10.05.2021
Wir haben vier Mütter in unserem Umfeld gefragt, was sie wirklich bewegt und motiviert.

Jedes Jahr vermittelt uns die Werbung, unseren Müttern zum Muttertag Blumen, Schokolade oder Schmuck zu schenken. Damit sollen sie spüren, wie wichtig sie uns sind. Wir von Ärzte ohne Grenzen entscheiden uns heuer gegen Blumen und Co. Wir haben vier Mütter in unserem Umfeld gefragt, was sie wirklich bewegt und motiviert.

Karoline Vallaster, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Die gebürtige Vorarlbergerin Karoline Vallaster hat für Ärzte ohne Grenzen bereits drei Mal ihre Zeit und ihr Know-how als Einsatzmitarbeiterin in Venezuela, Mosambik und der Türkei zur Verfügung gestellt. Sie ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und lebt mit ihren drei Kindern und ihrem Mann in Niederösterreich. 

Wie meistert ihr das als Familie, wenn du auf Einsatz bist?  

Unterschiedlich. Bei meinem ersten Hilfseinsatz mit 43 war ich ein halbes Jahr weg. Meine Familie durfte mich aber alle zwei Monate besuchen. Ein anderes Mal waren es nur fünf Wochen. Grundsätzlich verdanke ich meiner Familie sehr viel. Sie hat mir immer den Rücken gestärkt. Wenn meine Kinder und mein Mann nicht einverstanden gewesen wären, dann wäre ich nicht auf Einsätze gegangen. 

Wie sehen deine Kinder dein soziales Engagement?  

Durch meine Einsätze haben sie viel über andere Kulturen und über Probleme in der Welt mitbekommen. Sie sind sehr offen und verstehen, dass Mütter auch Lebensziele, Träume und Wünsche haben. Wir sind mehr als Mütter. Wenn ich mein Frau-sein, mit meinen Wünschen und Zielen lebe, dann gebe ich die daraus entstandene Zufriedenheit an meine Kinder weiter. 

Sind dir aus deinen Hilfseinsätzen starke Frauen und Mütter in Erinnerung geblieben?  

Ja. In Mosambik erinnere ich mich an eine Mutter mit vier Kindern. Es war nach einem Zyklon. Ihr Mann starb in der Nacht, in der der Zyklon wütete und sämtliche Häuser zerstörte. Plötzlich stand sie allein mit ihren Kindern da, ohne Haus, ohne Essen und ohne eine Lebensgrundlage. Sie wusste nicht, wie es weitergeht. Aber starke Frauen und Mütter geben nicht auf, wie sollten sie auch. 

Julia Spicker, Modefotografin

Julia Spicker
MSF

Julia Spicker spendet für Ärzte ohne Grenzen. Die gebürtige Oberösterreicherin lebt mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann in Wien. Beruflich ist sie eine erfolgreiche Modefotografin. 

Über die Vereinbarkeit von Job und Familie – insbesondere in Corona-Zeiten 

Ich bin sehr dankbar, dass ich zwischen Mama sein und der Fotografie switchen kann – ich mag beides gern. Freu mich genauso mit den Kindern im Garten zu graben oder zu reisen und ein cooles Shooting zu machen…. wenn nicht gerade Corona ist. Denn momentan habe ich das Gefühl, man dreht sich im Kreis. 

Das verbindet sie mit Ärzte ohne Grenzen 

Ärzte ohne Grenzen ist wunderbar. Ihr seid für die Menschen da, um die sich sonst keiner kümmert. Menschen, die sonst übersehen werden. Mein Mann und ich spenden regelmäßig, wir haben das Glück, dass es uns gut geht. Wir finden, wenn man kann, sollte man auch was weitergeben. 

Das will sie ihren Kindern unbedingt mit auf den Weg geben will 

Als moderne Mama versuche ich meine Kinder so zu erziehen, dass sie wissen: Wir alle sind verschieden und trotzdem haben alle Menschen den gleichen Stellenwert. Es gibt kein besser oder schlechter – in allen Bereichen, egal welches Geschlecht oder welche Nationalität. 

