Tuberkulose: Johnson & Johnson muss Medikamenten-Preis senken

10.10.2019
Johnson und Johnson muss den Preis für das Tuberkulose-Medikament Bedaquilin senken. Mit einer weltweiten Kampagne fordern wir einen Preis von 1 US-Dollar je Patientin oder Patient pro Tag, damit mehr Menschen gegen resistente Formen der Tuberkulose behandelt werden können.
Johnson & Johnson demonstration - bedaquiline
Melissa Pracht/MSF
MSF's Access Campaign and MSF-USA held a demonstration across form the J&J shareholders' meeting on April 25, 2019, in New Brunswick, New Jersey. The message was for J7J to bring down the price of newer TB drug bedaquiline to $1 per day.

Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE Das Pharmaunternehmen Johnson und Johnson (J&J) muss den Preis für das Tuberkulose-Medikament Bedaquilin senken. Mit einer weltweiten Kampagne fordert Ärzte ohne Grenzen einen Preis von 1 US-Dollar je Patientin oder Patient pro Tag, damit mehr Menschen gegen resistente Formen der Tuberkulose (DR-TB) behandelt werden können. Bedaquilin ist eines der modernsten Medikamente zur Behandlung von DR-TB. J&J verlangt jedoch so hohe Preise, dass viele Menschen, die eine Therapie mit Bedaquilin bräuchten, diese nicht erhalten. Dies ist auch deshalb untragbar, weil große Summen öffentlicher, gemeinnütziger und wohltätiger Gelder in die Entwicklung von Bedaquilin geflossen sind.

 

Auch an Studien zur Anwendung des Medikaments hatten öffentlich finanzierte Forschungseinrichtungen, Gesundheitsministerien und nichtstaatliche Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen einen entscheidenden Anteil. Trotzdem hält in vielen Ländern allein J&J das Patent an Bedaquilin. Der niedrigste Preis, zu dem J&J das Medikament derzeit verkauft, liegt bei 2 US-Dollar pro Tag je Patientin oder Patient. Dies entspricht einem Preis von fast 1.200 US-Dollar für eine 20-monatige Behandlung, die viele Betroffene benötigen. In etlichen Ländern liegt dieser Preis sogar weit höher. Die hohen Preise hindern viele besonders von TB betroffene Länder daran, ihre Behandlungsprogramme auszuweiten.

Bedaquilin ist eines von lediglich drei neuen TB-Medikamenten, die in den vergangenen 50 Jahren entwickelt wurden. Bisherige Therapien von DR-TB waren langwierig und schmerzhaft und oft mit schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Psychosen und Gehörverlust verbunden. Die Heilungschancen lagen bei lediglich 55 Prozent für resistente und 34 Prozent für extrem resistente TB.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Bedaquilin seit einem Jahr als Hauptbestandteil neuer, rein oral zu verabreichender, Therapien. Der zunehmende Einsatz von Bedaquilin zeigt bereits Erfolge – sogar bei Patientinnen und Patienten mit schlechteren Heilungschancen, wie Menschen mit HIV und mit extrem resistenter TB. Doch bislang wurden weniger als 12.000 Menschen mit Bedaquilin behandelt. Dabei bräuchten geschätzte 80 Prozent der 558.000 Menschen, die laut WHO jährlich eine DR-TB entwickeln, das Medikament.

Die rasche Ausweitung der Behandlungen mit Bedaquilin kann nur dann erfolgen, wenn J&J den Arzneimittelstoff allgemein zugänglich macht – durch eine Preissenkung, aber auch indem es anderen Medikamentenherstellern erlaubt, generische Versionen herzustellen.   

Ärzte ohne Grenzen behandelt Patientinnen und Patienten mit TB seit rund 30 Jahren und ist heute einer der größten nichtstaatlichen Akteure in der Behandlung der Krankheit. Bis September 2018 hat Ärzte ohne Grenzen in 14 Ländern mehr als 2.000 Menschen mit den neueren Medikamenten behandelt, darunter 633 mit Delamanid – einem weiteren der drei neuen TB-Medikamente, die in den vergangenen 40 Jahren entwickelt wurden –, 1.530 mit Bedaquilin und 227 mit einer Kombination aus beiden Medikamenten.