Somalia: Projekt von Ärzte ohne Grenzen im Tal Lower Juba geplündert

14.08.2009
Nach Plünderung der Klinik von Ärzte ohne Grenzen in Jilib lebenswichtige Gesundheitsversorgung bedroht

Die Klinik von Ärzte ohne Grenzen in der somalischen Stadt Jilib im Tal Lower Juba wurde geplündert. Damit ist die lebenswichtige Gesundheitsversorgung bedroht.

Bewaffnete Männer haben das Ernährungszentrum von Ärzte ohne Grenzen Anfang dieser Woche überfallen und wichtige Medikamente mitgenommen, die für die somalische Bevölkerung bestimmt sind. Infolgedessen war Ärzte ohne Grenzen gezwungen, die Arbeit in der Klinik einzustellen. 330 schwer mangelernährte Frauen und Kinder haben nun keinen Zugang mehr zu medizinischer Unterstützung.

Mangelernährung großes Risiko

„Die Menschen in der Stadt Jilib leiden unter dauerhafter Nahrungsmittelknappheit, und Mangelernährung ist ein großes Risiko für die Menschen in dieser Region“, sagt Karin Fischer Liddle, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen für Somalia. „Traurigerweise trifft es die schutzlosesten Menschen der Stadt, besonders Kinder, die sowieso schon am meisten leiden. Es ist lebensnotwendig, dass mangelernährte Menschen freien Zugang zu medizinischer Hilfe haben, jetzt, aber auch in Zukunft. Ohne Hilfe werden viele Menschenleben aufs Spiel gesetzt.

Hilfe nicht ausreichend

Ärzte ohne Grenzen leistet im ganzen Land kostenlose Gesundheitsversorgung, ausgehend von den medizinischen Bedürfnissen und ohne Rücksicht auf politische Zugehörigkeit oder Stammesmitgliedschaft. Nationale Mitarbeiter arbeiten in den Projekten, die von einem internationalen Team in Nairobi unterstützt werden.

 Ärzte ohne Grenzen ist eine unabhängige Vereinigung von Medizinern und unterstützenden Mitarbeitern, die sich seit dem Jahr 1992 verpflichtet hat, für die somalische Bevölkerung Gesundheitsversorgung zu leisten. Nichtsdestotrotz hindern Übergriffe gegen Einrichtungen und Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen die Organisation, das Maß an medizinischer Hilfe anzubieten, dass in Somalia dringend benötigt ist.

Respekt für medizinische Hilfe in Somalia gefordert

Ärzte ohne Grenzen fordert alle Beteiligten und Autoritäten auf, medizinische Mitarbeiter, Einrichtungen und Aktivitäten zu respektieren, so dass alle Somalier, Männer, Frauen und Kinder, Zugang zu lebenswichtiger medizinischer Hilfe haben.

Ärzte ohne Grenzen hat in Somalia im Jahr 2008 nahezu 730.000 ambulante Behandlungen durchgeführt, einschließlich etwa 270.000 für Kinder unter fünf Jahren. Mehr als 55.000 Frauen haben Schwangerschaftsvorsorge erhalten und mehr als 24.000 Patienten wurden stationär behandelt. Es gab rund 3.900 chirurgische Eingriffe, von denen etwa 1.200 auf Gewalt zurückzuführen sind. Mehr als 1.000 Kala Azar- und 4.000 Malariafälle wurden behandelt und nahezu 1.600 Menschen haben mit der Tuberkulosebehandlung begonnen. Etwa 35.000 mangelernährte Menschen wurden medizinisch versorgt und mehr als 82.000 Impfungen durchgeführt.

Rein private Finanzierung

Ärzte ohne Grenzen akzeptiert keine institutionellen Gelder, um die Unabhängigkeit der somalischen Projekte zu garantieren. Die Projekte werden nur mit privaten Spenden finanziert.