Nothilfe für die Erdbebenopfer

21.01.2010
Chirurgische Hilfe, mobile Kliniken, Wasserversorgung

Themengebiet:

Erdbeben in Haiti
Julie Remy
Port-au-Prince, Haiti, 20.01.2010: Ein belgischer Nierenspezialist und ein Krankenpfleger bei der Behandlung von Patienten im Generalkrankenhaus von Port-au-Prince am Tag 8 nach dem Erdbeben.

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen in Port-au-Prince und anderen vom Erdbeben betroffenen Städten sind auch neun Tage nach dem Beben in erster Linie mit der Behandlung und dem Operieren von Verletzten beschäftigt. Neue Herausforderungen sind die Durchführung mobiler Kliniken, die Wasserversorgung und die Planung nachoperativer Pflege.

900 Patienten wurden bereits in den chirurgischen Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen behandelt. Die Anzahl von Patienten mit Nierenversagen infolge des sogenannten Crush-Syndroms nimmt zu – sie erhalten lebensrettende Dialyse. Zudem ist bereits jetzt klar, dass es einen hohen Bedarf an Spezialisten für die langfristigere Nachbehandlung gibt. So wird u.a. Physiotherapie und psychologische Unterstützung gebraucht, beispielsweise für Menschen, die in Folge von Verletzungen Gliedmaßen verloren haben. Gleichzeitig gibt es inzwischen durch andere Organisationen und das Militär mehr Kapazitäten für die chirurgische Versorgung. Es wird einen sehr großen Bedarf an Nachsorge geben, und Ärzte ohne Grenzen ist dabei, entsprechende Teams zusammenzustellen.

Großer Bedarf an Nachversorgung

“Es gibt so viele Menschen mit tiefen Wunden, offenen Brüchen und schwerverletzten Gliedmaßen. Je schneller man da handeln kann, umso besser ist es für die Patienten“, so Xavier Lassalle, medizinischer Berater von Ärzte ohne Grenzen. „Es wird aber Monate dauern, die Menschen zu versorgen. Viele medizinische Teams bleiben aber nur wenige Wochen. Die meisten Verletzten haben infizierte Wunden und werden sich mehrerer Folgeoperationen unterziehen müssen, bis die Infektionen beseitigt sind. Viele werden zudem orthopädische und rekonstruktive Chirurgie benötigen.“

Auswirkungen des Nachbebens auf Gesundheitseinrichtungen

Das Nachbeben von Mittwoch hatte auch Auswirkungen auf die Einrichtungen, in denen Ärzte ohne Grenzen derzeit arbeitet: Im Carrefour Krankenhaus – einer zentralen Anlaufstelle für Chirurgie und allgemeine medizinische Versorgung – ist das Team dabei, in der benachbarten Schule Platz für die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen zu schaffen, da sich herausgestellt hat, dass das Hauptgebäude des Krankenhauses nicht mehr völlig sicher ist. Am Gelände des Krankenhauses wurden auch zusätzliche Zelte errichtet. Techniker haben nach dem schweren Nachbeben auch die Stabilität des Choscal und des Pacot Krankenhauses überprüft: Das Choscal Krankenhaus ist sicher genug, um dort weiterhin Operationen durchzuführen, die Patienten bleiben aber trotzdem lieber in Zelten vor dem Krankenhaus. Beim Pacot Krankenhaus besteht die Gefahr eines Einsturzes, daher organisiert das Team den Transfer der Patienten an einen anderen Ort. Das aufblasbare Krankenhaus ist im Fertigwerden, und die Helfer bereiten sich auf die logistische Herauforderung vor, jene Patienten, die noch operiert werden müssen, in die neuen 100-Betten-Abteilungen dieses Krankenhauses zu transferieren.

Mobile Kliniken auch außerhalb der Hauptstadt

Zum ersten Mal seit Beginn dieses Noteinsatzes führt Ärzte ohne Grenzen in einigen Stadtteilen von Port-au-Prince auch mobile Kliniken durch. Sie sind in den Bezirken Carrefour Feulle und Delmas 77 unterwegs, um Menschen ausfindig zu machen, die dringende medizinische Behandlung benötigen. Ein weiteres Projekt wurde gestartet, um 7.000 Menschen, die durch das Erdbeben obdachlos geworden sind, mit Trinkwasser zu versorgen. Auch außerhalb der Hauptstadt geht die Hilfe weiter. In Leogane führen Teams Operationen und allgemeine medizinische Konsultationen durch, während mobile Kliniken Gebiete wie Grand Goave und Dufort besuchen. Dort wurden bereits 20 Menschen identifiziert, die dringende Operationen benötigen.

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