Laura Leyser, Geschäftsführerin

Laura Leyser
MSF

Laura Leyser leitet als Geschäftsführerin seit fast drei Jahren das Wiener Büro von Ärzte ohne Grenzen. Davor arbeitete sie lange in verschiedenen Entwicklungsprojekten mit, wie zum Beispiel 2015 bei der Soforthilfe nach dem Erdbeben in Nepal. Laura Leyser hat zwei Kinder und lebt mit ihrem Mann in Wien. 

Was sind deine sozialen Vorbilder?  

Ich habe nicht das eine Vorbild, sondern sehr viele. Ich hatte einerseits das Glück sowohl in einer sozial engagierten und warmherzigen Familie mit internationalen Wurzeln aufzuwachsen. Andererseits habe ich von klein auf gesehen, dass viele Menschen altruistisch handeln und anderen Menschen mit weniger Möglichkeiten im Leben helfen.  

Augenöffnend waren für mich die Reisen als Kind zu meiner südamerikanischen Familie. Dort habe ich gesehen, dass es nicht allen so gut geht wie mir. Und seitdem war mir klar, dass ich mit meinen Möglichkeiten dazu beitragen möchte, dass alle Menschen faire Chancen bekommen.   

Wie meisterst du Job und Familie – insbesondere in Corona-Zeiten? 

Mit viel Chaos und Anstrengung, einer kräftigen Unterstützung von meinem Partner und unseren Familien und der Verabschiedung von Perfektionismus auf allen Seiten. Und der Dankbarkeit trotz dem Chaos so ein erfülltes, vielseitiges Leben zu haben. Die Gegebenheiten vor Ort in unseren Einsatzgebieten oder in anderen Krisen bieten mir da immer einen guten Realitätscheck. 

Welche Frauen sind dir bei Ärzte ohne Grenzen in Erinnerung geblieben? 

Abgesehen von den vielen Frauen die sich bei Ärzte ohne Grenzen als Mitarbeiterinnen und Unterstützerinnen einsetzen, bleiben mir immer die Frauen in unseren Projekten in Erinnerung. Ich bin immer wieder erstaunt wie stark Frauen sein können, wie sie sich auch in den ärgsten Krisen liebevoll um ihre Kinder kümmern und versuchen eine bessere Zukunft aufzubauen. 

Gexi und Anna Trostmann, Trachtenunternehmerinnen

Gexi Trostmann Anna Trostmann
MSF

Gexi Tostmann (links im Bild) und Tochter Anna Tostmann (rechts im Bild) sind Trachtenunternehmerinnen mit Leidenschaft, deren soziales Engagement auch weit über ihr Unternehmen hinaus reicht. 

Von Mutter zu Tochter 

Was wir als Mutter und Tochter teilen, ist die Einstellung, dass man im Grunde immer helfen soll und kann. Helfen ist auch ohne Geld möglich – mit Zuhören, Gesellschaft leisten und Mitgefühl zeigen. 

Soziales Engagement in traditionellen Unternehmerfamilien 

Wir glauben in traditionellen Unternehmerfamilien ist soziales Engagement eine Selbstverständlichkeit. Bei uns in der Familie engagiert man sich sozial – aber eigentlich ohne "Getue". 

Die Verbindung zu Ärzte ohne Grenzen 

Wir möchten diese Bewegung und wunderbare Idee einer grenzenlosen humanitären Hilfe unterstützen. Im Laufe eines halben Jahrhunderts habe ich zudem viele engagierte Ärztinnen und Ärzte in der Organisation kennengelernt. Wir kennen einige dieser großartigen Menschen und wissen daher, dass Spenden in dieser Institution mehr als gut angelegt sind. 


