Teams von Ärzte ohne Grenzen haben entlegene Gebirgsregionen erreicht

06.05.2015
Das Erdbeben vom 25. April hat die Bezirke Dhading, Gorkha, Rasuwa und Sindhupalchowk besonders hart getroffen, und bisher haben viele Dörfer dort noch keine oder nur sehr wenig Hilfe erhalten.

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Mobile clinic in Sindhupalchowk and Pasuwa districts, Nepal
Matt Arnold/MSF
A 3 person MSF team began running mobile clinics by helicopter to remote villages in the mountains to the north of Kathmandu. Many villages have been completely or partially destroyed, and people are living under makeshift shelters. The earthquake and subsequent avalanches have cut off access to many villages so people are stuck with no way out.

Seit dem 29. April sind Teams von Ärzte ohne Grenzen in Nepal per Helikopter und zu Fuß unterwegs, um Menschen in entlegenen Bergdörfern zu erreichen. Das Erdbeben vom 25. April hat die Bezirke Dhading, Gorkha, Rasuwa und Sindhupalchowk besonders hart getroffen, und bisher haben viele Dörfer dort noch keine oder nur sehr wenig Hilfe erhalten.

Während die Schwerverletzten in den Tagen unmittelbar nach dem Beben evakuiert wurden, sitzen andere in ihren Dörfern fest, da die Straßen und Wege durch Lawinen und Erdrutsche abgeschnitten sind. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen fliegen per Helikopter in diese entlegenen Dörfer, um den Bedarf an Hilfe zu evaluieren und Hilfe zu leisten. Vom 29. April bis 4. Mai haben die medizinischen Teams Bewohner in über 15 Dörfern untersucht und behandelt.

Am 3. Mai hat ein Team von Ärzte ohne Grenzen in der Region von Chhapchet im Bezirk Dhading eine temporäre Klinik errichtet und mit basismedizinischer Versorgung und kleinen chirurgischen Eingriffen begonnen. Das Team wird auch die umgebenden Dörfer informieren, dass die Menschen in der Klinik behandelt werden können. Am 4. Mai ist ein weiteres Team in Lapubesi im Bezirk Gorkha gelandet und bleibt dort einige Tage, um medizinische Hilfe zu leisten.

„Es kommen Menschen zu uns, die medizinische Grundversorgung benötigen, andere haben Wunden vom Erdbeben, die sich infiziert haben“ erklärt Anne Kluijtmans, eine Krankenschwester von Ärzte ohne Grenzen. „Wir säubern und verbinden Wunden und verteilen Antibiotika und Schmerzmittel. Außerdem haben wir auch einige Fälle von Lungenentzündung behandelt, vor allem bei Kindern.“

Nahrung, Unterkünfte und psychologische Betreuung nötig

Da viele Dörfer vollständig oder teilweise zerstört sind, brauchen die meisten Menschen am dringendsten Unterkünfte. Einige besonders isolierte Bergdörfer sind auch mit einem Mangel an Nahrungsmitteln konfrontiert. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen haben daher in Kyanjin Gumba im Bezirk Rasuwa und in Nampa Golche im Bezirk Sindhupalchowk hochenergetische Riegel und Decken verteilt. Außerdem haben sie im Bezirk Gorkha über 500 Notunterkünfte zur Verfügung gestellt. Die Teams suchen nach wie vor nach effizienten Lösungen, um Nahrungsmittel und Notunterkünfte in die Berge zu transportieren, wo die Temperatur in der Nacht auf unter Null Grad Celsius fallen kann.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Ärzte ohne Grenzen sind auch mit einem erheblichen Bedarf an psychologischer Hilfe konfrontiert, der auf die traumatische Erfahrung eines Erdbebens zurückzuführen ist. Daher werden nun Psychologen und Psychologinnen die Teams verstärken, um psychologische erste Hilfe in den am stärksten betroffenen Dörfern durchzuführen.

Patienten-Ansturm auf Spitäler in Kathmandu geht zurück

Ärzte ohne Grenzen hat die Lage in den größten Spitälern in und um Kathmandu evaluiert, die verletzte Patienten behandeln. Die Spitäler mussten in den ersten Tagen nach dem Erdbeben mit einem Ansturm von Patienten fertig werden, nun ist die Phase der Behandlung von Patienten mit akuten Verletzungen aber vorbei. Die Patienten warten nun auf kleinere Eingriffe oder die Nachsorge sowie die Behandlung gewöhnlicher Krankheiten. Ärzte ohne Grenzen hat auch an einige Spitäler in der Hauptstadt Material geliefert. In Kathmandu und Pokhara haben die für den Noteinsatz zuständigen Behörden ein Team lokaler Nierenspezialisten zur Behandlung des Crush-Syndroms mobilisiert. Dadurch konnten Menschenleben gerettet werden.

Ein Chirurgenteam von Ärzte ohne Grenzen hat drei Tage lang das Krankenhaus in Bhaktapur in den Außenbezirken von Kathmandu bei den Operationen wartender Patienten unterstützt. In der Stadt Arughat im Bezirk Gorkha hat Ärzte ohne Grenzen ein aufblasbares 20-Betten-Krankenhaus zur Behandlung von Verletzten errichtet.

Flughafen weiterhin überlastet

Logistische Herausforderungen wie die Überlastung des Flughafens Kathmandu und die Abgeschnittenheit der meisten am schwersten betroffenen Gebiete haben die Möglichkeiten für Ärzte ohne Grenzen eingeschränkt, seine Hilfsaktivitäten rasch auszuweiten.

Derzeit sind über 120 Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen im Land im Einsatz. Über 80 Tonnen Material und Hilfsgüter wurden eingeflogen, darunter auch das aufblasbare Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen. Außerdem konnten Teams von Ärzte ohne Grenzen, die in Bihar State in Indien arbeiten, Unterkünfte, Hygienematerial und Kits mit Kochutensilien per Lastwagen nach Gorkha transportieren, das 200 Kilometer nordwestlich von Kathmandu nahe beim Epizentrum des Erdbebens liegt.

Am 25. April hat ein Erdbeben der Stärke 7.8 auf der Richterskala Nepal heimgesucht. Das Epizentrum lag im Bezirk Gorkha, 200 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu. Am 5. Mai hat die Regierung von Nepal 7.365 Tote und über 14.000 Verletzte verzeichnet. Über 130.000 Häuser wurden zerstört und 85.856 beschädigt. Der Flughafen von Kathmandu, der einzige internationale Flughafen des Landes, ist aufgrund der Ankunft zahlreicher internationaler Hilfsorganisationen stark überlastet. Starke Beben waren auch im Norden Indiens zu spüren, wo in Bihar, Uttar Pradesh und West Bengal bisher 72 Tote und 237 Verletzte verzeichnet wurden. Die Bilanz wird noch steigen. In Tibet beträgt die Zahl der Todesopfer bisher 17.