Südsudan: Schwere Kämpfe rund um Kodok zwingen 25.000 Menschen zur Flucht

27.04.2017
Knapp 25.000 Menschen sind in den vergangenen Tagen vor Kämpfen in Kodok geflohen, wo sich die Auseinandersetzungen zwischen der SPLA und der bewaffneten Agwelek-Gruppe intensiviert haben.
A families slowly makes its way to Kodok
Elena Grandio/MSF
Since late January, thousands of people have fled fighting around Wau Shilluk in the Greater Upper Nile and moved to Aburoch town and the bushy areas south of Kodok. The humanitarian needs of those that fled are vast and are not being met. Most of the people who fled left all their belongings behind. They walked for days to escape the violence, resting where they could along the road.

Knapp 25.000 Menschen sind in den vergangenen drei Tagen vor Kämpfen aus dem Gebiet um die Stadt Kodok im Norden des Südsudan geflohen. Dort haben sich die Auseinandersetzungen zwischen der südsudanesischen Armee (SPLA) und der bewaffneten Agwelek-Gruppe intensiviert. Die Vertriebenen haben weder ausreichend Wasser noch Nahrungsmittel und kaum Zugang zu medizinischer und humanitärer Hilfe. Aufgrund der zunehmenden Unsicherheit am Westufer des Nils mussten Hilfsorganisationen ihre Aktivitäten in der Region aussetzen.

„Das ist der Beginn einer Katastrophe“, sagt Marcus Bachmann, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) im Südsudan. „Gerade jetzt, da der Bedarf an Hilfe riesig ist, haben die Krankenhäuser in der Gegend ihren Betrieb eingestellt. Die Versorgung mit Trinkwasser ist unregelmäßig. Gestern wurde den Vertriebenen wegen der Kämpfe gar kein Wasser gebracht. Die Menschen sind der enormen Hitze und anderen Witterungseinflüssen ausgesetzt. Das wird dazu führen, dass bald viele an chronischer Dehydrierung, Durchfall oder Cholera erkranken werden.“

Zivilisten müssen vor Kampfhandlungen geschützt werden

Da die Frontlinien sich schnell verschieben, ist es für die Menschen schwer, der Gewalt zu entkommen. Ohne Schutz werden viele von ihnen kaum eine andere Möglichkeit haben, als in den Sudan zu fliehen, um dort in Lagern unterzukommen. Der Weg dorthin ist beschwerlich und dauert zu Fuß mehrere Tage. Unterwegs gibt es kaum Möglichkeiten, an Wasser und Nahrung zu kommen.

„Wir fordern beide Konfliktparteien auf, Zivilisten vor den Kampfhandlungen zu schützen und ihnen Zugang zu lebenswichtiger humanitärer Hilfe zu ermöglichen“, so Bachmann. „Da wir einen Großteil unserer Aktivitäten einstellen mussten, haben wir unsere Mitarbeiter mit Notfall-Rucksäcken versorgt. Sie enthalten lebensrettende Medikamente und Hilfsgüter. So können unsere Mitarbeiter, die mit den Menschen fliehen, diesen unterwegs zumindest einfachste medizinische Hilfe leisten.“

Wahrscheinlich werden sich in der nächsten Zeit immer mehr Menschen auf den Weg in den Sudan machen, um nicht während der kommenden Regenzeit in der Konfliktregion festzusitzen.

Zu wenig Wasser

Die Versorgung mit sauberem Wasser ist weiterhin ein großes Problem. Am Dienstag standen für die Vertriebenen in und um die Stadt Aburoc nur 60.000 Liter Wasser zur Verfügung. Das sind durchschnittlich 1,7 Liter pro Person. Zum Überleben benötigt ein Mensch zweieinhalb bis drei Liter pro Tag. Am Mittwoch wurde wegen der Kämpfe gar kein Wasser geliefert. Die Wassertransporter stehen bereit, können aber erst eingesetzt werden, wenn sich die Sicherheitslage verbessert hat.

Ärzte ohne Grenzen leistete in der Region medizinische Hilfe für rund 13.000 Vertriebene, die im Jänner vor Kämpfen geflohen waren. Die Organisation betrieb dort ein Krankenhaus und zwei mobile Kliniken. Diese Hilfe musste nun unterbrochen werden.