Syrien: Ärzte ohne Grenzen behandelt Verwundete nach Bombardierungen

17.01.2013
Notfallversorgung von 44 Verletzten

Nach den Luftangriffen und Bombardements auf zwei Ortschaften im Westen des syrischen Regierungsbezirks Idlib am 15. Januar hat Ärzte ohne Grenzen in einer seiner medizinischen Einrichtungen die Notfallversorgung von 44 Verletzten übernommen.

Sechsunddreißig Verletzte wurden am frühen Nachmittag eingeliefert, nachdem mehrere Fässer mit Sprengstoff auf ein Dorf abgeworfen worden waren – eines der Fässer landete in der Nähe einer Bäckerei. In der gleichen Nacht behandelte Ärzte ohne Grenzen acht weitere Patienten, die von einer Rakete verletzt worden waren. Vier von ihnen waren bereits gestorben, als sie in der Klink ankamen.„Die meisten Patienten waren Männer, Frauen und Kinder, die von Trümmern oder Metallteilen der Explosionen verletzt wurden", berichtet Marie-Christine Férir, Krankenschwester und Notfallprogramm-Managerin  von Ärzte ohne Grenzen. „Es gab auch Menschen mit Augen-Verletzungen und einen Patienten mit einer offenen Fraktur. Sie wurden operiert.  Ein kleines Mädchen mit einem Schädeltrauma starb, während es in die Türkei transportiert wurde."

 

Syrische Armee-Hubschrauber werfen Sprengstoff ab

Die gebirgige Region Jabal Al-Akrad, östlich der Stadt Latakia, wird seit Monaten bombardiert. Während die meisten Bewohner das Gebiet verlassen haben, leben die zurückgebliebenen Menschen in ständiger Angst vor Sprengstoffabwürfen von syrischen Armee-Hubschraubern.

Nach einem Bombenangriff auf einen Markt in Azaz (bei Aleppo) am 13. Januar mussten zwanzig Verwundete in einem anderen Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen behandelt werden, darunter auch fünf Kinder.

Bei Schnee und Kälte wird medizinische Versorgung immer wichtiger

„Abgesehen von den Menschen, die durch Kämpfe verwundet wurden, beobachten wir einen gesteigerten Bedarf an medizinischer Versorgung“, betont Ferir. „Wir behandeln jede Woche rund 500 Patienten, darunter auch Menschen mit Atemwegserkrankungen oder anderen chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes. Außerdem begleiten wir immer mehr Geburten. Das staatliche Gesundheitssystem in dem bergigen Gebiet von Jabal Al-Akrad ist schon vor ungefähr zwei Jahren völlig zusammengebrochen. Gerade jetzt im Winter, bei Schnee und Kälte, brauchen immer mehr Menschen medizinische Versorgung.“ Ärzte ohne Grenzen arbeitet in drei Krankenhäusern im Norden und Nordwesten Syriens; in Regionen, die von bewaffneten Gruppen der Opposition kontrolliert werden. Wiederholt hat die Organisation auch bei der syrischen Regierung Anträge gestellt – wartet aber immer noch auf die Genehmigung, auch in deren Gebieten eine medizinische Versorgung anzubieten. Seit Juni 2012 hat Ärzte ohne Grenzen in Syrien mehr als 10.000 Konsultationen und über 900 chirurgische Eingriffe vorgenommen. Syrische Flüchtlinge werden zudem in Nachbarstaaten wie Jordanien, Libanon und dem Irak medizinisch und chirurgisch versorgt.