Burkina Faso: Unzureichende Hilfe für 46.000 Flüchtlinge aus Mali

23.04.2012
Insgesamt 268.000 Flüchtlinge aus Mali
Burkina Faso 2012
Aurelie Baumel/MSF
Oudalan, Burkina Faso, 10.04.2012: Die Flüchtlinge leben in behelfsmäßige Unterkünften, Wasser und Lebensmittel sind knapp.

Seit Mitte Januar sind 46.000 Malierinnen und Malier nach Burkina Faso geflüchtet. 35.000 von ihnen befinden sich in der Provinz Oudalan im Norden des Landes, einem Wüstengebiet, wo Hilfe sehr begrenzt ist. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen bieten notfallmedizinische Versorgung in den Flüchtlingslagern, wo die Aufnahmebedingungen nicht den Bedürfnissen entsprechen.

Nach Mauretanien ist Burkina Faso das Land, das die meisten malischen Flüchtlinge aufnimmt. Die Gefechte zwischen den Tuareg-Rebellen und der malischen Armee im Norden Malis zwangen fast 268.000 Menschen zur Flucht innerhalb des Landes und ins benachbarte Ausland. Während täglich neue Flüchtlinge in Burkina Faso eintreffen, bleibt es schwierig, Hilfe zu leisten. Innerhalb von nur einer Woche ließen sich über 4.000 Personen an einem neuen Ort nieder.

Wenig Wasser und Nahrungsmittel

Die Flüchtlinge sind auf vier Lager verteilt, die sich im Norden der Gemeinde Déou, in der Provinz Oudalan befinden. Die Situation der Menschen ist seit einigen Wochen besonders prekär: Eine behelfsmäßige Unterkunft und ein paar Kilo Nahrungsmittel ist alles, was sie haben. Um ein paar Liter Wasser zu erhaschen, müssen sie endlos unter der gleißenden Sonne warten. „Wir mussten alles zurücklassen, als wir aus unserem Land geflüchtet sind. Ich bin mit meinen Kindern hier. Wir haben nichts. Hier leben wir unter freiem Himmel ", sagt Fatima, die Unterschlupf im Flüchtlingslager Ferrerio gefunden hat.

Internationale Hilfe nicht ausreichend

Aber das Hochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) plant, sie auf ein anderes Grundstück umzusiedeln, das ungeeignet ist, da es weder Wasserstellen noch Schatten hat. Außerdem ist die Nahrungshilfe auch drei Monate nach Beginn der Konflikte und trotz des massiven Zustroms von Flüchtlingen noch immer sehr begrenzt. „Es dauerte viel zu lange, bis das UNO-Welternährungsprogramm (WPF) etwas unternahm und die geleistete Hilfe ist zudem weder ausreichend, noch an die speziellen Bedürfnisse der Flüchtlinge angepasst“, stellt der Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Burkina Faso, Jean Hereu, fest.

Mobile Kliniken

Anfang Februar wurde das in der Provinz Soum gelegene Lager Mentao zum ersten offiziellen Lager erklärt. Nachdem Ärzte ohne Grenzen dort Nahrungsmittel und Wasser verteilt hatte, leitete die Organisation anfangs März zudem Hilfsmaßnahmen in der Provinz Oudalan ein. Die Ärzte ohne Grenzen-Teams unterstützen einen Gesundheitsposten in Gandafaou und sind im Lager Ferrerio mit mobilen Kliniken zur Stelle. Innerhalb von vier Wochen haben die Teams insgesamt über 1.600 medizinische Konsultationen durchgeführt, die meisten im Zusammenhang mit Atemwegsinfektionen, Hautkrankheiten und Magenbeschwerden – alles Krankheiten, die bei mangelnder Hygiene und ungenügendem Zugang zu Wasser häufig auftreten.

Kostenlose medizinische Versorgung

Ärzte ohne Grenzen stellt sicher, dass sowohl Flüchtlinge wie auch die ansässigen Bevölkerungsgruppen kostenlose medizinische Versorgung erhalten. Denn sie alle leiden unter der Trockenheit in der ganzen Region. „Die Gastfreundschaft der Burkiner wird auf eine harte Probe gestellt. Das Aufnahmegebiet ist dieses Jahr besonders vom Niederschlagsdefizit betroffen, was sich auf die Getreideernte auswirkt und damit direkt auf die Ernährungssicherheit der Menschen“, fügt Jean Hereu hinzu.

Ärzte ohne Grenzen beabsichtigt, auch in den Lagern Dibissi und Ngatourou-niénié Hilfe zu leisten und beobachtet regelmäßig die Lage, um die medizinischen Maßnahmen an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen. Ärzte ohne Grenzen unterstützt zudem malische Flüchtlinge in Mauretanien und in Niger. Im Norden Malis (Timbuktu, Gao, Kidal und Mopti) gewährleisten die Ärzte ohne Grenzen-Teams die medizinische Grundversorgung für die Menschen, die durch die Kämpfe vertrieben wurden.