Seit 15 Jahren hilft die KLAVIERgalerie bereits: Mit einem mobilen Piano und ehrenamtlichen Musiker:innen sammelt sie Spenden für Ärzte ohne Grenzen. Wie alles begann und was sie motiviert, erzählen Leiter Ernest Bittner und Administrator Michael Waldegg. 

Ihr engagiert euch schon lange für Ärzte ohne Grenzen. Erzählt doch einmal, was hinter eurem Engagement mit PianoMobil steckt. 

Ernest Bittner: Wir finden Ärzte ohne Grenzen toll. Die Organisation setzt sich in allen möglichen Krisengebieten für Menschen ein und sind oft als Erste vor Ort. Wir haben uns überlegt, was wir als Klavierhersteller beitragen können.  

Michael Waldegg: Begonnen hat es klein mit unserer Kaffeemaschine. Das war vor 15 Jahren. 

Ernest Bittner: Das stimmt. Wir haben ganz viele Musiker:innen, die zu uns in die Klaviergalerie proben kommen und Tonaufnahmen machen. Der Kaffeeautomat wird da sehr viel benützt. Wir haben dann Spenden gesammelt gegen einen Kaffee. Das hat gut funktioniert – und wir wollten mehr machen. Da ist uns die Idee gekommen: Wir könnten ein Klavier auf die Straße stellen, das fällt einfach auf. Und wenn man mit guten Musiker:innen zusammenarbeitet, dann spenden die Leute wirklich gerne.  

PianoMobil Ernest Bittner Michael Waldegg
MSF
Michael Waldegg (links) und Ernest Bittner unterstützen seit 15 Jahren die Aktion PianoMobil.

Wie habt ihr dann eure Idee umgesetzt? 

Michael Waldegg: Vor 12 Jahren – das war noch vor 2010 – sind wir dann mit dem Klavier auf die Straße gegangen. Das ist unser PianoMobil. Wir haben einen Pool an Klavierspieler:innen, die sich freiwillig auf die Mariahilferstraße hinsetzen. Wir dürfen zwei Stunden jeden Tag von Montag bis Samstag spielen und Spenden sammeln. 

Ernest Bittner: Das ganze Jahr eigentlich. 

Michael Waldegg: Genau. Wir stellen das den Pianist:innen frei, ob sie auch im Winter spielen möchten. Da gibt es ein paar, die das trotz der Kälte machen. Während COVID-19 war das nicht möglich – wir mussten Menschenansammlungen vermeiden. Für uns war es ganz besonders, als es dann wieder losging. Seit ein paar Monaten haben wir auch eine neue Klavierbox, die draußen steht – die andere wurde mal zerstört – und sind froh, dass wir das Ganze in der Zeit von Corona planen und neu aufziehen konnten. Und das funktioniert super. 

Ernest Bittner: Früher hatten wir ein anderes Klaviergestell mit einem Dach. Das war nicht praktisch, das mussten wir immer hin und her fahren: Von der Klaviergalerie mit Rollen bis zur Mariahilfer Straße und wieder zurück. Kannst du dich erinnern, Michael?  

Michael Waldegg (lacht): Das hab ich ganz verdrängt. 

Ernest Bittner: Da musste immer die Straßenbahn warten. Jetzt ist es viel cooler, weil das Klavier die ganze Zeit dort steht, auch in der Nacht. Dank der Unterstützung vom Bettenreiter können wir die Klavierbox auf ihrem Privatgrund direkt stehen lassen. 

Michael Waldegg: Das ist eine Win-Win-Win-Situation für alle. Für Ärzte ohne Grenzen, für Bettenreiter und für die KLAVIERgalerie. Weil wir auf uns alle aufmerksam machen. Ich hab ganz viele Freund:innen, wenn ich denen erzähle, wo ich arbeite, sagen sie: Ah, das ist das mit dem Ärzte ohne Grenzen-Klavier. Viele kennen die Spendenaktion, und da gibt’s nur positive Reaktionen. Es gibt halt selten ein echtes Klavier, das auf der Straße steht. 

Welche herausfordernden Momente gab es? 

Ernest Bittner: Am Anfang war es nicht immer leicht. Wir haben die Genehmigungen vom Magistrat immer nur für sechs Wochen bekommen. Aber jetzt nach einigen Jahren läuft es wunderbar. Um die Anrainer:innen nicht zu stören, haben wir auch eine Dezibel-Messung gemacht. Und wir haben ein gedämpftes, kleines Klavier und spielen nur zwei Stunden am Tag.  

Michael Waldegg: Wir sind jetzt seit insgesamt 15 Jahren dran, weil es eine gute Sache ist. Wir haben da nicht nachgedacht, und Herausforderungen halten uns nicht auf. Mittlerweile haben wir uns sehr gut organisiert: Wir haben Leute, die sehr gerne auf unserem FEURICH-Klavier spielen und aktiv nachfragen, wann sie wieder spielen können. Wir haben einen Pool von 15 Pianist:innen, aber die wechseln natürlich immer. Es gibt auch Leute, die sind nur für ein paar Monate da. Es würden gerne auch noch mehr spielen mit Gesang oder Saxofon. Aber unsere Genehmigung ist nur für Klavier. Wir sind froh, dass trotzdem so viele dabei sind.  

Ernest Bittner: Die klassische Musik kommt sehr gut bei den Leuten an. 

Michael Waldegg: Und Jazz auch. Jedes Mal, wenn ich am Klavier vorbeigehe, steht eine Menschentraube herum und schaut zu. Die Leute machen Videos und tragen das so weiter. Wir schreiben den Klavier-Spieler:innen nicht vor, was sie spielen sollen. Sie können alles spielen, was sie wollen. Ganz frei. Und so sind über die Jahre schon über 57.000 Euro zusammengekommen. 

Was hat euch 15 Jahre lang motiviert? 

Ernest Bittner: Ich finde es einfach ganz wichtig, sich im Leben zu engagieren. Und für mich gibt es einfach keine bessere Organisation als Ärzte ohne Grenzen. Uns gefällt so viel, das kann man gar nicht in Worte fassen: Die viele tollen Mitarbeiter:innen, die sich weltweit einsetzen. Dass die so schnell vor Ort sind, wo alle anderen noch nichts machen. Sie setzen sich auch großen Gefahren aus in diesen Krisengebieten. Das ist absolut bewundernswert. Wenn wir da auch einen kleinen Beitrag leisten können, ist das eine schöne Sache.  

Danke euch für euer Engagement! 

Klavier
MSF

Pianomobil

Montag bis Samstag, 14 – 16 Uhr 
Ecke Mariahilferstraße/Kaiserstraße, 1070 Wien 

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