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Wir möchten Ihnen einige Menschen vorstellen, die gegen Tuberkulose kämpfen: Menschen, die monatelange Therapien durchhalten. Und die daran glauben, wieder gesund zu werden. Sie leben in Ländern wie Somaliland, Indien und den Philippinen. Manche Geschichten sind kurz und manche lang, doch jede verdient es erzählt zu werden.
Leila, Somaliland
Leila Abdi ist eine lebhafte 14-jährige Schülerin. Zwei Wochen hustet sie und hat sehr hohes Fieber. Ihre Mutter macht sich zunehmend Sorgen. Sie sucht mehrere Krankenhäuser in Hargeisa, Somaliland, auf. Doch der Zustand ihrer Tochter verschlechtert sich weiter. Als ihr Onkel wegen Tuberkulose behandelt wird, vermutet Leilas Mutter, dass sich ihre Tochter angesteckt haben könnte.
„Meine Tochter hat Gewicht und Appetit verloren. Und nachts stark gehustet. Antibiotika und Sirupe aus den Apotheken haben ihr nicht geholfen. Für mich klingen diese Symptome nach Tuberkulose. Ich habe dann beschlossen, sie in das Tuberkulose-Krankenhaus Hargeisa zu bringen, wo ihr Onkel gegen Tuberkulose behandelt wird“, sagt Leilas Mutter.
Nach Sputum- und Bluttests wird bei Leila schließlich Tuberkulose diagnostiziert. Drei Monate nach der Behandlung hustet sie nicht mehr, hat wieder Appetit und nimmt wieder zu. „Als ich hierhergebracht wurde, habe ich mich nicht gut gefühlt. Ich habe Freund:innen unter den Tuberkulose-Patient:innen gefunden und viel von ihnen gelernt. Ich bin froh, dass ich nun aus dem Krankenhaus entlassen wurde und zu meiner Mutter zurückkomme. Ich werde das Medikament wie vom Arzt verordnet weiter einnehmen. Ich möchte wieder zur Schule gehen, meine Freunde umarmen und ihre Hände halten“, sagte Leila.
Sainab, Somaliland
Sainab Ali, 35 Jahre alt, hat resistente Tuberkulose. Sie ist zusammen mit ihren Geschwistern aus ihrer Heimat in Somalia geflohen, als der Bürgerkrieg ausgebrochen ist. Nach ihrer Flucht nach Äthiopien ist sie in Somaliland gelandet. Und nun verbringt sie schon fünf Monate im Tuberkulose-Krankenhaus in Hargeisa, das wir unterstützen.
Ein langer Weg, den Sainab fast nicht geschafft hätte: Einen Monat lang glaubt sie, dass sie eine langwierige Erkältung oder eine Grippe hat. Und dass diese von selbst wieder verschwinden wird. Als das nicht passiert, geht sie zum Arzt. Sie wird in privaten Gesundheitseinrichtungen auf eigene Kosten behandelt. Gegen Krankheiten, die sie nicht hat, wie Typhus und Lungenentzündung. Ihr Zustand verschlechtert sich immer weiter.
Nach einer Überweisung aus dem Krankenhaus in Borama wird sie in das Tuberkulose-Krankenhaus in Hargeisa gebracht. Da sitzt sie bereits im Rollstuhl, bewusstlos und blass. Nach fünfmonatiger Behandlung von unseren Teams kommt Sainab wieder zu Kräften. Und endlich kann sie wieder ohne Unterstützung gehen.
"Ich war besorgt, weil die Tuberkulose-Behandlung 20 Monate dauern würde. Das kam mir sehr lange vor. Aber ich war auch erleichtert, dass meine Krankheit endlich diagnostiziert wurde. Als ich mit den Medikamenten begonnen habe - 14 Tabletten pro Tag - musste ich mich jedes Mal übergeben, wenn ich eine Tablette geschluckt habe. Das war weil ich nicht richtig gegessen habe: Es war schwierig, die starken Nebenwirkungen der Medikamente zu ertragen. Ich hatte das Leben aufgegeben. Ich hatte mich mit der Behinderung abgefunden. Aber jetzt kann ich wieder selbständig gehen", sagt Sainab.
