Irak: Hilfsgüter & medizinische Hilfe für Vertriebene

28.04.2014
Neue Welle der Gewalt im West-Irak - 380.000 Menschen auf der Flucht
Irak MSB8027 Andrea Vallerani web
Andrea Vallerani/MSF
Tikrit, Irak, 03.04.2014: 18.000 irakische Flüchtlinge haben in den vergangenen Wochen Tikrit, die Hauptstadt der Provinz Salah al-Din, erreicht: „Die Menschen haben praktisch nichts dabei, wenn sie hier ankommen“, erklärt Fabio Forgione, unser Einsatzleiter im Irak. Unsere Teams verteilen Hilfsgüter und leisten medizinische Grundversorgung.

Die jüngste Gewalt in der Provinz al-Anbar im Westen Iraks hat dazu geführt, dass annähernd 380.000 Menschen aus ihren Häusern geflohen sind. Über 18.000 Vertriebene haben vergangenen Monat in Tikrit Zuflucht gefunden, der Hauptstadt der benachbarten Provinz Salah ad-Din. Trotz der anhaltend explosiven Sicherheitslage unterstützt ein Team von Ärzte ohne Grenzen die Vertriebenen mit Hilfsgütern und einer kostenlosen medizinischen Grundversorgung.

Die meisten in Tikrit ankommenden Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. Viele von ihnen benötigen eine Versorgung ihrer Wunden oder Verbrennungen und oftmals leiden sie unter den psychischen Folgen der Gefechte. Die ansässige Bevölkerung versucht, die Neuankömmlinge so gut wie möglich unterzubringen - doch die meisten doch müssen mit äußerst prekären Lebensbedingungen, Nahrungsmittelknappheit und fehlendem Zugang zu medizinischer Versorgung fertig werden.

Unterkunft in verlassenen Schulen oder Moscheen

„Die Menschen haben praktisch nichts dabei, wenn sie hier ankommen“, erklärt Fabio Forgione, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen im Irak. „Die meisten hausen in verlassenen Schulen oder Moscheen. Das Wissen, dass sie in nächster Zukunft kaum zurückkehren können, stellt unter diesen bereits schwierigen Bedingungen eine weitere Belastung dar.“

Das Team von Ärzte ohne Grenzen arbeitet eng mit den Behörden, religiösen Führern und Vertretern der Zivilgesellschaft zusammen, um an die 15.000 vertriebenen Menschen in Tikrit Decken und Hygiene-Sets zu verteilen. Gleichzeitig hat die Organisationen einen Plan erarbeitet, wie die Menschen unter den heiklen Sicherheitsbedingungen medizinisch versorgt werden können.

Unberechenbare Sicherheitslage erschwert Hilfseinsatz

„Die größte Herausforderung für die Helfer ist es, überhaupt zu den Patienten zu gelangen“, berichtet Forgione. „Die Sicherheitslage ist sehr unberechenbar, so dass schon die Verteilung der Hilfsgüter alles andere als einfach war. Und so ist es auch eine echte Herausforderung, die ständige Anwesenheit unserer Teams zu gewährleisten.“

In der Provinz al-Anbar und insbesondere in der Gegend um die Städte Falludscha und Ramadi ist es Ende vergangenen Jahres zu heftigen Kämpfen gekommen. Die Gewalt im Irak ist derzeit so hoch wie seit 2008 nicht mehr.

Die Tausenden jüngst aus ihrer Heimat Vertriebenen kommen zu den bereits 1,1 Millionen intern vertriebenen Irakern dazu. Diese warten immer noch darauf, in die Gebiete zurückkehren, die bei den Aufständen von 2006-2008 zerstört wurden.

Trotz des anhaltenden Konflikts im Irak, der die Arbeit für humanitäre Organisationen im Land erheblich erschwert, versucht Ärzte ohne Grenzen auch weiterhin, den notleidenden Irakern medizinische Hilfe zu bieten. Ärzte ohne Grenzen ist seit 2006 ohne Unterbrechung im Irak tätig. Um die Unabhängigkeit zu wahren, nimmt die Hilfsorganisation für die Programme im Irak keinerlei Gelder von Regierungen, religiösen Vereinigungen oder internationalen Einrichtungen an und finanziert die humanitäre Arbeit ausschließlich über private Spenden aus der ganzen Welt.