Tripolis: Gewalt bedroht Flüchtlinge

19.12.2019
Der Konflikt in und um die libysche Hauptstadt eskaliert. Landesweit leben tausende Flüchtlinge in Internierungslagern. Andere werden nun schutzlos sich selbst überlassen und damit erst recht der Gefahr von Menschenhandel, Sklaverei und Missbrauch ausgesetzt.
Trapped in Danger
Aurelie Baumel/MSF
In the Dahr-el-Jebel detention centre, between the towns of Zintan and Yefren, nearly 500 people, most from Eritrea and Somalia, remain locked up. The majority is stranded in this mountainous region, south of Tripoli, after being transferred there in September 2018 during armed clashes in the capital. Away from the immediate danger of the fighting, they were forgotten by almost everyone. When MSF began working there in May 2019, we were horrified to discover that at least 22 migrants and refugees had died of diseases, mainly tuberculosis. IOM and UNHCR were supposed to provide assistance, including medical care and protection services. Today the medical situation remains worrying. Our teams working in this detention centre may not see widespread abuses committed by the guards that are common in other centres, but the protracted detention and the uncertainty are becoming every day more unbearable for our patients. More than a hundred of those held in the Dhar-el-Jebel detention centre are unaccompanied children.

Der Konflikt in und um die libysche Hauptstadt eskaliert. Landesweit leben tausende Flüchtlinge in Internierungslagern. Andere werden nun schutzlos sich selbst überlassen und damit erst recht der Gefahr von Menschenhandel, Sklaverei und Missbrauch ausgesetzt.

Die Spirale der Gewalt in und um Tripolis eskaliert weiter – zulasten der Zivilbevölkerung. Auch in bewohnten Gebieten gibt es willkürliche Bombardierungen, Feuergefechte und Luftangriffe. Besonders gefährdet sind auch jene Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten die in Internierungslagern der libyschen Hauptstadt eingesperrt sind. Einige dieser Lager liegen an oder in unmittelbarer Nähe zu den Frontlinien.

„Kein sicherer Ort"

„Libyen ist kein sicherer Ort für Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten. Abgesehen von der zusätzlichen Gefahr durch die Kampfhandlungen drohen ihnen Gewalt, Missbrauch, Zwangsarbeit und Sklaverei“, kritisiert Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich.  „Die Europäische Union kann nicht länger so tun, als ob sie in Libyen in Sicherheit wären.  Wir fordern die sofortige Evakuierung dieser besonders schutzbedürftigen Menschen.“

UNHCR-Schätzungen zufolge werden in Libyen 4.500 Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten in zahlreichen Haftanstalten interniert. Teams von Ärzte ohne Grenzen haben eingeschränkten Zugang zu einigen dieser Lager, um den Gefangenen mit medizinischer wie psychosozialer Ersthilfe, Medikamenten, Lebensmitteln und Trinkwasser zu helfen.

"Trügerische „Freiheit“

Viele der Internierten wurden von der libyschen Küstenwache im Mittelmeer aufgegriffen und gewaltsam zurückgebracht. In Folge der Gewalteskalation in und um Tripolis sind die Milizen dazu übergegangen, einige der Aufgegriffenen nicht mehr in Internierungslager zu bringen, sondern sie in Tripolis „freizulassen“. Für die Betroffenen ist das keineswegs eine Verbesserung. Vielmehr werden sie mitten im Konfliktgebiet schutzlos der Gefahr von Menschenhandel, Missbrauch, Sklaverei und schwerer Gewalt ausgesetzt.