Unsere Geburtsklinik in der Region um Mossul wird zum Krankenhaus

06.04.2017
Die Menschen im Norden des Landes haben kaum noch Zugang zu medizinischer Versorgung. Viele der medizinischen Einrichtungen wurden komplett zerstört.
Zummar Maternity / IPD - March 2017
Louise Annaud/MSF
Jihan from Zummar (name has been changed) is 18 years old and she married the 13th of March 2016. She just gave birth to her first baby, a girl. The delivery went well and the baby is fine, she weighs 2,8 kg but doesn’t have any name yet, according to the local habits. Jihan is accompanied by her sister in law, and by her husband who waits outside in the car. She will go home as soon as the papers for the baby are ready. Three other family members have delivered in Tal Maraq maternity since the opening. “Before MSF, women would go to traditional midwifes or to the private clinic of a gynecologist doctor, but this would be expensive so we prefer to come here”.

In der Region um die Städte Mossul und Tal Afar im Norden des Iraks haben die Menschen kaum noch Zugang zu medizinischer Versorgung. Viele der medizinischen Einrichtungen wurden komplett zerstört. Unsere dortige Geburtsklinik haben wir daher zu einem umfassenden Krankenhaus für die Versorgung von Erwachsenen in lebensbedrohlichem Zustand und Kindern erweitert.

Besonders im Fall von Geburten stellt dies ein großes Problem dar. Im Oktober vergangenen Jahres eröffneten wir daher eine Geburtsklinik in dem Dorf Tal Maraq. In den ersten Monaten seit der Eröffnung haben unsere Mitarbeiter bereits mehr als 500 Geburten begleitet. „Ursprünglich hatten wir nur eine Geburtsklinik geplant", sagt Ileana Boneschi, unsere Leiterin für sexuelle und reproduktive Gesundheit in Tal Maraq.

"In Tal Maraq haben wir jetzt ein richtiges Krankenhaus"

Da wir jedoch davon ausgehen, dass immer mehr Menschen aus Mossul und Tal Afar fliehen müssen, wurde die Geburtsklinik nun um zusätzliche Bereiche erweitert, um auf diesen Zustrom vorbereitet zu sein. So gibt es seit März 2017 eine Kinderstation. Außerdem haben wir einen Bereich zur Stabilisierung von Patienten eingerichtet, die sich in lebensbedrohlichem Zustand befinden. "Mit dem Stabilisierungsbereich und der Kinderstation haben wir dort jetzt ein richtiges Krankenhaus“, erzählt Ileana Boneschi.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 2015 in der Region, weil viele medizinische Einrichtungen komplett zerstört wurden. Den verbleibenden Einrichtungen fehlte es an grundlegenden medizinischen Materialien und Medikamenten sowie dem notwendigen medizinischen Personal. "Man sieht deutlich, dass es in der Region gekämpft wurde", erzählt Andrew Cullen, unser Projektkoordinator vor Ort. "Während manche Orte keine sichtbaren Schäden aufweisen, sind andere völlig zerstört. Obwohl es dort seit mehr als 18 Monaten keine Kämpfe gegeben hat, ist es für die Bevölkerung immer noch schwierig, medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen."

Der Weg ins Krankenhaus ist für viele zu weit

Mehr als 100 Kilometer müssen die Menschen in der Region zurücklegen, um die Städte Dohuk und Zakho zu erreichen, wo sie medizinisch behandelt werden können. Für die meisten ist die lange Anreise allerdings zu teuer und so schlichtweg unmöglich. Für Menschen mit schweren gesundheitlichen Problemen hat das schwerwiegende Konsequenzen.

Deshalb fingen wir im Januar 2015 an, mit mobilen Teams in drei Dörfern im Distrikt Tal Afar medizinische Hilfe zu leisten. Unsere Mitarbeiter kümmern sich dort um die allgemeine medizinische Versorgung der Bewohner sowie um die Behandlung von chronischen Krankheiten, welche in Krisenzeiten oftmals vernachlässigt werden. Außerdem bieten sie psychologische Beratung sowie sexuelle und reproduktive Gesundheitsversorgung an.

Hierbei identifizierten unsere Teams die dringendsten Nöte der Menschen. „Wir sahen, wie dringend die Frauen Unterstützung bei der Geburt ihrer Kinder benötigten“, sagt Andrew Cullen. „Jedes Mal wenn wir beispielsweise kritische Fälle in andere Krankenhäuser überweisen mussten, verstanden wir, was die Menschen erleiden, um das nächstgelegene Krankenhaus zu erreichen. Es war ganz offensichtlich, dass es an Notfallversorgung fehlte." Mit der Erweiterung des Krankenhauses in Tal Maraq hoffen wir auf den großen Bedarf der Menschen vorbereitet zu sein.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 2006 kontinuierlich im Irak tätig. Um die Unabhängigkeit unserer Arbeit in dem Land sicherzustellen, nehmen wir für unsere dortigen Einsätze keine Spenden von Regierungen, religiösen Organisationen oder internationalen Agenturen an. Wir verwenden ausschließlich Gelder aus weltweiten Privatspenden. Aktuell beschäftigen wir im Irak mehr als 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.