Überschwemmungen verschärfen humanitäre Krise

31.10.2019
SÜDSUDAN
Schon jetzt sind zwei Drittel der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen. Nun droht ein Anstieg von lebensbedrohlichen Krankheiten und Giftschlangenbissen.
Floods in Pibor
MSF
Kandoko school, norht of Pibor.

Juba, Wien, 30. Oktober. Schon jetzt benötigen sieben Millionen Menschen – zwei Drittel der Bevölkerung des Südsudans – dringend humanitäre Hilfe. Nun verschärfen schwere Überschwemmungen ihre Situation noch zusätzlich.

Nach Schätzungen des UNHCR sind im Osten und Südosten des Südsudan mehr als 200.000 Menschen von schweren Überschwemmungen betroffen. Auch Einrichtungen von Médecins Sans Frontières (MSF)/Ärzte ohne Grenzen (MSF) wurden überschwemmt. In Pibor, im Osten des Landes, wurde ein Krankenhaus vollständig überflutet. Ärzte ohne Grenzen war gezwungen, lebensrettende Maßnahmen zu reduzieren, Patientinnen und Patienten mussten entlassen werden. Um die Gesundheitsversorgung weiterhin zu gewährleisten, baute Ärzte ohne Grenzen eine Zeltanlage auf einer Anhöhe. Auch diese dürfte in wenigen Tagen überflutet werden.

Krankes Kind stirbt nach Stromausfall

„Die restlichen neun Patientinnen und Patienten werden so schnell wie möglich an einen sichereren Ort gebracht. Mit einem aufgestockten Team arbeitet Ärzte ohne Grenzen daran, erneut umzusiedeln und einer weitere temporäre Zeltanlage an einem noch höher gelegenen Standort zu errichten“, berichtet Roderick Embuido, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan.

Auch im Nordosten des Landes ist die Lage kritisch. In einem Gesundheitszentrum von Ärzte ohne Grenzen in Maban starb ein schwer krankes, auf Sauerstoffversorgung angewiesenes Kind, weil überflutete Generatoren einen Stromausfall verursachten. Auch hier wurde ein Gesundheitszentrum von Ärzte ohne Grenzen geflutet, Straßen waren unpassierbar.

Risiko von Krankheiten steigt

„Wir machen uns große Sorgen um die Bevölkerung in den Randgebieten um Pibor und Maban“, sagt Kim Gielens, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Südsudan. „Mit steigendem Wasserspiegel und verschmutztem Wasser steigt das Risiko eines Ausbruchs von lebensgefährlichen Krankheiten wie Cholera oder Hepatitis A.“

Gielens weiter: „Auch bei akuten wässrigen Durchfällen, Malaria und Atemwegsinfektionen - drei der größten Todesursachen im Südsudan - ist mit einem raschen Anstieg zu rechnen. Die Bevölkerung von Pibor ist von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten. Internationale und nationale Organisationen müssen unverzüglich tätig werden, um die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser, Unterkünften und medizinischer Versorgung sicherzustellen.“

Lebensmittelpreise verdreifachen sich

Durch die Überschwemmungen wurden viele Nahrungsmittelvorräte zerstört. Ärzte ohne Grenzen warnt daher vor einem erhöhten Risiko von Mangelernährung. Patientinnen und Patienten in Maban erzählen, dass die wenigen auf den Märkten verfügbaren Lebensmittel nun dreimal so teuer und damit unbezahlbar geworden sind.

Im Südsudan behandelt Ärzte ohne Grenzen jährlich fast 300.000 Malaria-Kranke. Malaria ist die größte Todesursache für Kinder unter fünf Jahren. Eine Zunahme dieser durch Insekten übertragenen, lebensbedrohlichen Krankheit hätte schwerwiegende Folgen für Menschen ohne Zugang zu medizinischer Versorgung.

Auch Schlangen suchen trockene Gebiete auf

Ärzte ohne Grenzen ist auch besorgt über das Risiko einer Zunahme von Schlangenbissen. Wie die von den Überschwemmungen vertriebenen Menschen bewegen sich auch Giftschlangen in Richtung der trockenen Gebiete. Schlangenbisse wurden im Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in Pibor behandelt, zu dem die Menschen nun keinen Zugang mehr haben.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1983 im Südsudan tätig und bietet medizinische Versorgung in vielen Teilen des Landes, in denen der Zugang zu medizinischer Versorgung und anderen humanitären Dienstleistungen nach wie vor eingeschränkt ist. Landesweit gibt es 15 Projekte. Als unabhängige und neutrale Nothilfeorganisation ist Ärzte ohne Grenzen imstande, rasch auf Notfälle zu reagieren und medizinische Hilfe zu leisten.

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