Ärzte ohne Grenzen und MOAS retten mehrere Hundert Bootsflüchtlinge

04.05.2015
Team behandelt Dehydrierungen, Hautinfektionen, Verletzungen durch Gewalt
Ikram N'gadi
Malta, 03.05.2015: Am ersten Einsatztag der MY Phoenix rettete die Crew 369 Bootsflüchtlinge aus dem Mittelmeer.

Wien, 4. Mai 2015. Seit Samstag läuft der gemeinsame Rettungseinsatz von MOAS (Migrant Offshore Aid Station) und Ärzte ohne Grenzen im zentralen Mittelmeer. 24 Stunden nach dem Auslaufen des Schiffes MY Phoenix rettete das Team an Bord 369 Bootsflüchtlinge aus Seenot, die größtenteils aus Eritrea stammten.

Unter den Geretteten befinden sich auch Schwangere und rund 45 Kinder und Babys. Am frühen Montagmorgen war das Team an der Rettung von weiteren 104 Menschen beteiligt, die dann von einem Handelsschiff aufgenommen wurden.

Das medizinische Team von Ärzte ohne Grenzen, das aus zwei MedizinerInnen und einer Pflegekraft besteht, untersuchte die Flüchtlinge an Bord und behandelte unter anderem Dehydrierungen, Hautinfektionen, chronische Erkrankungen wie Diabetes, Verletzungen infolge von Schlägen und Gewalt sowie Schwangerschaftsprobleme. Außerdem erhalten die Geretteten an Bord der MY Phoenix Wasser und Nahrungsmittel. 

Rettungsschiff ist voll belegt

„Unser Schiff ist nach der Rettung der 369 Menschen komplett belegt“, sagt Will Turner, Notfall-Koordinator von Ärzte ohne Grenzen. „Als sich vergangene Nacht alle hingelegt hatten, um zu schlafen, war kein Zentimeter an Bord mehr frei. Das Ausmaß dieser Krise ist unvorstellbar, und ich wünschte, wir könnten mehr tun.“

In Pozzallo auf Sizilien kümmern sich Teams von Ärzte ohne Grenzen derzeit um mehr als 800 Menschen, die am Wochenende dort über das Meer angekommen sind. Auf dem italienischen Festland führen Mitarbeiter der Organisation Gesundheitschecks durch und bieten medizinische Versorgung sowie psychologische Unterstützung an.

Es ist zu befürchten, dass 2015 so viele Menschen auf der riskanten Flucht über das Mittelmeer sterben werden wir nie zuvor. Bislang sind in diesem Jahr 1.750 Bootsflüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Im selben Zeitraum des vergangenen Jahres waren es 96. Ärzte ohne Grenzen plant neben der Kooperation mit MOAS weitere Rettungseinsätze auf dem Mittelmeer.

In Österreich unterstützt Ärzte ohne Grenzen die Initiative "Gegen Unrecht": http://www.gegen-unrecht.at/

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