Die Herausforderungen einer Bootklinik (Teil 2)

Kommentar von Cornelia Welte
14.01.2014
Die Herausforderungen einer Bootklinik (Teil 2)

Fortsetzung des Teil 1 der "Herausforderungen einer Bootsklinik" in Myanmar (Burma):

Wenn alle Boxen an Bord sind und das Team komplett ist, gibt‘s das Kommando an den Kapitän, den Motor zu starten. Die nächsten 1,5 bis 3 Stunden verbringen wir auf dem Boot.

Die ersten 15 Minuten fahren wir durch einen Kanal, der voll mit Booten und Frachtschiffen ist. Die meisten der Boote sind aus Holz und wunderschön anzuschauen, keines sieht gleich aus, jedes ist einzigartig:

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Kanal voller Boote und Frachtschiffe in der Morgendämmerung (c) Conny Welte

Die ersten drei Monate meines Einsatzes hat es jeden Tag geregnet und wir waren froh, unser „geschlossenes“ Boot zu haben (Foto dazu im Blogpost "Mit dem Boot am Golf von Bengalen"). Das Wetter hat uns ab und zu an unsere Grenzen gebracht. Wind, Sturm, Gewitter, Wellen, seekranke und kotzende Mitarbeiter... In dieser Zeit haben wir nicht sehr viel mitbekommen von dem, was draußen vor sich ging und wo wir denn überhaupt hinfahren, weil durch den Regen die Sicht durch die Fenster sehr eingeschränkt war.

Wir sind alle froh, dass die Regenzeit endlich vorbei ist. Das Bootleben ist jetzt um vieles einfacher geworden. Mit dem Ende der Regenzeit haben wir auch rechtzeitig ein neues Boot bekommen. Ein so genanntes „Cargo-Boot“, das normalerweise verwendet wird, um große Frachten zu transportieren. Ein wunderschönes Boot, das uns jeden Tag in ein neues Abenteuer begleitet. Das Gute ist, dass wir nicht mehr in einem geschlossenen Raum sind. Wir sitzen an Deck, sehen was um uns herum passiert und können die ganze Schönheit der Natur genießen.

Am Ende des Kanals warten meistens schon unsere zwei kleinen Boote mit ihren Bootsmännern auf uns, die wir auch noch in den Schlepptau nehmen.

Welte_Conny_Boot_klein

Boot am Golf von Bengalen in Myanmar (Burma) (c) Conny Welte

Dass dieser ganze Prozess bis dahin klappt, ist ein kleines Kunststück, da einige Leute in das ganze involviert sind: das gesamte Team (manchmal bis zu 20 Personen); die Fahrer, die alle MitarbeiterInnen vom richtigen Haus abholen müssen; der Kapitän und seine Bootsgehilfen; die Kleinbootfahrer. Wenn eine Person nicht pünktlich ist oder ihren Job nicht macht, steht alles still und jeder muss warten. Das kommt natürlich hin und wieder auch vor. Sehr mühsam ist das dann, wenn man um 5:30 Uhr im Dunkeln steht und eine Stunde warten muss, weil eine Person nicht mit der richtigen Information beliefert wurde. Das heißt dann leider auch eine Stunde weniger in unserer Klinik, die wir aber unbedingt bräuchten, weil wir aufgrund unserer langen Anreise ohnehin schon so wenig Zeit haben.

Sich aufzuregen bringt da allerdings überhaupt nichts, denn ändern kann man das zu dem Zeitpunkt sowieso nicht mehr... und so heißt es dann wieder einmal, wie so oft: geduldig sein.

An den meisten Tagen klappt zum Glück alles reibungslos, dann kann ich mich in Ruhe zurücklehnen, mein Müsli und vor allem die traumhafte Fahrt in den Sonnenaufgang genießen:

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Fahrt in den Sonnenaufgang mit der mobilen Bootsklinik (c) Conny Welte

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