Demokratische Republik Kongo: Helfer müssen vor dem Konflikt in Nordkivu fliehen

28.09.2012
Konflikte im Osten des Landes verschärft
Demokratische Republik Kongo 2012
JP Amigo / MSF
Pinga, Demokr. Republik Kongo, 20.07.2010: Eine Siedlung in der Umgebung von Pinga. Viele Menschen müssen wegen der anhaltenden Gewalt ihr Zuhause verlassen.

Wien, 28. September 2012. Der Konflikt im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat sich so stark verschlimmert, dass selbst das kongolesische Personal der internationalen medizinischen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in der Provinz Nord-Kivu sich nicht mehr sicher fühlt. Das meiste kongolesische Gesundheitspersonal und weitere Hilfsmitarbeiter, die Ärzte ohne Grenzen in Pinga angestellt hat, sind nach Kämpfen zwischen bewaffneten Gruppen in der Region  geflohen.

Das Gesundheitspersonal floh zusammen mit zwei Dritteln der  Bevölkerung der Stadt Pinga. Viele verstecken sich jetzt in Wäldern in der Umgebung, nachdem ihre Häuser geplündert wurden und eine Atmosphäre der Angst in der Region herrscht.

Die Menschen haben nun keinen Zugang zu medizinischer Unterstützung mehr – etwa zur Behandlung schwerer Malaria oder Geburtshilfe, was für sie schlimme Folgen haben kann.

 

Verschlimmerung der Lage

 

„Es ist alarmierend, dass unsere kongolesischen Mitarbeiter  wie tausende andere Menschen der Region zur Flucht gezwungen sind. Wir sind um alle, die Pinga verlassen mussten, sehr besorgt“, sagt Jan-Peter Stellema, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen. „Das ist ein starkes Anzeichen dafür, wie sehr sich die Angst vergrößert hat und dass die Menschen eine weitere Verschlimmerung befürchten. Gleichzeitig zeigt es, wie groß die Herausforderungen inzwischen  dabei sind, medizinische Hilfe für diejenigen zu leisten, die sie am meisten benötigen.“

Der bisher beispiellose Massenaufbruch vieler kongolesischer Mitarbeiter und die anhaltenden Kämpfe rund um Pinga haben Auswirkungen auf die kostenlose medizinische Versorgung, die Ärzte ohne Grenzen vor Ort leistet. Derzeit ist es für das Team zu gefährlich, sich in die Gesundheitszentren außerhalb der Stadt zu begeben, es konnte aber medizinisches Material dorthin entsenden. In der Stadt sind die internationalen Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen und die verbliebenen kongolesischen Mitarbeiter nun im lokalen Krankenhaus tätig und konzentrieren sich auf kritische Fälle wie geburtshilfliche Notfälle oder Patienten mit Schusswunden. Wo es möglich ist, werden Patienten in einem kritischen Zustand nun per Flugzeug in die Provinzhauptstadt Goma überstellt.

 

Viele Vertreibungen, große humanitäre Bedürfnisse

 

Der zunehmende Konflikt hat in vielen Teilen der Provinz weit verbreitete Gewalt ausgelöst und in einer bereits unsicheren Region zu Vertreibungen und großen humanitären Bedürfnissen geführt. Unzählige bewaffnete Gruppen, Vertreibungen und eine nicht vorhandene Infrastruktur erschweren die Leistung medizinischer Nothilfe extrem. Trotzdem fühlt sich Ärzte ohne Grenzen seinen Projekten in der gesamten Nord Kivu Provinz verpflichtet, in denen monatlich Tausende Menschen kostenlos behandelt werden.

In Nord Kivu bietet Ärzte ohne Grenzen in Krankenhäusern und Gesundheitszentren in Rutshuru, Masisi, Kitchanga, Walikale, Kanyaruchinya, Pinga und im Mugunga I- Camp kostenlose medizinische Hilfe an. Außerdem betreibt Ärzte ohne Grenzen dort zahlreiche Cholera-Behandlungszentren, mobile Kliniken und Einrichtungen für medizinische Notfälle.