzen ist seit mehr als 10 Jahren in der nordöstlichen Provinz Orientale in der Demokratischen Republik Kongo tätig. Neben Notfallprojekten und der Unterstützung von Vertriebenen, der Soforthilfe bei Malaria- und Masern-Ausbrüchen und der Betreuung von Menschen mit HIV/Aids sind auch laufend mobile Teams zur Bekämpfung der Schlafkrankheit im Einsatz. Seit 2007 haben diese Teams ca. 200.000 Tests durchgeführt und mehr als 5.500 PatientInnen behandelt (Stand Ende 2013).

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