Sierra Leone: Ärzte ohne Grenzen muss Aktiväten in Gondama aussetzen

17.10.2014
Klinik mit pädiatrischer Notaufnahme und Geburtshilfe betroffen - Teams durch Ebola-Ausbruch in Westafrika überbelastet

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Das Wartezimmer des Referenzkrankenhauses Gondama (GCR) für Frauen und Kinder im Alter unter fünf Jahren.
Lam Yik Fei
Bo, Sierra Leone, 07.03.2014: Das Wartezimmer des Referenzkrankenhauses Gondama (GCR) für Frauen und Kinder im Alter unter fünf Jahren.

Ärzte ohne Grenzen hat die sehr schwierige Entscheidung getroffen, die medizinischen Aktivitäten im Referenzkrankenhaus Gondama (GRC), in der Nähe von Bo, vorübergehend einzustellen. Diese Entscheidung resultiert aus der hohen Belastung, die der Ebola-Ausbruch in Westafrika, für unsere Teams vor Ort bedeutet. Aufgrund der gegenwärtigen Überbelastung kann Ärzte ohne Grenzen zurzeit nicht die extrem hohe Qualität garantieren, die notwendig ist, um Patienten zu behandeln und unsere MitarbeiterInnen vor einer Infektion zu schützen. 

"Es war eine sehr schwierige Entscheidung, die wir hier treffen mussten. Wir wissen, dass tausende Frauen und Kinder in diesem Bezirk und in der umliegenden Region auf unsere medizinische Hilfe angewiesen sind“, sagte Brice de le Vingne, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen . "Aber die Sicherheit unserer Mitarbeiter muss unsere oberste Priorität bleiben. Wenn wir keine einwandfreie Infektionskontrolle im Krankenhaus garantieren können, bringen wir nicht nur unsere Mitarbeiter, sondern auch unsere Patienten in Gefahr".

Vor dem Ebola-Ausbruch in Sierra Leone hatte das Referenzkrankenhaus Gondama 200 Betten und gewährleistete lebensrettende Behandlung von Kindern unter 15 Jahren. Zudem wurden Frauen behandelt, die dringend Geburtshilfe benötigten und gynäkologisch betreut werden mussten. Mit mehr als 8.000 Kindern und 2.500 Notfallgeburten und Eingriffen war die Klinik für viele Menschen in Bo und in den angrenzenden Bezirken lebenswichtig.

Ganze Energie in den Kampf gegen Ebola stecken

Bereits im Juli musste Ärzte ohne Grenzen die Entbindungsstation schließen, weil grundlegende Sicherheitsmaßnahmen für unsere Teams nicht mehr gewährleistet werden konnten. Die Gefahr einer Infektion mit Ebola wurde zu groß. Ab dem 15. Oktober wird die Klinik aus diesem Grund auch keine neuen Kinder mehr aufnehmen. Ebola durchdringt mittlerweile alle Bereiche des öffentlichen Lebens in Sierra Leone. In den vergangenen Wochen kamen auch deutlich weniger Patienten in das Krankenhaus, insbesondere aus Angst vor Ansteckung. Dies führte zu einer erkennbar geringeren Auslastung des Krankenhauses: Mitte Oktober waren weniger als 50 PatientInnen in der Einrichtung, eine merklich geringere Zahl als zu dieser Jahreszeit üblich.

"Unser Ziel ist es, die Aktivitäten im GRC sobald wie möglich wieder aufzunehmen. Dafür müssen wir aber zunächst unsere ganze Energie in den Kampf gegen Ebola stecken", fügte de le Vingne hinzu. "Wir hoffen sehr, dass wir uns in wenigen Monaten wieder ganz auf die Behandlung von Müttern und Kindern konzentrieren können, die jetzt unter den massiven Auswirkungen von Ebola auf das Gesundheitssystem leiden.“

In Sierra Leone arbeiten zurzeit 107 internationale und 1.376 nationale MitarbeiterInnen von Ärzte ohne Grenzen. Die Organisation betreibt zwei Ebola-Behandlungszentren im Land - in Bo und Kailahun. Seit Beginn des Ebola-Einsatzes in Sierra Leone im Mai 2014 hat Ärzte ohne Grenzen 843 PatientInnen in den Behandlungszentren aufgenommen. Bei 584 von ihnen wurde Ebola bestätigt. 229 von ihnen haben das Virus überlebt.