Uganda: Über 900.000 Flüchtlinge aus dem Südsudan benötigen dringend humanitäre Hilfe

19.05.2017
Uganda hat insgesamt über 900.000 Geflüchtete aus dem Südsudan aufgenommen - mehr Menschen als jene, denen in Europa 2016 Asyl gewährt wurde.
A refugee from South Sudan in Palorinya, Uganda
Fabio Basone/MSF
Esther Modong is a refugee from Kajo Keji, South Sudan. She fled over the border to Uganda after fighting erupted in her home town, and is currently residing in Zone 3, Palorinya refugee camp, where conditions are extremely poor.

Uganda hat insgesamt mehr als 900.000 Geflüchtete aus dem Südsudan aufgenommen. Das sind mehr Menschen  als jene, denen in Europa 2016 Asyl gewährt wurde.  Das Land hat mehr Geflüchtete aufgenommen, als jedes andere afrikanische Land. Jede Woche kommen Tausende hinzu. Die ugandischen Behörden geraten an ihre Grenzen. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) warnt, dass die Nothilfe trotz großangelegter humanitärer Hilfsaktionen noch nicht ausreicht.

Den ankommenden Menschen geht es körperlich relativ gut, sie berichten jedoch von massiver Gewalt in ihrer Heimat und während der Flucht: „Sie bringen dich einfach um, egal ob Mann, Frau oder Kind. Ich habe alle meine Geschwister und Verwandten verloren. Das Leben hier ist sehr schwer. Niemand hilft dir.“ Maria* ist eine von mehr als 630.000 Menschen, die seit dem Ausbruch schwerer Gewalt im Südsudan im Juli 2016 nach Uganda flohen.

„Trotz großangelegter humanitärer Hilfsaktionen reicht die Nothilfe nicht aus. Viele Menschen erhalten zu wenig Wasser und Nahrung oder haben keine Unterkunft,“ sagt Jean-Luc Anglade, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Uganda. Viele der Neuankömmlinge müssen daher unter Bäumen schlafen. Bei der Essensausgabe kommt es zu Verzögerungen. Der Mangel an Trinkwasser hat Geflüchtete auch dazu veranlasst, wieder in den Südsudan zurückzukehren.

Zugang zu Wasser eines der größten Probleme

Mehr als 85 Prozent der Neuankömmlinge sind Frauen und Kinder. „Der Zustrom an Menschen reißt nicht ab. Wir brauchen nachhaltige Projekte, um diesen Menschen in den nächsten Monaten und Jahren langfristig zu helfen,“ erklärt Anglade. Ärzte ohne Grenzen betreibt zahlreiche Hilfsprojekte im Südsudan. Aufgrund der humanitären Krise sind Teams seit Juli 2016 zudem in Uganda aktiv. Sie kümmern sich nicht nur um medizinische Hilfe sondern auch um den Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen. Ärzte ohne Grenzen arbeitet in vier Flüchtlingslagern im Nordwesten Ugandas: In Imvepi, Palorinya, Rhino und Bidi Bidi, das mittlerweile als größtes Flüchtlingslager der Welt gilt. Dort leisten die Teams medizinische Hilfe und Geburtshilfe, organisieren Ernährungsprogramme und bieten auch Gesundheitsberatung in den Dörfern an.

Der Zugang zu Wasser ist eines der größten Probleme in den Flüchtlingslagern. Ärzte ohne Grenzen hat daher die Projekte zur Wasserversorgung aufgestockt. In Palorinya werden jeden Tag durchschnittlich zwei Millionen Liter Wasser aus dem Nil aufbereitet, womit über 100.000 Menschen versorgt werden können. Allein im April waren es über 52 Millionen Liter sauberes Wasser.

„Es gibt unendlich viele Herausforderungen,” sagt Casey O’Connor, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Palorinya. „Wir können täglich Millionen Liter Wasser säubern, aber diese müssen alle in Wassertanks gefüllt und in Flüchtlingslager gebracht werden, die bis zu 250 Quadratkilometer groß sind. Nach schweren Regenfällen sind viele Straßen nicht mehr befahrbar. Zehntausende bleiben dann tagelang ohne sauberes Wasser. Wenn die Menschen in der Regenzeit kein aufbereitetes Wasser bekommen, benutzen sie wieder das abgestandene schmutzige Wasser voller Krankheitserreger. Dies kann innerhalb weniger Tage zu Krankheitsausbrüchen führen.“

Neben der Hilfe für Geflüchtete betreibt Ärzte ohne Grenzen in Uganda unter anderem Gesundheitsprojekte für Jugendliche in Kasese und Hilfsprogramme für HIV/Aids-Patienten und -Patientinnen in Fischergemeinden an den Seen George und Edward.

*Name geändert