Ost-Ghuta: "Ich wünschte, ich wäre kein Arzt, denn ich konnte nichts tun"

19.03.2018
Ärzte ohne Grenzen kann in Ost-Ghuta kaum noch helfen. Die Kommunikation mit den medizinischen Einrichtungen und den Medizinern, die wir vor Ort unterstützen, wird immer schwieriger und sporadischer. Viele medizinische Einrichtungen sind außer Betrieb.
Destroyed Ambulances in East Ghouta, Syria
MSF
Ost-Ghuta, Syrien, 05.12.2016: Zerstörte Krankenwagen in Ost-Ghuta (Foto von 2016)

Ärzte ohne Grenzen kann in Ost-Ghuta kaum noch helfen. Die Kommunikation mit den medizinischen Einrichtungen und den Medizinern, die wir vor Ort unterstützen, wird immer schwieriger und sporadischer. Viele medizinische Einrichtungen sind außer Betrieb. Stand Samstagmorgen, 17. März 2018, waren nur noch zwei der zehn Einrichtungen, die Ärzte ohne Grenzen unterstützt hat, in Betrieb. Das medizinischen Personal hat die anderen acht Einrichtungen in den vergangenen Stunden bzw. Tagen aus Angst zwischen die Fronten zu geraten verlassen. Viele Ärzte sind verzweifelt und fordern eine sichere Evakuierung. Alle fordern, das Bombardement zu beenden. Ärzte ohne Grenzen hat den Kontakt zu vielen Medizinern, die die Organisation unterstützte, verloren und kennt deren Aufenthaltsorte nicht. 

Dies ist die Übersetzung eines Streams von WhatsApp-Nachricht die ein Arzt, dessen Einrichtung im Distrikt Hamouriya von Ärzte ohne Grenzen unterstützt wurde, einem Mediziner der Organisation, der selbst nicht in Syrien ist, am 14. März geschickt hat.

Ich kam mit meiner Familie aus dem Schutt hervor
Morgens um 6 Uhr.
Dutzende Verwundete.
Tote Menschen lagen unter dem Schutt.
Ich kann nichts tun.
Alle rufen: „Arzt!“, „Arzt!“
Ich fühlte mich machtlos,
ich konnte ein paar Verwundeten helfen.
Aus einer nahe gelegenen Unterkunft ruft eine Stimme „Bitte Doktor, helfen Sie uns!“
Die Verwundeten sind Frauen und Kinder.
Es gibt neurologische Verletzungen,
die ich nicht beschreiben kann.
Es ist nicht möglich, die Verwundeten irgendwohin zu bringen.
Der Beschuss hält an.
Alle Unterkünfte werden zerstört.
Keine Nahrung, keine Medikamente, nichts außer der Gnade Gottes.
Der Beschuss hält an.
Ich habe mehr als vier Stunden gebraucht, bevor ich einen Verletzten überstellen konnte.
Die Frau meines Freundes hat eine ernsthafte neurologische Verletzung.
Wir konnten ihr lediglich einen Verband anlegen und haben sie in einer der Unterkünfte zurückgelassen.
Kein Auto konnte zu uns durchkommen, auch kein Fahrrad, selbst Menschen zu Fuß nicht.
Ich wünschte mir in diesem Moment, ich wäre kein Arzt, denn ich konnte nichts tun.