“Wir werden fast täglich angegriffen“

09.09.2016
Das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Al-Zahraa-Krankenhaus im belagerten Osten Aleppos ist am 6. September bei einem Luftangriff beschädigt worden. Dies war seit Mitte Juli der 13. Angriff auf die acht verbliebenen Kliniken in diesem Teil der Stadt.
Damage in al Daqaq hospital
Damage inside and outside the MSF-supported Al Daqaq hospital after two bombings occured nearby.

Das von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) unterstützte Al-Zahraa-Krankenhaus im belagerten Osten Aleppos ist am Dienstag, 6. September, bei einem Luftangriff beschädigt worden. Dies war seit Mitte Juli der 13. Angriff auf die acht verbliebenen Kliniken in diesem Teil der Stadt, in dem rund 250.000 Menschen unter zunehmend schwierigen Bedingungen gefangen sind. Das Krankenhaus wurde abends bei Bombardierungen getroffen und musste die Aktivitäten einstellen, weil Türen, Fenster und der Stromgenerator zerstört wurden. Glücklicherweise wurden keine Menschen getötet.

„Wir werden fast täglich angegriffen. Alle medizinischen Einrichtungen in der Stadt sind davon betroffen. Wir tun was wir können und nutzen was wir haben, um den Menschen, die in der Stadt eingeschlossen, sind zu helfen“, sagt Physiotherapeut Mustafa Karaman, ein Freiwilliger in einem von Ärzte ohne Grenzen unterstützen Krankenhaus, das zuletzt im August angegriffen wurde. „Das Leben in der Stadt ist fast unmöglich geworden. Aber als medizinisches Personal können wir nicht einfach gehen und die Menschen alleine zurück lassen.“

Seit Mitte Juli wurden alle acht noch aktiven Krankenhäuser im Osten Aleppos mindestens einmal, die Hälfte sogar mehrmals, durch Bombardierungen oder Beschuss beschädigt. Mit dem letzten Angriff am Dienstag waren es insgesamt 13 Angriffe. Alle diese Spitäler werden von Ärzte ohne Grenzen unterstützt.

250.000 Menschen kämpfen um ihr Überleben

Die Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen bedeutet, dass Aktivitäten eingestellt werden müssen – und das in einer belagerten Stadt, in der die Verwundeten und Kranken sich nirgendwo sonst hinwenden können. Manche der Spitäler mussten sich neue Standorte suchen, nachdem sie völlig zerstört wurden. Seit die Kämpfe im von der Opposition kontrollierten Osten der Stadt seit Juli zugenommen haben ist dieser Stadtteil von den Versorgungsstraßen abgeschnitten. Rund 250.000 Menschen sind eingeschlossen und kämpfen um ihr Überleben.

Trotz der Belagerung war es Ärzte ohne Grenzen in den vergangenen Tagen möglich, Hilfslieferungen in die acht noch aktiven Spitäler im Osten der Stadt zu senden. Seit 2014 unterstützt die Organisation die Gesundheitseinrichtungen in Ost-Aleppo mit Medikamenten und medizinischem Material.

Nur noch wenige Ärzte in Ost-Aleppo

In Ost-Aleppo gibt es nur noch ein paar Dutzend Ärzte und Chirurgen, um Hunderttausende Menschen zu versorgen. Das medizinische Personal blickt in eine ungewisse Zukunft: es gibt wenig Vorräte, wenig Platz und keine Möglichkeit, Patienten und Patientinnen in andere Krankenhäuser außerhalb der belagerten Gebiete zu überstellen.

„Alle Kriegsparteien müssen die Regeln des Krieges einhalten. Angriffe auf Krankenhäuser und zivile Infrastruktur müssen aufhören. Schwer Verletzte und Kranke müssen zur Behandlung aus belagerten Gebieten herausgebracht werden können. Die Versorgung der Menschen mit Nahrung, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern wie zum Beispiel Treibstoff darf nicht unterbunden werden“, sagt Pablo Marco, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen und zuständig für die Unterstützung von Gesundheitseinrichtungen in der Region Aleppo.

Ärzte ohne Grenzen betreibt sechs medizinische Einrichtungen im Norden Syriens und unterstützt landesweit mehr als 150 Gesundheitszentren und Spitäler, viele davon in den belagerten Gebieten.