Kommentar von Lisa Janin
21.05.2021
Krankenpflegerin Lisa Janin berichtet von den ersten Wochen in der Demokratischen Republik Kongo. Die größte Herausforderung: Menschen in entlegenen Gebieten zu helfen.

Lisa Janin ist Krankenpflegerin und war schon auf Einsätzen mit Ärzte ohne Grenzen im Südsudan und in Syrien. Zurzeit ist sie in der Demokratischen Republik Kongo. In dieser Blog-Reihe gibt sie Einblicke in ihren Alltag und berichtet von den Herausforderungen und den schönen Momenten vom Leben und der Arbeit im Hilfseinsatz:

In meinem letzten Blog habe ich euch von meiner Ankunft und den ersten Eindrücken aus Salamabila erzählt. Inzwischen habe ich mich eingelebt und möchte euch meinen Arbeitsalltag und unsere Aktivitäten hier beschreiben. Eines vorweg: Meine Aufgabe, acht Gesundheitszentren zu betreuen, die alle im ländlichen Gebiet rund um Salamabila liegen, ist eine große Herausforderung. Nicht zuletzt wegen der schlecht ausgebauten Infrastruktur.  

Die Frage, die wir uns jedes Mal stellen: Wir kommen wir in ein Gesundheitszentrum? 

Wir fahren entweder mit dem Auto oder mit dem Motorrad, je nachdem, wie die Straßenverhältnisse sind. Eine Fahrt dauert zwischen 30 Minuten und drei Stunden. Die Landschaft ist wunderschön, sehr grün und lebendig: Berge und Wälder, Flüsse und Palmen. Jedes Mal ein tolles Erlebnis! 

Lisa Janin im Kongo
Lisa Janin
Der Weg zu den Gesundheitszentren führt oft über Stock und Stein.

Wir sind hier vor allem für Kinder unter fünf Jahren im Einsatz. Wir führen Impfungen durch, behandeln Unter- und Mangelernährung oder andere Krankheiten. Außerdem bieten wir medizinische Versorgung für schwangere Frauen und unterstützen ein Programm für Überlebende von sexualisierter Gewalt.  

So sieht mein Arbeitsalltag aus:

Was genau mache ich dafür Tag für Tag? Ich vergewissere mich, dass die Patient:innen nach Protokoll behandelt werden. Ich schaue darauf, dass die Apotheke genug Medikamente bestellt und diese richtig eingesetzt werden. Ich achte darauf, dass die Hygieneregeln befolgt werden. Ich überprüfe, ob alle Daten rechtzeitig und korrekt übermittelt werden.  

Dabei arbeite ich mit einem Team bestehend aus drei kongolesischen Krankenpfleger:innen zusammen.  

Wir fahren regelmäßig in die verschiedenen Gesundheitszentren, um mit den Patient:innen und dem Personal vor Ort zu reden und die laufende Arbeit zu überprüfen, bei Bedarf anzupassen, Fortbildungen zu halten oder Neues zu implementieren.  

Ein anderer unserer Schwerpunkte ist die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung. Wir bilden lokales Personal dazu aus, selbst gängige Krankheiten, wie Malaria und Durchfall, behandeln können.  

Das ist eine herausfordernde und spannende Aufgabe.  

Außerdem arbeiten wir mit Frauen aus der Dorfgemeinschaft, die sich um Überlebende sexueller Gewalt kümmern. Sie geben ihnen Notfallmedikamente und leisten erste psychologische Hilfe.  

Man würde nicht glauben, wie viele Menschen hier unter sexueller Gewalt leiden. Frauen, Männer, Kinder, sogar ein 3-jährigen Bub wurde von einer dieser Frauen betreut. Das finde ich einfach schrecklich!  

Was man so hört und so sieht, wenn man unterwegs ist, ist teilweise schwer zu ertragen.  

Der Weg in Gesundheitszentren ist oft sehr weit

Menschen müssen über Stunden in der brennenden Sonne oder im Regen zu Fuß in die Zentren gehen.  

Einmal war ein Mädchen nach einem dreistündigen Fußmarsch so erschöpft, dass sie gleich zu mir kam, als sie mich sah und nach einer knappen Minute in meinem Arm einschlief. Das überraschte mich sehr. Das Mädchen kannte mich noch nicht und war trotzdem sehr zutraulich.  

Lisa Janin im Kongo
Lisa Janin
Nach dem langen Fußmarsch musste sich das kleine Mädchen erst einmal ausruhen.

Manchmal ist es schwer, bei so viel Arbeit und so vielen Gesundheitszentren den Überblick zu behalten. Aber ich liebe die Vielfalt und Komplexität meiner Aufgaben.  

Das war ein Einblick in meine ersten Wochen in der Demokratischen Republik Kongo. Dabei war das ein ruhiger Start, könnte man sagen. Denn schon bald nach Beginn meines Einsatzes spitzt sich die Gesundheitslage in Salamabila zu und wir stehen vor ganz neuen Herausforderungen. Dazu mehr in meinem nächsten Blog.  

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