Ärzte ohne Grenzen verurteilt absichtliche Beschädigung von Klinik

17.05.2013
Gesundheitseinrichtung in Pibor wurde gezielt beschädigt, um sie unbrauchbar zu machen.

Juba/Wien, 17. Mai 2013. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) verurteilt die absichtliche Zerstörung eines Krankenhauses der Hilfsorganisation in der Stadt Pibor im Südsudan. Die medizinische Einrichtung wurde am vergangenen Wochenende gezielt beschädigt, mit dem Zweck, sie unbrauchbar zu machen. Durch die Zerstörung haben rund 100.000 Menschen, die vor dem Konflikt zwischen der südsudanesischen Armee SPLA und der bewaffneten Miliz David YauYau in die umliegenden Wälder geflohen sind, den Zugang zur Gesundheitsversorgung verloren.

Das Krankenhaus in Pibor wurde geplündert und therapeutische Fertignahrung und Krankenhausbetten entwendet. Besorgniserregend sind aber vor allem die systematischen und zielgerichteten Beschädigungen, die das Krankenhaus so lange unbrauchbar machen, bis umfassende Reparaturarbeiten durchgeführt wurden. „Es wurden besondere Anstrengungen unternommen, die Medikamentenvorräte zu zerstören. Arzneimittel wurden auf den Boden gestreut, die Lagerzelte zerschnitten und zerfetzt, die Krankenstationen geplündert und sogar Stromleitungen durchschnitten und von den Wänden gerissen“, berichtet Richard Veerman, Koordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. Die Klinik von Ärzte ohne Grenzen ist das einzige Krankenhaus im Bezirk Pibor. Die nächste vergleichbare medizinische Einrichtung liegt mehr als 150 km entfernt. In den ersten drei Monaten dieses Jahres wurden in dem Krankenhaus in Pibor rund 3.000 Patienten behandelt, mehr als 100 davon wegen Kriegsverletzungen, darunter auch SPLA-Soldaten.

100.000 ohne Gesundheitsversorgung

„Die Regenzeit hat gerade begonnen und wir wissen aus früheren Jahren, dass Malaria und Atemweginfektionen wie Lungenentzündungen Leben fordern werden, wenn es keine medizinische Versorgung gibt“, sagt Veerman. Die medizinische Hilfe in Pibor müsse in den kommenden Tagen oder Wochen dringend wieder aufgenommen werden. „Es ist unvorstellbar, rund 100.000 verängstigte und schwache Menschen, die sich irgendwo in den Sümpfen versteckt halten, ohne Gesundheitsversorgung zu lassen“, so Veerman.

Der jüngste Überfall ist bereits der sechste in den vergangenen zwei Jahren, bei dem eine medizinische Einrichtung von Ärzte ohne Grenzen im Bundesstaat Jonglei beschädigt wurde. Die Hilfe in der Klinik in Pibor war nach Drohungen und Einschüchterungen gegen Personal und Patienten am 19. April unterbrochen worden. Das Team bereitete gerade die Rückkehr vor, als die Klinik zerstört wurde.

Medizinische Hilfe muss respektiert werden

Ärzte ohne Grenzen fordert die südsudanesische Regierung auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und sicherzustellen, dass medizinische Einrichtungen und Aktivitäten respektiert werden. Außerdem müssen dringend alle Parteien des Konfliktes in Jonglei garantieren, dass die Organisation ungehindert nach Pibor zurückkehren und dort unparteilich alle Menschen versorgen kann, die Hilfe brauchen, egal auf welcher Seite sie stehen.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet in Jonglei in den Bezirken Akobo, Nyirol, Pibor und Uror. Die Programme laufen überall weiter, in Pibor allerdings nur eingeschränkt. Die Arbeit im Krankenhaus von Pibor wurde jedoch ausgesetzt, genau wie die Aktivitäten in einer Klinik im Dorf Lekwongole, die im August letzten Jahres angegriffen und beschädigt wurde und wo die Arbeit aus Sicherheitsgründen seitdem nicht wieder aufgenommen werden konnte.