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Swasiland: “Ich bin immer noch auf Wolke 7” - resistente Tuberkulose überleben
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In Swasiland haben 99 PatientInnen, die an resistenter Tuberkulose (TB) erkrankt waren, ihre Behandlung erfolgreich beendet – sie erhielte Zertifikate von Ärzte ohne Grenzen, die ihre Heilung bestätigen. Dabei mussten die Betroffenen oft heftige Nebenwirkungen wie ständige Übelkeit, Depressionen, Taubheit auf sich nehmen; manchmal können die Medikamente sogar Psychosen auslösen.
Die 35-jährige Khani gehört zu denjenigen, die durch diese schwierige Zeit gegangen sind – aber sie hat es geschafft und erzählt rückblickend, wie sie sich in Momenten der Entmutigung motiviert hat. Ein Gedicht unserer 38-jährigen Patientin Lungile zeigt wiederum die Hoffnung einer Frau, die noch auf dem Weg zur Heilung ist.
Stolz hält Khanyi ihr Zertifikat hoch, auf dem “Ich wurde getestet und bin von TB geheilt” geschrieben steht. Sie ist 35 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. Khayi lebt in Logoba, einem übervölkerten Slum in Zentral-Swasiland. Die meisten der Einwohner kamen auf der Suche nach Arbeitsplätzen in der Industrie-Stadt Matsapha hierher. Vor drei Jahren, während sich Khayi um ihren HIV- und TB-infizierten Ehemann kümmerte, wurde auch bei ihr TB diagnostiziert.
Khanyis Ehemann fiel es sehr schwer, seine Medikamente regelmäßig einzunehmen. Wenn Khanyi nicht zuhause war, um sicherzustellen, dass er seine Medizin nahm, tat er dies nicht. Besorgt um ihren Mann und abgelenkt durch seine tägliche Pflege, vergaß auch sie oft, ihre eigenen Medikamente zu nehmen.
Nach acht Monaten Behandlung gegen TB stellte sich heraus, dass Khanyi an multiresistenter Tuberkulose (MDR-TB) litt, einer Form der TB, bei der die zwei wichtigsten Antibiotika gegen TB keine Wirkung zeigen.
Niemals wird Khanyi den Schmerz der Injektionen vergessen
“Ich bin fest davon überzeugt, dass ich durch meine manchmal versäumte Medikamenten-Einnahme selbst dafür verantwortlich bin, dass ich an multiresistenter TB erkrankt bin”, sagt Khayi. “Als mein Mann krank wurde, war ich wirklich sehr damit beschätigt, mich um ihn zu kümmern. Ich erinnere mich, wie er einmal ins Krankenhaus eingeliefert wurde und ich losstürmte, um bei ihm zu sein - in all der Verwirrung vergaß ich meine eigenen Medikamente. Ich denke, das war die Zeit, als ich Resistenzen gegen die Medikamente entwickelte.”
Infolge ihrer Diagnose wurde Khanyi in eine Ärzte ohne Grenzen -Klinik in Mataspha überwiesen, die fünf Kilometer entfernt ist und häusliche Behandlung ermöglicht. “Das Gute an der Behandlung in der Klink von Ärzte ohne Grenzen war, dass ich meine Injektionen zuhause bekommen konnte”, erzählt Khanyi. “Das war eine große Erleichterung, denn mein Ehemann und ich hatten während der Krankheit beide aufgehört zu arbeiten und das Geld war knapp. Die Behandlung zuhause zu bekommen, bedeutete, dass ich Reisekosten sparen konnte.”
Trotzdem beschreibt Khanyi die Behandlung gegen multiresistente TB als "verheerend". Niemals wird sie den Schmerz der Injektionen vergessen, die sie über einen Zeitraum von acht Monaten bekam. "Ich konnte die Injektionen nicht ertragen", sagt sie. "Der Schmerz breitete sich bis hinunter zu meinen Knien und zurück aus - es war so schlimm, dass ich nicht einmal laufen konnte. Ich habe jede Bewegung im Voraus abgewägt."