Aktuellste Nachrichten & Artikel

Ärzte ohne Grenzen unterstützt Verein HEMAYAT in…

Ärzte ohne Grenzen unterstützt Verein HEMAYAT in Wien für drei Jahre
MSF/Hemayat
Verein HEMAYAT bietet professionelle psychologische Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge in Österreich - Ärzte ohne Grenzen unterstützt bei der Erweiterung der Kapazitäten.
Mehr lesen

Medizin auf zwei Rädern: So kommt Hilfe in den…

MSF Measles Vaccination in DRC
Diana Zeyneb Alhindawi
Motorradfahren ohne Grenzen: Mehrere Dörfer im kongolesischen Lulingu sind über Straßen nicht erreichbar. Unsere Teams versorgen die Menschen im Konfliktgebiet daher per Motorrad.
Mehr lesen

Wie kann es in einer solchen Lage noch Hoffnung…

Destroyed Ambulances in East Ghouta, Syria
MSF
Die Al-Marj Klinik ist eine der wichtigsten durch Ärzte ohne Grenzen unterstützten medizinischen Einrichtungen in Ost-Ghouta, einem Gebiet mit belagerten Städten nahe Damaskus. Ein syrischer Arzt berichtet aus seinem Arbeitsalltag.
Mehr lesen

Ost-Aleppo: Aus dem Inneren eines zerbombten…

 East Aleppo –  Inside a hospital destroyed by an airstrike
KARAM ALMASRI/MSF
Nach der Bombardierung des letzten chirurgischen Krankenhauses musste dort der Betrieb eingestellt werden. Lesen Sie hier den Augenzeugenbericht eines Arztes + Fotos
Mehr lesen

Klinik für Kriegsverletzte in Jordanien muss…

Klinik Zaatari Jordanien
Maya Abu Ata
Wegen der Schließung der Grenze zu Syrien erhalten Kriegsverletzte keine Hilfe mehr.
Mehr lesen

Nyanjima – das Mädchen, das Ärztin werden will

Home insulin programme - Abyei - South Soudan
Musa Mahad/MSF
Ärzte ohne Grenzen hat in Agok, im Südsudan, ein Insulin-Program für Diabetes-Behandlung zu Hause eingeführt. Die Zwölfjährige ist eine der ersten Patientinnen des Programs.
Mehr lesen

HIV: “So viel hat sich verändert seit meiner…

Am 1.12. ist Welt-AIDS-Tag: Prisca ist HIV-positiv und blickt auf die Geburt ihrer HIV-negativen Tochter zurück.
Mehr lesen

Ost-Aleppo: 250.000 Menschen fast ohne…

East Aleppo
KARAM ALMASRI/MSF
Nur noch höchstens 32 Ärzte vor Ort - seit der Wiederaufnahme der Luftangriffe am 15. November wurden alle verbliebenen Kliniken getroffen, manche mehrmals.

Mehr lesen

Es geht los!

Klinischer Psychologe Raimund Alber
Raimund Alber/MSF
Wie bereitet man sich auf seinen ersten Einsatz mit Ärzte ohne Grenzen vor? Der Psychologe Raimund Alber über die letzten Tage vor seiner Abreise nach Jordanien - Zuhause, in Tirol.
Mehr lesen

Alarmierende Zahl an Verletzten um Damaskus und Homs

East Aleppo
KARAM ALMASRI/MSF
Ärzte in diesen Regionen berichten von vielen Opfern, darunter auch Frauen und Kinder - Zustand des Gesundheitssystems immer dramatischer.
Mehr lesen

Lage durch Winter noch verzweifelter: Mehr als 75…

MSF Press Release: Syrian Refugees Stuck on Jordan Border
HH
In der Wüste an der Grenze zu Jordanien verbringen mehr als 75.000 Syrer schon ihren zweiten Winter. Ihre gesundheitliche und humanitäre Situation wird sich in den kommenden Monaten weiter verschlechtern.
Mehr lesen

Smartphones, die Leben retten: Malaria-Diagnose für…

Smartphones, die Leben retten: Malaria-Diagnose für Kinder
MSF
Gefährliche Krankheit kann unbehandelt zum Tod führen - Estrella Lasry, Spezialistin für Tropenmedizin, erklärt im Interview, wie der neue Smartphone-Augen-Scanner funktioniert.
Mehr lesen