Namrata, Indien
Die 33-jährige Namrata Yavada arbeitet mittlerweile als Gesundheitshelferin für uns in Mumbai. 2016 ist sie selbst an Tuberkulose erkrankt, heute hilft sie anderen Erkrankten.
Namrata ist Erzieherin an einer internationalen Schule in Mumbai, als sie Fieber und Husten bekommt. Ihr ganzer Körper und ihre Brust schmerzen. Sie ist erschöpft. Sie geht von Klinik zu Klinik – denn Röntgen und Bluttests kann sich ihre Familie nicht leisten. Schließlich bekommt sie in der Tuberkulose-Ambulanz im Govandi Shatabdi-Krankenhaus, das wir unterstützen, die richtige Diagnose: multiresistente Tuberkulose. Sie beginnt mit der Behandlung und hofft auf schnelle Besserung. Doch Namrata wird enttäuscht: Denn es dauert bis zu zwei Jahre, auch mit den neuen Medikamenten Bedaquilin und Delamanid, bis resistente Tuberkulose geheilt ist.
Mehr als zwei Jahre kämpft Namrata mit Nebenwirkungen wie Erschöpfung, Übelkeit und Sehstörungen. Mehr als einmal denkt sie daran, die Behandlung abzubrechen. In ihrer Familie stößt sie anfangs auf große Widerstände und Unverständnis, denn sie kann ihren Aufgaben nicht mehr nachgehen. Mehrfach suchte sie Unterstützung bei unseren psychosozialen Berater:innen.
„Ich habe kreative Wege gefunden, die Medikamente einzunehmen. Die Tabletten hatten einen beißenden Geruch. Ich habe sie in meine Lieblingsgerichte, Obstsäfte, Schokolade oder Bananen gemischt. So ist die Einnahme leichter gewesen. Ich habe Bollywood-Filme während der Einnahme der Medikamente angeschaut, um mich abzulenken. Und ich habe Geschichten von inspirierenden Frauen gelesen", erzählt Namrata.
Heute ist sie froh, die Therapie durchgezogen zu haben. Und begleitet nun Betroffenen auf dem langen und nicht immer leichten Weg der Heilung.
Vedant & Vaishnavi, Indien
Unsere Krankenschwester untersucht Vedant auf Tuberkulose. Sie tastet seine Lymphknoten ab, hört mit einem Stethoskop seine Lungenbewegungen ab. Vedant ist zehn Jahre alt. Seine kleine Schwester Vaishnavi hat resistente Tuberkulose. Daher ist es sehr wichtig, dass alle Familienmitglieder regelmäßig untersucht werden – und zwar bis zu einem Jahr nachdem die Tuberkulose-Behandlung von Vaishnavi abgeschlossen ist.
Als großer Bruder bekommt Vedant die Erkrankung der siebenjährigen Vaishnavi mit: Sie hat sich mit Tuberkulose infiziert, als sie fünf Jahre alt war. Zuerst hat sie Fieber, das nicht runtergeht, dann ihren Appetit fast vollständig verloren. Anfangs wird Vaishnavi in privaten und öffentlichen Gesundheitseinrichtungen behandelt: Dort bekommt sie Spritzen, die sehr schmerzhaft sind. Im Röntgen zeigt sich, dass die kleine Vaishnavi einen Pleuraerguss hat. Das bedeutet, dass sich in ihren Lungen Wasser gesammelt hat. Die Medikamente, die Vaishnavi bekommt, helfen nicht dagegen.
Vaishnavi wird in unser Krankenhaus überwiesen. Nun braucht sie nur noch Tabletten nehmen. Dabei setzen wir neuere Antibiotika wie Bedaquilin und Delamanid ein. Das war im anderen Krankenhaus nicht möglich. Die Behandlung wirkt schon nach kurzer Zeit gut.
Als die Krankenschwester Vedant untersucht, kommt sie drauf, dass seine Schwester gar nicht weiß was Tuberkulose ist. Sie nimmt die Tabletten nicht gerne ein, weil sie nicht weiß, warum. Auch nicht, wenn sie ihre zerkleinert mit Schokolade gegeben wird. Jetzt ist das anders: Vaishnavi schluckt eine ganze Tablette, und sie merkt, dass es ihr mit jedem Tag besser geht.