Nebenwirkungen von Übelkeit über Depressionen bis zu Taubheit
Neben den Injektionen musste Khanyi eine tägliche Dosis von Medikamenten nehmen, die unangenehme Nebenwirkungen wie ständige Übelkeit, Depressionen, Taubheit und manchmal sogar Psychosen auslösen können. Khanyi gibt zu, dass es Zeiten gab, in denen sie versucht war, die Behandlung gänzlich einzustellen. "Die Tabletten einzunehmen, erschöpfte mich komplett", sagt sie. "Allein der Gedanke daran, sie einzunehmen, war deprimierend. Ich hatte Momente, in denen ich versucht war, die Behandlung aufzugeben. Aber immer, wenn ich solche Gedanken hatte, erinnerte ich mich an meine Kinder. Als Witwe mit verstorbenen Eltern konnte ich mir einfach nicht vorstellen, zu sterben und meine Kinder als Waisen zurückzulassen.”
Einige Monate nach Beginn ihrer MDR-TB-Behandlung verstarb Khanyis Ehemann, und bei einer ihrer beiden Töchter wurde TB diagnostiziert. Trotz allem schaffte Khanyi es, die emotionalen und psychischen Herausforderungen zu überwinden und ihre Behandlung zu beenden. Sie wurde dabei sowohl von den medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen unterstützt, als auch von Menschen aus der Bevölkerung ermutigt, die den Patienten ehrenamtlich zu Hause helfen.
Normales Leben wird wieder möglich
Heute lebt Khanyi gemeinsam mit ihren zwei Töchtern ein normales Leben. Die kleine Familie lebt von dem, was Khanyi als Obstverkäuferin verdient. Das einzige, was Khanyi bereut, ist, ihre Tochter mit TB angesteckt zu haben - obwohl auch sie heute von der Krankheit geheilt ist.
“Ich war begeistert, als der Arzt mir sagte, dass ich von MDR-TB geheilt wurde", sagt Khanyi lächelnd. "Ich konnte nicht glauben, dass das möglich war und ich es geschafft hatte. Ich bin immer noch überglücklich."
Khanyi ist nicht die einzige, die feiert: 63 weitere PatientInnen aus der Matsapha Klinik und 35 PatientInnen aus dem rund 45km entfernten Mankayane-Krankenhaus können mit Stolz die Zertifikate von Ärzte ohne Grenzen zeigen, auf denen steht: "Ich wurde getestet und bin von TB geheilt".
Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 2007 in Swasiland, wo integrierte HIV/TB Projekte in den Regionen Shiselweni und Manzini etabliert wurden. Zusammen mit dem Gesundheitsministerium hat die Organistion HIV- und TB-Dienste in Kliniken und den Gemeinden integriert. Ärzte ohne Grenzen tritt zudem für die Einführung von kürzeren, verträglicheren Behandlungen von resistenter Tuberkulose und für die Förderung und Umsetzung der ambulanten Versorgung von Menschen mit der Krankheit ein.
Gedicht: "Tuberkulose ist nicht das Ende"
Ich liege im Bett: schwach und müde Der langen Krankheit unterlegen Von der ich nicht weiß: Wie soll ich mit ihr klarkommen? Es erscheint mir endlos Die Schmerzen im Brustkorb nehmen mir den Atem Die durchschwitzten Nächte - wie ich mir wünsche, dass sie schwinden Und endlos Husten - ein ganz tiefer Schmerz Sieh mich an, die Kleider zu groß So viel Gewicht hab ich verloren
Was ist das? Was genau hab ich? Ich nahm Mittel gegen Grippe – vergebens Was soll ich nur tun? Frag ich mich die ganze Zeit Welche Krankheit ist das?
Sie sagen, es ist TB Die Krankheit, die aus der Luft kommt So beängstigend klingt es Doch es gibt Hoffnung Sie kann geheilt werden Sie bedeutet nicht das Ende Keineswegs
John Donne sagte “Tod, sei nicht stolz” TB ist nicht das Ende Es gibt Heilung Es gibt wieder Hoffnung
Gedicht von Lungile Nhleko
Lungile Nhleko ist 38 Jahre alt und wird gegen multiresistente TB behandelt. Obwohl ihre 11-jährige Tochter an der Krankheit gestorben ist, hat Lungile Nhleko die Hoffnung nicht verloren.